Dass ein Landwirt in der Bergtheimer Mulde seit 20 Jahren seine Felder mit besonders reinem Tiefengrundwasser bewässern darf, beschäftigt inzwischen auch den Bayerischen Landtag. Jetzt bestätigt das Landratsamt Würzburg auf Anfrage der Redaktion: Der Landwirt, der die Genehmigung für den Tiefenbrunnen hat, ist derjenige, bei dem eine Wasseruhr im Sommer 2022 rückwärts gelaufen ist. Der Fall verärgert auch andere Landwirte im nördlichen Landkreis Würzburg.
Das Besondere am Tiefenbrunnen: Es ist der einzige Brunnen in Unterfranken, der sehr reines Grundwasser aus 150 Metern Tiefe zur Bewässerung fördert. Laut Bayerischem Umweltministerium ist "nach aktueller Begutachtungspraxis einer derartige Tiefe nicht mehr zulässig". Denn zur Bewässerung darf eigentlich nur Wasser aus der oberflächennahen erste Grundwasserschicht gepumpt werden. Diese liegt in der Bergtheimer Mulde zwischen 15 und 60 Meter unter der Erde.
Wasserwirtschaftsamt genehmigte Entnahme aus dem Tiefenbrunnen 2022 erneut
Warum der Landwirt im Jahr 2003 die Genehmigung für die Bohrung in die dritte Grundwasserschicht erhielt? Diese Frage beantworten weder das Landratsamt Würzburg, noch das zuständige Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg. "Die Akten sind nicht mehr da", sagt Friedrich Altmann, der das Wasserwirtschaftsamt seit Juli 2021 leitet.
Die Genehmigung zur Entnahme von jährlich 20.000 Kubikmetern Wasser aus diesem Tiefenbrunnen lief laut Altmann 2021 nach 18 Jahren aus. 2022 habe das Wasserwirtschaftsamt eine neue Genehmigung bis Ende 2023 erteilt, sagt Altmann. Er begründet diese Erlaubnis mit "Verhältnismäßigkeit": Hätte der Betrieb das Wasser nicht bekommen, hätte das wirtschaftliche Konsequenzen gehabt.
Umweltschützer: Rückgang des Grundwassers seit langem bekannt
"Warum werden Wasserrechte dann überhaupt befristet?", fragt Andrea Angenvoort-Baier von der Würzburger Agenda 21-Gruppe "Wasser am Limit". Seit 20 Jahren sei bekannt, dass das Grundwasser in der Bergtheimer Mulde zurück gehe. Dass die jüngsten Dürrejahren nicht Anlass genug waren, diesen Brunnen zu schließen, sei besorgniserregend, sagt Angenvoort-Baier. Das besonders reine Grundwasser aus dieser Tiefe gilt als Notreserve für das Trinkwasser künftiger Generationen.
Der Landwirt selbst äußert sich auf Nachfrage der Redaktion nicht zu seinem Tiefenbrunnen. An einem anderen seiner Brunnen hatten Umweltschützer im vergangenen Sommer eine Wasseruhr entdeckt, die über mehrere Tage 20.000 Kubikmeter rückwärts zählte. Der Landwirt erklärte dies mit einem Bedienungsfehler. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn wegen Betrugsverdachts werden laut Staatsanwaltschaft Würzburg in den nächsten Wochen abgeschlossen.
Landwirte verärgert: "Offensichtlich gelten für einen andere Regeln"
Auch Landwirte in der Region ärgern sich über den Tiefenbrunnen und den Fall der Rückwärts-Uhr. Einigen Bauern wurden in den vergangenen Jahren die genehmigten Wassermengen gekürzt, andere bekommen gar kein Wasser. "Ich muss mit meiner Wassermenge auskommen und kann eben nur so viel Gemüse anbauen, wie ich damit bewässern kann", sagt ein Landwirt gegenüber der Redaktion. "Wer Wasser ohne Ende bekommt, kann immer mehr Flächen bewirtschaften und damit immer mehr Profit machen."
Ein weiterer Gemüsebauer berichtet, um den elterlichen Betrieb zukunftssicher übernehmen zu können, würde er jährlich 5000 bis 10.000 Kubikmeter Wasser zur Bewässerung brauchen. Wegen des Grundwasserproblems in der Bergtheimer Mulde habe er 2022 jedoch keinen Brunnen bohren dürfen. "Dass ich diese Chance nicht bekomme, aber für einen anderen offensichtlich andere Regeln gelten, ist extrem ungerecht."
Ungerecht findet die Wasserverteilung auch Michael Stolzenberg, Kreisobmann des Bauernverbandes. "Da sich auf unseren Äckern Grundwasser neu bildet, sollten alle Landwirte proportional zu ihren Flächen Wasser bekommen." Angesichts der zunehmenden Knappheit müsse das Wasser zwischen Gewerbe, Privatverbrauchern und Landwirtschaft gerechter verteilt werden.
Tiefenbrunnen muss bis Ende 2023 geschlossen werden
Der umstrittene Tiefenbrunnen soll jetzt bald versiegen. Eine vom Wasserwirtschaftsamt 2021 angeordnete Überprüfung habe ergeben, dass die Brunnentechnik nicht in Ordnung ist, sagt Leiter Andreas Altmann. Außerdem werde dort Grundwasser angebohrt, das in Kitzingen als Trinkwasser genutzt wird. "Im März 2023 wurde deshalb entschieden, dass die Entnahmemenge reduziert und der Brunnen bis Jahresende geschlossen wird." Mit dem Rückbau habe der Betrieb des Landwirts schon eine Fachfirma beauftragt.
https://www.br.de/presse/inhalt/pressemitteilungen/ard-alpha-programmschwerpunkt-wasser-pressemitteilung-100.html
Aber einer aus der Gegend hat mal (eher im Scherz) gesagt, dass Unterfranken so weit von München weg ist, dass "wir hier machen können wie wir wollen"
Als Zugereister stelle ich fest, dass es hier der eine oder andere nicht so genau mit Gesetzen und Vorschriften nimmt.
Ob ich richtig liege, werden die strafrechtlichen Ermittlungen und die Strafzumessung gegen den Besitzer der "rückwärts laufenden Wasseruhr" ergeben.
Mit auf der "Anklagebank" sollten auch die verantwortlichen in den Ämtern sitzen. Denn "Dummheit schützt vor Strafe nicht"
Statt vorwärts ist der Landwirt rückwärts gefahren und hat es nicht gemerkt? 🤣
aber auch politische!
Minister Glauber ist der Chef des Wasserwirtschaftsamtes und MP Söder der Chef des Ministers.