Wenn es um die Entnahme von Wasser aus dem Main geht, schlagen die Wellen inzwischen hoch – selbst wenn es um ein Nicht-Ereignis geht. Der Kitzinger Stadtrat hat sich in der umstrittenen Sache der Iphöfer Weinbergsbewässerung gerade wieder vertagt, zum vierten Mal. Es gibt also nichts Neues, und doch sind unmittelbar nach der Berichterstattung alte Ressentiments durchgebrochen. "Absolut alternativlos", sagen die einen über das Projekt. "Ökologischer Schwachsinn", kontern die anderen. Aber wie steht eigentlich die Stadt Mainbernheim dazu, die neben Kitzingen Wegerechte gewähren muss, wenn die sieben Kilometer lange Wasserleitung nach Iphofen den geplanten Verlauf nehmen soll?
Bislang hat man aus dieser Richtung noch nicht viel vernommen – außer einem kurzen Aufschlag im September 2022, als die Iphöfer ihr Projekt auch im Mainbernheimer Stadtrat vorstellten. Eineinhalb Stunden, die nicht viel zur Erhellung beitrugen. "Eher kritisch als zustimmend" nahm Bürgermeister Peter Kraus damals die Stimmung wahr. Einen Monat später hat sich dann der Mainbernheimer SPD-Ortsverein zu Wort gemeldet – mit Worten, die unmissverständlich waren. Das Projekt, mit bis zu zehn Millionen Euro aus Steuergeldern gefördert, sei in dieser Form "aus ökologischer und sozialer Sicht" abzulehnen. Für die SPD wäre es "zielführender, Alternativen zu suchen und unser Ökosystem Main zu entlasten".
In Mainbernheim wartet man auf Infos zum Trassenverlauf
Was hat sich seither getan? Wie denkt man in Mainbernheim heute über das Projekt? "Wir sind im Moment neutral", sagt Bürgermeister Kraus auf Nachfrage am Telefon betont diplomatisch. Vom Widerstand seitens der SPD hat er zwar gehört, er verortet ihn aber eher im Ortsverein als bei den im Stadtrat sitzenden vier Räten. In Mainbernheim warte man – wie auch in Kitzingen – auf nähere Informationen zum Trassenverlauf, der bisher erst vage feststeht. "Sobald etwas spruchreif ist, wird die Stadt Iphofen auf uns zukommen." Dies sei dann der Zeitpunkt, wo es konkret wird und die Sache zur Abstimmung im Stadtrat landet.
Fragt man Kraus nach einem Stimmungs- oder gar Meinungsbild im Mainbernheimer Rat, wird er zum politischen Kavalier, der lächelt und schweigt. "Das muss jeder Stadtrat mit sich selbst ausmachen", sagt er. Im vergangenen Herbst sei er auf einer Veranstaltung mit dem Würzburger Klimaexperten Heiko Paeth gewesen. Aus dem, was er dort gehört hat, leitet Kraus ab: "Wenn das Wasser im Winter dem Main entnommen wird, kann man nicht so einfach dagegen sein." Das ist weder ein klares Ja noch ein striktes Nein zu dem Projekt.
Auch Kitzingen will von der Bewässerung profitieren
Die Iphöfer Winzerin und Vorsitzende des Weinbauvereins Andrea Wirsching sagt über das auf rund 20 Millionen Euro taxierte Bewässerungsprojekt: "Wir haben im Klimawandel in Zukunft keine Alternative. Langfristig muss die Finanzierung der Bewässerungsinfrastruktur eine staatliche Aufgabe werden."
In Kitzingen hat die Sache inzwischen Begehrlichkeiten geweckt. Wenn man der Leitung über die eigene Gemarkung zustimme, sollten davon auch Etwashäuser Gemüsebauern oder Sickershäuser Winzer profitieren, hieß es im Stadtrat. In Mainbernheim ist Peter Kraus zurückhaltender. Für die 3000 Quadratmeter Weinberge in der Stadt spiele künstliche Bewässerung eher eine untergeordnete Rolle. Auch die örtlichen Landwirte hätten von der Leitung kaum etwas. Am Ende werde es wohl auf die Frage hinauslaufen: "Was ist ökologisch vertretbar? Und wie ist das Ganze mit dem Klimaschutz zu vereinbaren?"
Bevor wir nur einen Liter Wasser nach Iphofen pumpen, muss erstmal entlang des Mains geprüft werden, ob es da nicht notwendigere Projekte gibt, die auch Wasser brauchen.
Nein, Frau Wirsching. Die Finanzierung der Bewässerungsinfrastruktur ist erst mal keine staatliche Aufgabe. Bauen Sie in den Weinbergen erst mal die niederschlagsabführenden Bauwerke zurück und halten Sie das Regenwasser in der Fläche. Der Oberflächenabfluss pro ha bertägt bis zu 700 cbm/Jahr (Patzwahl). Stellen Sie die Sortenwahl und die Anbaumethoden um, es gibt auch Weinbau ohne Bewässerung (Dry Farming...).
Staatlich subventionierte Überproduktion für ein Luxusgut, dass dann ab 3,5/l verramscht wird, können wir uns nicht leisten. Steuergelder müssen sinnvoller eingesetzt werden.
Hier muss ein unterer Abflusswert des Mains (Kubikmeter/Sekunde) festgelegt werden, bis zu dem Wasser aus dem Main entnommen werden darf. Das hat mit der Jahreszeit dann nicht unbedingt was zu tun. Diese Festlegung treffen die zuständigen Behörden des Bundes und des Landes, nicht eine Kommune. Hierbei darf aber nicht der Einzelfall betrachtet werden, es muss vielmehr die Summe aller Entnahmen aus dem Main von Trunstadt bis Kostheim (Rheinmündung) eingezogen werden. Zusätzlich wird die Auswirkung auf dem Abfluss des Rheins in diese Betrachtung einfließen.