Wie wird der Steinberg in 50 Jahren aussehen? "Wenn der Klimawandel so weiter geht, werden wir die Rebflächen ohne Bewässerung verlieren", sagt Thilo Heuft, Leiter des Staatlichen Hofkellers in Würzburg. Denn weniger Regen und mehr Hitze machten den Reben der bekanntesten Weinlage Frankens zu schaffen. "Jetzt wird zum Problem, was bislang der Vorteil des Steinbergs war", sagt Heuft. "Durch Steilheit und Südwest-Lage ist er besonders heiß und trocken."
Bislang werden am Stein nur junge Reben gegossen. Doch der schneller voranschreitende Klimawandel würde es immer schwerer machen, dort Wein in der gewünschten Qualität zu produzieren, sagt der Hofkeller-Leiter: "In den letzten fünf Jahren fehlt uns ein komplettes Jahr Regen."
Würzburgs Klimabürgermeister Heilig will den Weingütern helfen - aber es geht um mehr
Der Staatliche Hofkeller, das Juliusspital und das Bürgerspital besitzen den größten Teil der 85 Hektar großen Weinlage. 2021 schlugen die Weingutsleiter der Stadt vor, ein gemeinsames Konzept für die nachhaltige und umweltverträgliche Bewässerung am Steinberg und dem benachbarten Pfaffenberg zu erstellen. Das Umwelt- und Klimareferat entwickelte daraufhin Ideen und stellte Förderanträge. Im Herbst 2022 stimmte der Stadtrat den Plänen einstimmig zu. Seit diesem Januar untersucht nun ein Ingenieurbüro drei Möglichkeiten der Bewässerung.
Würzburgs Klimabürgermeister Martin Heilig betont, dass eine Bewässerung nicht nur Hilfe für die Weingüter wäre. Der seit knapp 500 Jahren mit Wein bepflanzte, weltbekannte Steinberg präge Würzburgs Identität und Kultur. Außerdem würden die Reben zur Kühlung der Stadt beitragen, denn Pflanzen senken die Temperatur der Umgebung durch Verdunstungskühle ab: "Gerade in unserer Kessellage brauchen wir alles, was wir an Grün haben", sagt Heilig. Und: "Niemand will sich einen kahlen Steinberg vorstellen."
Neue Idee zur Bewässerung: Mainwasser im Winter an anderer Stelle speichern
Doch woher soll das Wasser für die Reben kommen? Trinkwasser ist tabu. Mainwasser darf im Sommer, wenn man es bräuchte, häufig nicht entnommen werden, weil der Wasserstand des Flusses dafür zu niedrig ist. Aber für große Wasserspeicher ist am Steinberg wenig Platz.
Im Umwelt- und Klimareferat ist man auf eine neue Idee gekommen: Man könnte Becken an einer anderen Stelle des Stadtgebiets bauen und dort im Winter Mainwasser speichern. "Wenn man dann im Sommer am Steinberg Wasser zur Bewässerung entnimmt, würde man es gleichzeitig aus den Becken dem Fluss zuführen", erklärt Moritz Reiniger von der Stabstelle Gewässerentwicklung im Umwelt- und Klimareferat. Wo man diesen Speicher plant, will man noch nicht sagen.
Denn auch der Bau von Regenrückhaltebecken am Steinberg oder das Bohren von Brunnen, um dort Uferfiltrat zu entnehmen, werde geprüft, so Reininger: "Möglicherweise könnten diese Möglichkeiten auch kombiniert werden."
Bis Ende 2023 soll die Machbarkeitsstudie Aussagen über Realisierbarkeit, Kosten, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit liefern. Die Stadt lässt auch untersuchen, inwieweit sich der Wasserbedarf durch eine Erhöhung des Humusanteils, Beschattung oder andere Anbaumethoden senken lässt. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim begleitet die Machbarkeitsstudie vor allem mit Blick auf Maßnahmen, die die biologische Vielfalt fördern.
Auch die Würzburger Parkbäume sollen Wasser bekommen
Neben jährlich etwa 100.000 Kubikmeter Wasser für rund 150 Hektar Weinberg sollen in Würzburg 80.000 Kubikmeter zur Bewässerung städtischen Grüns bereit gestellt werden. "Das Gartenamt muss Straßen- und Parkbäume zunehmend mit Wasser versorgen", sagt Bürgermeister Heilig. Sei das im Sommer nicht mit Mainwasser erlaubt, werde mit Grundwasser gegossen: "Auf Dauer ist das keine Lösung."
Finanziert wird die rund 150.000 Euro teure Studie zu 75 Prozent vom Freistaat. 15 Prozent der Kosten übernehmen die Weingüter, zehn Prozent die Stadt. Außer den drei großen Weingütern sind auch das Weingut am Stein Ludwig Knoll, das Weingut Reiss und weitere private Winzer beteiligt.
Wieviel die Umsetzung des Konzepts dann kosten wird, wissen die Winzer noch nicht. Klar ist, dass sie in Pumpen, Leitungen und Schläuche für Tröpfchenbewässerung investieren müssten. "Das muss sich dann alles rechnen", sagt Horst Kolesch, Leiter des Weinguts Juliusspital. "Aber ohne Bewässerung wird es für den Weinbau am Stein kritisch."
Aber bei der zunehmenden Wasserknappheit wird es irgendwann dazu kommen, dass man Prioritäten setzen muss.
Und da ist es weitaus wichtiger, die Ernährung zu sichern als Luxusprodukte wie Wein (und Bier!) künstlich zu hätscheln.
Da müssen wir uns mittelfristig leider drauf einstellen. Schade, auch ich trinke gern mal einen Schoppen, aber lieber keinen Schoppen, aber dafür genug zu essen.
@Duckstein: Das Wasser ist nicht weg, es fehlt nur woanders.
Werden da eigentlich überregionale Konzepte entlang des Mains verfolgt?
Oder kann und darf da jeder Weinbauverband seine eigene Wasserentnahme planen und durchführen?
Werden die Kosten auf den Wein(Trinker) umgelegt oder auf die Gemeinschaft der Steuerzahlenden?
Warum muss man Suchtmittel mit öffentlichen Geldern die anderweitig dringender gebraucht werden finanzieren?
Abgesehen davon ist der Weinbau seit Jahrhunderten hier verwurzelt.
Traditionen werden aber gerne in der heutigen Zeit abgeschafft.
Wenn der Hang grün bleiben soll, gibt es bestimmt andere Möglichkeiten, wozu haben sie hier die Landesanstalt nebenan.
progostizierte Trockheit so eintrifft wird ein Verteilungskampf ums Wasser auch bei uns beginnen und der Wein weit hinten in der Warterschlange stehen müssen. Und wenn dann auch noch die Überleitung aus dem Donau-/Altmühlraum zurückgehen oder ausbleibt siehts düster aus für den Main; vor allem, weil ja die Schiffe auch noch da sind.
interessant wäre jetzt auch noch, was die hardcore-Grünen, die Wein für eine legale Droge halten, vom Vorschlag eines ihrer Vorturner halten!. Möchte nicht wissen, was hier aus dieser Richtung los wäre, wenn so ein Vorschlag aus den Reihen anderer Parteien käme. Und bevor einer einwendet, Heilig gings nur darum, einen kahlen Steinberg zu verhindern: das könnte er auch ohne Wein.
Super recherchiert Frau Göbel.
So weit ich weiss ist es in Italien, Spanien, Portugal und vielen vielen andere Anbauregionen noch heisser und wasserärmer.
Wieso erzeugen dort die Winzer oft noch besseren Wein ? Von den Preisen will ich noch gar nicht sprechen.