zurück
WÜRZBURG
Neue Arena als Stadtbaustein Würzburgs
Nordöstlich des Berliner Rings (Kreis unten) soll die neue Multifunktionsarena in Würzburg gebaut werden.
Foto: Illustration: Albert Speer + Partner | Nordöstlich des Berliner Rings (Kreis unten) soll die neue Multifunktionsarena in Würzburg gebaut werden.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:43 Uhr

Neue Halle könnte schon 2014 stehen“ (März 2012)

„Würzburgs Arena kann kommen“ (Januar 2013)

„Positives Echo auf die Arena-Pläne in Würzburg“ (Januar 2013)

Mit diesen Schlagzeilen wurden in der Vergangenheit die öffentlich gewordenen Pläne für eine moderne Multifunktionsarena in Würzburg begleitet. Bis heute, über vier Jahre später, kam es nicht zum Spatenstich. Weil die Umsetzung sich offensichtlich als schwieriger gestaltete als erwartet. Nun aber ist wieder Bewegung in die Planungen gekommen, die zwischenzeitlich offenbar verschüttet waren. Ein privates Konsortium, dessen Mitglieder sich noch nicht öffentlich präsentieren wollen, hat sich in Zusammenarbeit mit der Stadt des Themas nicht nur angenommen, sondern die Planungen offenbar richtig vorangetrieben. Was bisher geschah:

Seit der Würzburger Unternehmer Gerold Bader das 21 000 Quadratmeter große Grundstück am Berliner Ring, östlich der Grombühlbrücke, sein Eigen nennt, also seit Ende 2012, gilt der Standort als erste Adresse für eine neue Arena in der Domstadt. Und Würzburgs Bundesliga-Basketballer galten stets als die Zugnummer, die Hallenpläne befeuerte, vor allem nach dem Aufstieg in die Bundesliga 2011. Sportlicher Erfolg aber ist selten bis ins Detail planbar (wie der Abstieg 2014 mit einhergehender Fast-Pleite den Würzburgern schmerzhaft zeigte). Verschwindet der Erfolg, verschwinden oft auch Euphorie und Risikobereitschaft mit ihm.

Das Vorbild Ulm/Neu-Ulm

Vermutlich auch deshalb heben die Macher, die nun in einem weiteren Anlauf die neue Arena in Angriff nehmen, deren Multifunktionalität hervor, die weit über den Sport hinausgehen soll. Neben den Bundesliga-Basketballern von s.Oliver Würzburg spielen sicherlich auch die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe, die derzeit an die Tür zum Oberhaus anklopfen, eine Rolle in den Überlegungen. Sicher sind auch Boxkämpfe oder Ähnliches denkbar – aber noch viel häufiger sollen sich Musikanten aller Genres die Klinke in die Hand geben.

Messen, Kongresse, Tagungen, Verkaufsbörsen – all dies soll die Wirtschaftlichkeit des noch genau auszulotenden Betreiberkonzepts garantieren.

Obwohl die Halle eben nicht ausschließlich Sportstätte sein soll, so drängt sich ein Vergleich doch auf: Würzburgs Basketballer schielen stets ein wenig neidisch nach Ulm und Neu-Ulm. Dort entstand innerhalb von drei Jahren und nach nur 19-monatiger Bauzeit für 28 Millionen Euro eine moderne Arena, ohne die der sowohl sportliche als auch wirtschaftliche Aufschwung des Basketball-Bundesligisten ratiopharm Ulm undenkbar gewesen wäre.

Ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten

Die Halle entstand durch eine Kooperation der Städte Ulm und Neu-Ulm. Bis Ende 2011 spielten die Ulmer in einer in die Jahre gekommenen Schulsporthalle auf dem Ulmer Kuhberg, wo 3000 Menschen Platz fanden und die den Ansprüchen der Liga bald nicht mehr genügte.

Seit dem Umzug in die neue, beim Basketball 6000 Zuschauern Platz und ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten bietenden Arena sind die Schwaben im sportlichen Höhenflug, erreichten vergangene Saison das Finale um die deutsche Meisterschaft und schlossen am gestrigen Montag die Hauptrunde der aktuellen Spielzeit als Tabellenerster ab.

Das emotionale Zugpferd

Genau diese Entwicklung schwebt Würzburgs Basketballern vor, die mit ihrer 3140 Zuschauer fassenden, alten und bestimmt nicht mehr ehrwürdigen s.Oliver Arena seit geraumer Zeit hadern und nach einem zwar versöhnlichen Saisonendspurt, aber auch einer doch verkorksten Spielzeit im Niemandsland der Tabelle möglichst flott in die nationale Spitze vorstoßen wollen.

