Welche Rolle spielt die Ochsenfurter Main-Klinik noch in einer Krankenhauslandschaft nach der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Strukturreform? Ist sie in vielen Dingen schon weiter als im umstrittenen Entwurf von Lauterbachs Expertenkommission gefordert? Oder droht ihr das wirtschaftliche Aus, wie die CSU-Kreistagsfraktion in einem Resolutionsentwurf schreibt, der in der jüngsten Kreistagssitzung krachend gescheitert ist?
Dem Krisenszenario der CSU will der Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib eine parteiübergreifende Erklärung gegenüberstellen, die deutlich macht, welche Bedeutung das landkreiseigene Krankenhaus für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum hat und wie Kliniken vergleichbarer Größe von der Main-Klinik lernen können. So Halbleib im Gespräch mit dieser Redaktion.
Auch die FPD findet deutliche Worte für die CSU-Resolution. "Eine Reform per se abzulehnen, ist der völlig falsche Weg", wird der Arzt und Kreisrat Florian Kuhl in einer Pressemitteilung zitiert. Die Resolution enthalte viele unhaltbare Behauptungen und schüre grundlos die Angst vor den Reformplänen, die noch längst nicht abgeschlossen seien.
Unter anderem geht es in dem Reformvorschlag darum, Kliniken in feste Versorgungsstufen einzuteilen. Würde die Main-Klinik in die Grundversorgungsstufe Level I eingeordnet, dann könnte dies aus Sicht der CSU bedeuten, dass verschiedene Behandlungen und Operationen nicht mehr durchgeführt werden können und die Patienten an eine Schwerpunkt- oder Uni-Klinik verwiesen werden müssen.
Die besonderen Leistungen der Main-Klinik in den Vordergrund stellen
"Wir müssen die Debatte um die Krankenhausreform so führen, dass die Entwicklung und die besonderen Leistungen der Main-Klinik deutlich werden", fordert hingegen Halbleib. Als Beispiel führt er die von Lauterbach geforderte engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung an, die in der Main-Klinik seit mehr als einem Jahrzehnt gelebte Praxis sei. Deutlich werde dies durch die Gründung eines medizinischen Versorgungszentrums vor zwölf Jahren und durch die enge Kooperation mit niedergelassenen Fachärzten, etwa in der Urologie, der Radiologie und der Neurochirurgie.
Auch die ausgeprägte Kooperation mit der Uni-Klinik und dem Klinikum Würzburg Mitte sowie der Klinik Kitzinger Land sei beispielgebend, so Halbleib. Die Zusammenarbeit umfasst unter anderem die Behandlung von Schlaganfällen und Herzerkrankungen. Auf diese Weise biete die Main-Klinik hohe Behandlungsstandards und trage gleichzeitig zur Entlastung der Universitätsklinik bei. Mit der Gründung einer eigenen Pflegeschule habe sich die Main-Klinik zudem mit großem Engagement der Ausbildung von Pflegekräften gestellt.
"Die Main-Klinik macht heute schon, was andere tun sollten", sagt Halbleib weiter. Das unterstreicht auch der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der Würzburger Medizinprofessor Andrew Ullmann. "Als attraktiver Arbeitgeber mit guter Anbindung und Einbettung in die verschiedenen Versorgungskooperationen erfüllt die Main-Klinik heute schon, was künftig anderenorts noch zu entwickeln ist", so Ullmann. Er sehe die Zukunftschancen der Main-Klinik klar im Bereich eines Level II-Krankenhauses.
Die Arbeitsteilung zwischen regionalen Kliniken stärker berücksichtigen
Von der Regierungskommission fordert Halbleib deshalb eine Überarbeitung ihrer Empfehlung, indem nicht nur einzelne Kliniken, sondern deren regionaler Verbund und die Vorteile der Arbeitsteilung zwischen Krankenhäusern unterschiedlicher Versorgungsstufen stärker berücksichtigt werden. Dabei sei auch der Freistaat gefordert, den spezifischen Versorgungsauftrag für Kliniken wie die Main-Klinik konkret zu beschreiben und erfolgreich in die Abstimmung zwischen dem Bund und den Ländern einzubringen. FDP-Fraktionssprecher Wolfgang Kuhl wirft der bayerischen Staatsregierung sogar vor, eine angemessene Krankenhausplanung jahrzehntelang verschlafen zu haben.
Ungeachtet dessen seien der Bund und die Krankenkassen gefordert, den jüngsten Anstieg der Personal- und Energiekosten durch höhere Vergütungssätze und gesonderte Zahlungen auszugleichen, so Volkmar Halbleib. Im vergangenen Jahr haben höhere Betriebskosten zu einem Anstieg des Defizits auf über zwei Millionen Euro geführt. Rund 750.000 Euro dieses Fehlbetrags seien aber darauf zurückzuführen, dass Nebenkosten und Unterhaltslasten nicht ausreichend durch den Freistaat refinanziert werden.