Das hat es in der Klinik Kitzinger Land noch nie gegeben: 4,5 Millionen Euro Verlust hat das Kreiskrankenhaus allein bei seinen stationären Dienstleistungen im Jahr 2020 geschrieben, berichtet Klinik-Chef Thilo Penzhorn. Dabei war es seit seiner Öffnung 1984 immer in den schwarzen Zahlen. Doch in Corona-Zeiten ist alles anders.
Das Positive: 3,7 Millionen Euro Ausgleichszahlungen hat das Krankenhaus vom Staat als Ersatz bekommen. Dennoch wird der Landkreis seine Klinik finanziell unterstützen müssen. Penzhorn will nächste Woche dem Verwaltungsrat reinen Wein einschenken. Mindestens eine Million Euro fehlt ihm noch, berichtet er. Schlimmer aus seiner Sicht: Die finanzielle Ausstattung der Krankenhäuser und damit seiner Klinik ist für 2021 nicht gesichert. Hierzu wartet der Betreiber auf Zusagen von Bund und Freistaat.
Klinik-Betrieb muss rund um die Uhr laufen
Penzhorn argumentiert, dass eine Klinik das ganze Jahr über einsatzbereit sein und deshalb Material und Personal vorhalten müsse. Dann könne man die Bevölkerung adäquat versorgen. Das Gesundheitssystem der Vor-Corona-Zeit ist aber darauf ausgerichtet, möglichst effizient zu wirtschaften. Für jede Behandlung, jeden Patienten gebe es Fallpauschalen.
Was aber, wenn die Patienten aus Angst, sich mit Corona anzustecken, ausbleiben und Operationen aufschieben? Darauf müsse die Politik nun eine Antwort geben, sagt der Verwaltungschef. Denn tatsächlich hat die Klinik Kitzinger Land mit leeren Betten und leeren Kassen zu kämpfen.
9700 stationäre Fälle hat Penzhorn für das Jahr 2020 aufgelistet. Das sind 2085 weniger als im Jahr zuvor. Sprich: Etwa jeder fünfte potenzielle Patient blieb zu Hause. Dabei handelt es sich Penzhorn zufolge nicht nur um bedenkenlos verschiebbare Operationen; selbst bei den eingelieferten Herzkranken sei ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Der Klinik-Chef hofft, dass diese Abwärtsspirale bald durchbrochen wird.
Corona-Fallzahlen steigen 2021 an
Demgegenüber steht die Zahl der im Haus behandelten Corona-Fälle: 115 Patienten kamen im Jahr 2020. 60 waren es in den ersten beiden Monaten dieses Jahres. 19 starben vergangenes Jahr mit Corona; dieses Jahr waren es schon 15. 2020 erkrankten 24 Klinik-Mitarbeiter am Virus, dieses Jahr 47.
Penzhorn erklärt die 2021 stark gestiegenen Zahlen auch damit, dass die Klinik intensiver testet. "Wer mehr testet, findet auch mehr", lautet seine Überzeugung. Zu Beginn der Pandemie habe man nur Mitarbeiter und Patienten mit Symptomen getestet und vor ihrer Entlassung in ein Heim. Heute, da viel mehr Testkapazitäten bestehen, teste man die Mitarbeiter zwei Mal in der Woche sowie alle Patienten bei der Aufnahme, nach fünf Tagen Verweildauer und nochmals bei der Entlassung in ein Heim.
Der Durchschnitt der Corona-Patienten ist 72 Jahre alt; die Altersspanne reicht von 28 bis 92 Jahren. Im Schnitt waren die stationär behandelten Corona-Kranken elf Tage im Haus. Den Spitzenwert erreichte ein Patient, der 32 Tage lang beatmet werden musste, die Krankheit aber überstand. Die Klinik hält acht Beatmungsplätze vor, kurzfristig steigerbar auf zehn.
Apropos Zahlen: Als zu Beginn der Pandemie Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel knapp wurden, stiegen die Preise: So zahlte die Klinik noch 2019 rund 65 000 Euro für Schutzmasken; 2020 musste sie dafür 480 000 Euro hinblättern.
Noch mehr plagt Penzhorn ein anderes Problem: In der Pandemie habe die Bürokratie zugenommen. Abläufe seien nun noch aufwändiger und komplizierter. Das zu Vereinfachungen, wäre eine große Hilfe.