Als „emotionales Zugpferd“ verstehen sich Würzburgs Basketballer beim Thema neue Arena, und die Menschen, die an ihr gerade im Hintergrund basteln, sind inzwischen offenbar größere Schritte vorangekommen.

Lobende Machbarkeitsstudie

Jedenfalls haben die Experten von Albert Speer + Partner (AS+P), ein auch international renommiertes Büro für Architektur und Stadtplanung, den Standort in Hauptbahnhof-Nähe an der Schweinfurter Straße in einer städtebaulichen Machbarkeitsstudie belobigt (siehe Infobox oben). Die Architekten und Städteplaner von AS+P halfen unter anderem bei Bewerbungen für Olympische Spiele sowie Fußball-Weltmeisterschaften, erstellten die Standortstudie für die Münchner Allianz Arena und einen Masterplan für die Kölner Innenstadt, sie kümmern sich aktuell um die Fußballarenen in Freiburg und Karlsruhe sowie um das neue Olympiastation in Berlin. Zudem sind sie auch mit der Standortsuche für ein zweitligataugliches Stadion in Würzburg betraut.

AS+P-Geschäftsführer Friedbert Greif betonte bezüglich der geplanten Multifunktionshalle in Würzburg nicht nur „eine hervorragende Erschließungsqualität im öffentlichen Nahverkehr“, er spricht über die Arena sogar von einem „Würzburger Stadtbaustein“, der die „Stadt in der öffentlichen Wahrnehmung positiv“ präsentieren könne. „Darüber hinaus böte sich „als Nutzungssynergie die Inanspruchnahme der umliegenden Stellplatzpotenziale im Bereich der bestehenden und geplanten Parkhäuser am Rande der Würzburger Innenstadt an“, so Greif.

Das Betreiberkonzept

Im Zuge des Baus der Arena, die davon profitieren könnte, dass das Quellenbachparkhaus neben dem Hauptbahnhof erweitert werden soll, ist unter anderem geplant, die Pleichach vom Bahnhof bis zum Novum zumindest teilweise zu renaturieren, was zusätzliche Grünflächen in der Stadt schaffen würde. Weil in das gesamte komplexe „Projekt Multifunktionsarena“ auch EU-Recht, Gesellschaftsrecht und Steuerrecht hineinspielen, wollen und können die Macher derzeit noch keine seriösen Angaben darüber machen, wann der Spatenstich denn nun erfolgt.

Außerdem, so heißt es, wird auch das Betreiberkonzept ständig konkretisiert und weiterentwickelt, weil die Halle ja auch in ein paar Jahren noch rentabel bewirtschaftet werden soll. Das größte Problem solcher Arenen – das zeigt die Vergangenheit andernorts – ist der Umstand, dass allzu oft und vor allem allzu hoch Darlehen während des aktuellen Betriebs bedient werden müssen, was den Betreibergesellschaften häufiger die Luft abschnürte. Genau dies soll in Würzburg vermieden werden, weshalb das genaue Betreiberkonzept noch ausgeklügelt werden muss.

Und wer weiß: Sollte dies bald gelingen – vielleicht wird die Schlagzeile „Neue Arena als Stadtbaustein Würzburgs“ dann in drei Jahren endlich Wirklichkeit geworden sein.

Experten-Einschätzung

Friedbert Greif, Geschäftsführer des Büros Albert Speer + Partner, das die städtebauliche Machbarkeit einer Multifunktionsarena in der Schweinfurter Straße geprüft hat, beurteilt die Pläne in Würzburg so: „Die Entwicklung einer funktionalen, modernen und flexibel ausgerichteten Veranstaltungsstätte in fußläufiger Nähe zur Würzburger Innenstadt steht im Gegensatz zur aktuellen Entwicklungstendenz, neue Veranstaltungsstätten aufgrund von Verkehrs- und Emissionsüberlegungen am Stadtrand beziehungsweise vor der Stadtgrenze zu realisieren. Der zukünftige Standort der Arena östlich der Grombühlbrücke verfügt aufgrund der Nähe zum Würzburger Hauptbahnhof über eine hervorragende Erschließungsqualität im öffentlichen Nahverkehr. Die Randlage zur Bahn bietet weiterhin die Möglichkeit, die Arena den Reisenden im Fern- und Nahverkehr der Bahn als neuen ,Würzburger Stadtbaustein' vorzustellen und dadurch Projekt und Stadt in der öffentlichen Wahrnehmung positiv zu präsentieren.“ tbr
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Thomas Brandstetter
Albert Speer
Multifunktionsarena Würzburg
Basketballspieler
Gerold Bader
Machbarkeitsstudien
Ratiopharm
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top