Kommt es mittelfristig zu einer Fusion der Ochsenfurter Main-Klinik und der Klinik Kitzinger Land (KKL)? Noch ist in den Landratsämtern in Kitzingen und Würzburg nur von einer vertieften Zusammenarbeit und einer stärkeren Spezialisierung die Rede. Doch die Signale, dass dieser Prozess am Ende zu einer wirtschaftlichen Vereinigung führen soll, sind unüberhörbar. Anfang Mai haben sich die Verwaltungsgremien der beiden landkreiseigenen Häuser erstmals zu einer internen Sitzung in Iphofen getroffen.
"Wir reden über ein ganz sensibles Thema", sagt der Würzburger Landrat Thomas Eberth in einem persönlichen Gespräch mit der Redaktion. Das Wort "Fusion" will er dabei nicht in den Mund nehmen. "Wir sollten nicht Dinge besprechen, die noch nicht spruchreif sind", sagt Eberth.
Die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof und ihr Klinik-Vorstand Thilo Penzhorn wollen nur schriftlich auf Fragen eingehen. Tenor ihrer Aussagen: Die bevorstehenden Veränderungen in der deutschen Krankenhauslandschaft zwängen dazu, mit benachbarten Kliniken nach Synergien und Kooperationsmöglichkeiten zu suchen, um die medizinische Versorgung der Region sicherzustellen und mögliche Schließungen zu verhindern. Auch Bischof betont, dass sich die Gespräche noch in einem sehr frühen Stadium befänden.
Main-Klinik und KKL kooperieren bereits in einigen Bereichen
Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen dem 150-Betten-Haus Main-Klinik und der KKL mit ihren 200 Planbetten keineswegs Neuland. Medizinische Kooperationen gibt es beispielsweise bei der Radiologie, die in beiden Häusern von der überörtlichen Gemeinschaftspraxis MainRadiologie betrieben wird. Beide Kliniken kooperieren beim Einkauf von Gebrauchsgütern, um so günstigere Großhandelspreise zu erzielen. Der Bau eines gemeinsamen Zentrallagers in Ochsenfurt scheiterte aber, weil der KKL dadurch Zuschüsse für die laufende Generalsanierung entgangen wären.
Wie und warum soll die Zusammenarbeit jetzt weiter vertieft werden? Den Anstoß dazu gab laut Landrätin Bischof die geplante Krankenhausreform. Unter anderem sieht die Reform vor, dass speziellere medizinische Leistungen nur noch dann erbracht werden können, wenn die Klinik eine entsprechende Expertise, also bestimmte Fallzahlen nachweisen kann. Das könnte auch für die Main-Klinik und die Klinik Kitzinger Land Folgen haben.
Landrat Eberth hält es deshalb für sinnvoll, bestimmte Leistungen an einem Standort zu bündeln. Erste Ansatzpunkte sieht seine Kollegin Bischof beispielsweise dort, wo die beiden Kliniken Alleinstellungsmerkmale besitzen. So verfüge die Main-Klinik über eine Fachabteilung Urologie, die Klinik Kitzinger Land über eine Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie mit dem Schwerpunkt Brusterkrankungen.
Beide Kliniken schreiben rote Zahlen
Abseits aktueller Gesetzesvorhaben geht es bei den Kooperationsplänen auch ums Geld. Nachdem 2022 Corona-Ausgleichszahlungen für die Kliniken weggefallen sind, rutschte die Klinik Kitzinger Land erstmals in ihrer fast 40-jährigen Geschichte mit 1,9 Millionen Euro ins Defizit – Tendenz steigend. Die Main-Klinik, die in den Jahren vor der Pandemie schon jährliche Verluste von bis zu einer Million Euro gemacht hatte, schreibt seitdem rote Zahlen in der Größenordnung von 2,5 Millionen Euro.
Als ein Grund für die Fehlbeträge gelten die hohen Vorhaltekosten für Medizintechnik, die im Vergütungssystem bisher nicht abgebildet werden. Thomas Eberth geht davon aus, dass diese Kosten im Zuge des medizinischen Fortschritts in naher Zukunft weiter steigen, etwa durch den Einsatz von Robotertechnik und Telemedizin.
"Um da mithalten zu können, sind immer höhere Investitionen erforderlich", so Eberth. Es sei deshalb ein Gebot der Stunde, sowohl Investitionen als auch das erforderliche Expertenwissen zu bündeln. "Auch ohne die Lauterbachsche Reform würden wir darüber nachdenken, wie wir die Klinik für die Zukunft aufstellen." Ziel dabei sei es, die Notfallversorgung und die stationäre Regelversorgung an beiden Standorten langfristig zu sichern, wie Eberth und Bischof gleichermaßen hervorheben.
Aktuell werden in den Kliniken Vor- und Nachteile einer engeren Kooperation geprüft, um den politischen Gremien Handlungsempfehlungen vorlegen zu können, sagt Tamara Bischof. Erst dann könnten Auswirkungen, etwa auf die Ärzteschaft und die Pflege, benannt werden. Nach den Worten von Thomas Eberth sollen als einer der nächsten Schritte externe Berater beauftragt werden, die sowohl die wirtschaftlich-organisatorische als auch die medizinische Seite beleuchten.
Gleichzeitig wollen die beiden Partner einen Stillschweige- und Exklusivitätsvertrag schließen, der bis zum Abschluss der Verhandlungen Gespräche mit weiteren möglichen Kooperationspartnern ausschließt. Dass dies einer Vorfestlegung gleichkomme, verneint der Landrat entschieden. "Das wurde fehlinterpretiert", sagt er, "der Prozess bleibt ergebnisoffen."
Eine Fusion mit dem Klinikum Würzburg Mitte lehnt Eberth ab
Allerdings gibt es aus Sicht der Main-Klinik kaum Alternativen. Eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem deutlich größeren Klinikum Würzburg Mitte lehnt Eberth ab. Die Main-Klinik würde dann zu einer sogenannten Portalklinik, die darauf angelegt ist, Patienten nur ambulant oder kurzstationär zu behandeln und schwierigere Behandlungen den größeren Standorten Juliusspital und Missio zu überlassen, sagt er. "Eine Portalklinik will ich nicht, sondern einen Partner auf Augenhöhe."
Zudem kann es nicht sein, dass ein Landrat von vorne herein möglicheOptionen ausschließt.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/schadensersatz-fuer-politikversagen-unterfraenkische-kliniken-stellen-millionen-forderung-an-gesundheitsminister-karl-lauterbach-art-11402543
Es wäre sinnvoll die kränkere der beiden Kliniken aufzugeben damit die gesündere überleben kann.
Für die armen Patienten also nur Nachteile.
Ich hoffe der Kreisrat stoppt den Landrat. Keine Geheimverhandlungen! Hier ist Transparenz gefragt. Denn es geht uns alle, früher oder später, an.
Ach ja, wenn da die parteipolitische Präferenz buz. Aversion nicht wäre
Allerdings hätte der Landrat dann deutlich weniger mitzureden. Was nicht schlimm wäre, denn im komplizierten Gesundheitssystem kennt er sich vermutlich auch gar nicht aus.
Bzw müsste auch eine grundlegende Bewertung für die beiden Häuser in der Eröffnungsbilanz erfolgen. KT ist ja bis dahin komplett renoviert