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Bergtheim
Meinung zum "Fachgespräch" zur Mainwasser-Leitung: Fatale Signale für Landwirte und Öffentlichkeit
Ist es okay, wenn Würzburger Behördenvertreter Landwirten Mainwasser für die Bergtheimer Mulde ankündigen? Nein, meint unsere Autorin, so gehe Vertrauen verloren. 
Trockenes Feld: Im Würzburger Norden fehlt es an Wasser. 
Foto: Thomas Obermeier (Archivfoto) | Trockenes Feld: Im Würzburger Norden fehlt es an Wasser. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 04.05.2024 02:41 Uhr

Wasser Marsch! Die Äußerungen von Vertretern des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg und der Regierung von Unterfranken können so verstanden werden, als sei die Wasserleitung vom Main in die Bergtheimer Mulde bereits beschlossene Sache. Nicht nur diese Redaktion hat die Behördenvertreter so verstanden, auch Bürgermeister Konrad Schlier, Landwirte und andere Teilnehmer, mit denen im Nachgang gesprochen wurde. Dass die Behörden sich im Nachhinein falsch verstanden fühlen, macht ihre Aussagen nicht ungeschehen.

Dabei wird gerade erst untersucht, welche Auswirkungen eine Wasserleitung hätte und welche Alternativen es gibt. Wie viel die acht Kilometer Leitung vom Ufer auf den Berg kostet und wer das bezahlen soll, ist auch noch nicht geklärt. 

Trügerische Sicherheit für die Landwirte

Bei der Veranstaltung in Bergtheim sind zwei deutliche Signale gesendet worden. Das Signal an die Landwirte: Macht euch keine Sorgen, Wassersparen wird dauerhaft nicht nötig sein, denn bald könnt ihr wieder reichlich bewässern. Eine trügerische Sicherheit für die Bauern, falls das Mainwasser-Projekt nicht realisiert wird.

Und falls die Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis kommt, dass es wirtschaftlich, technisch, ökologisch und gesellschaftlich für die Kulturlandschaft rund um Bergtheim gut ist, die Mainwasser-Leitung zu bauen? Dann dürften einige an deren Objektivität zweifeln. Denn das ist das zweite Signal: Wer die Studie bezahlt, ist sich anscheinend jetzt schon ziemlich sicher, wie ihr Ergebnis aussieht – der Freistaat Bayern trägt mit 153.000 Euro 75 Prozent der Kosten. So geht das Vertrauen in die Untersuchung verloren, die wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bringen soll.

Ein fatales Signal auch für Diskussionen über andere Projekte, wie sie derzeit zum Beispiel über die Weinbergbewässerung in Iphofen oder bald in Würzburg geführt werden. Auch hier prüft eine Machbarkeitsstudie derzeit, ob Mainwasser-Speicher für den Würzburger Stein machbar wären.   

Wasseruhr-Skandal hat Vertrauen in Behörden erschüttert

In der Bergtheimer Mulde haben Behörden sowieso schon Vertrauen verspielt. Stichworte: Skandal um die rückwärts laufende Wasseruhr, jahrelang fehlende Kontrollen der Brunnen, fragwürdige Genehmigung eines Tiefenbrunnens zur Feldbewässerung. Das sollten Behördenvertreter bedenken, wenn sie sich äußern.

Zur Bergtheimer Veranstaltung waren keine Journalisten eingeladen. Die Behörden wussten nicht, dass diese Redaktion trotzdem da war. Das erklärt die fragwürdigen Aussagen vielleicht ein Stück weit, macht die Sache aber nicht besser. Sollte die Öffentlichkeit nicht davon ausgehen können, dass Behördenvertreter gegenüber Landwirten nur das sagen, was alle hören dürfen?

 
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Kommentare
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  • Andreas Gerner
    Bei dem Artikel handelt es sich um ein Meinungsstück, wir verwenden dafür in der Überschrift die Kennzeichnung "Meinung".
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  • Georg Schulz-Hertlein
    Hier 3 Minuten aus der Tagesschau vom März 2024... https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesthemen/video-1315266.htm

    Aber wer glaubt schon das was in der Tagesschau kommt, oder irgendwelche Studien berechnen... wir haben nicht mehr viel zeit unsere landnutzung zu verändern...
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Auch wieder einer dieser Punkte

    wo die "Große Politik" für eine Lobby alles tut/ so ziemlich alle Tatsachen ignoriert, um dem "Rest" der Wähler/innen (sowie im Endeffekt auch sich selber) für die Zukunft weiteren Frust/ Ärger zu bereiten. Mal sehen, wer/ was dann daran schuld ist, wenn "uns" das auf die Füße fällt:
    Der Ausstieg aus der Kernenergie?
    Die Gewerkschaften?
    Die Zugewanderten?
    Der internationale Preisdruck?
    Ach nein, ich weiß: wir Normalbürger/innen werden selber schuld sein, weil wir ja weiterhin die umweltschädlich produzierten (regionalen) Lebensmittel nachgefragt haben!
    Und die "Große Politik" wird (einmal mehr) konstatieren, sich ohnmächtig zu fühlen - weil sie ja leider aus Rücksicht auf ... keine Randbedingungen setzen konnte, als noch Zeit dafür war.
    Wer hält dagegen?
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  • Armin Genser
    Der Umgang der bay. Staatsregierung mit dem Thema Wasser ist scheinbar auch die Vorlage für die örtlichen Behörden.
    Viel Ankündigungen die in der Praxis ohne Folgen bleiben: Wasserzukunft Bayern 2050 - toll, bitte umsetzen!!! Wassercent - wann? Für wen? Wie viele Ausnahmen? Digitale Wasseruhren - 5 Jahre Pilotprojekt für eine Technik die sich in anderen Bundesländern längst bewährt hat. Wasserschutzgebiete Bayern 5,1% der Landesfläche - Nordrhein-Westfalen 12%, Baden-Württemberg 26%, Hessen 30 %... Wassersensible Siedlungsentwicklung, Leitfaden für Kommunen - weitgehend ohne Ergebnisse...
    Viel Hochglanzpapier, ohne wesentliche Resultate.

    Danke für ihre kritischen Artikel zum Thema Wasser, Frau Göbel. Sie bringen es auf den Punkt.
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  • Harald Bach
    Dazu passt auch die Meldung in der MP, dass CSU u FW im Landtag die Kontrolle des Wasserverbrauchs ablehnen. Transparenz schaut anders aus! Aber das war ja noch nie die Stärke der Politik.
    Aber wehe, die Oma holt ne Gießkanne zuviel aus dem örtlichen Bächlein 😉
    Was lernt man daraus? Wenn man die richtigen Leute kennt, kann man machen was mal will !
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