Einen hohen sechsstelligen Betrag ließ sich der Landkreis Würzburg im Durchschnitt der vergangenen Jahre die Main-Klinik in Ochsenfurt kosten. 2021 lag der Fehlbetrag bei 857.000 Euro. Künftig wird der Kreis für die wohnortnahe medizinische Versorgung im südlichen Landkreis deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Kostensteigerungen in vielen Bereichen, vor allem aber die gestiegenen Energiepreise sind dafür verantwortlich. Das hat jetzt sogar Auswirkungen auf die Pläne für die bereits laufende Generalsanierung des Krankenhauses.
Auf 1,42 Millionen Euro beziffert Klinik-Geschäftsführer Christian Schell die Kosten für Strom und Gas im Jahr 2022. Das sei mehr als dreimal so viel wie 2020. Dabei setzt das Krankenhaus bereits seit Jahren auf ein gasbetriebenes Blockheizkraft, um neben Wärme energieeffizient auch einen Teil seines Stroms selbst zu produzieren. Vor allem die Dampferzeugung durch Erdgas, unter anderem für die Sterilisation, verschlinge große Mengen Energie. "Wir haben bereits versucht, in allen Bereichen einzusparen, aber die Möglichkeiten sind begrenzt", so Schell.
Nach der Generalsanierung sollen Erdwärme und Wärmepumpen einen Teil des Heizbedarfs decken. Die Mauern des neuen Westflügels, der im Herbst 2024 bezogen werden soll, sind bereits mit Heizschlangen ausgestattet, durch die das gesamte Gebäude energiesparend temperiert werden kann. Gas sollte weiterhin für die Dampferzeugung und für Verbrauchsspitzen im Winter verwendet werden. Als zweiter Bauabschnitt der Generalsanierung sollte die Technikzentrale entsprechend erneuert und umgerüstet werden.
Für die Klinik soll ein völlig neues Energiekonzept erstellt werden
Diesen Bauabschnitt habe man nun erst einmal zurückgestellt, sagt Schell – "auf alte Technologie zu setzen, ist nicht sinnvoll." Das Institut für Energietechnik in Amberg, das vor Jahren bereits ein Energiekonzept für die bestehende Klinik erstellt hat, wurde deshalb mit einer Studie beauftragt, die alle möglichen Formen der Energieversorgung ins Visier nimmt. Die Ideen reichen dabei von einer großen Fotovoltaikanlage bis hin zum Bau einer Biogasanlage eigens für das Krankenhaus.
"Wir wollen uns wirklich alles anschauen, was möglich ist", sagt Schell, mit dem Augenmerk auf erneuerbare Energien. Schließlich reicht die angestrebte Lebensdauer der Anlagen bis in die Zeit, in der fossile Brennstoffe überhaupt nicht mehr verwendet werden sollen. Sechs bis neun Monate werde die Erstellung des Transformationskonzepts voraussichtlich dauern. "Es lohnt sich in jedem Fall, diese Schleife noch zu drehen", so der Geschäftsführer in dem Bericht, den er jüngst vor dem Kreistag abgegeben hat. Auf den Zeitplan der baulichen Sanierung, die auf insgesamt zwölf Jahre angelegt ist, habe dies keinen Einfluss.
Vom ersten Bauabschnitt der Generalsanierung – dem Bau des neuen Westflügels – weiß Schell Erfreuliches zu berichten. "Im Moment sind wir im Zeit- und im Kostenplan", sagt er. Ob es dabei bleibt, muss die Ausschreibung der Elektro-, Sanitär- und Heizungsarbeiten zeigen, die demnächst laufen soll. Schell rechnet mit Preissteigerungen. Zum Glück würden aber auch die staatlichen Fördermittel nach einem Preisindex angepasst.
Kein Ausgleich für stark gestiegene Sachkosten
Keinen Ausgleich kann der Klinik-Chef für die gestiegenen Sachkosten erwarten. Die Preise für Lebensmittel seien in diesem Jahr um bis zu zehn Prozent gestiegen. Für die Wäscherei müsse die Main-Klinik sogar rund 20 Prozent mehr bezahlen als 2021. Auch Elektronik, Medizintechnik und medizinische Verbrauchsartikel seien teurer geworden. Und noch immer komme es in vielen Bereichen zu Lieferengpässen.
Von der Strategie, durch die Kooperation mit anderen Einrichtungen und größere Bestellmengen günstigere Preise zu erzielen, habe man deshalb abrücken müssen. "Früher hat man versucht zu bündeln, heute müssen wir bei unseren Lieferanten eher diversifizieren, um überhaupt genügend Material zu bekommen", so Schell.
Von den Krankenkassen hat die Klinik 2021 für die Behandlung ihrer Patienten rund 26 Millionen Euro erhalten. 2023 werden die Vergütungssätze um 4,23 Prozent angehoben. Das reiche aber sehr wahrscheinlich nicht einmal aus, um die bevorstehende Tariferhöhung zu finanzieren, meint der Geschäftsführer. Dabei könnte die Klinik durchaus mehr Patienten behandeln, wenn dafür ausreichend Pflegekräfte zur Verfügung stünden.
Düstere Aussichten also für den Landkreis, der das Defizit der Klinik ausgleichen muss. Wie hoch der Fehlbetrag 2023 ausfallen wird, sei im Moment noch schwer absehbar, sagt Christian Schell. Eine Unbekannte im Wirtschaftsplan etwa sei derzeit noch, wie sich der angekündigte Gaspreisdeckel auswirkt. Schell geht aber davon aus, dass der Fehlbetrag die Marke von zwei Millionen Euro übersteigen könnte.
Was hat sich geändert? Neue Geschäftsführer mit stolzem Gehalt, Abbau von Personal und Sozialleistungen. Nur die Verluste, die sind geblieben...