
Es wurde blockiert, es wurde sich hingesetzt – aber das Festkleben blieb aus. Bereits vergangene Woche hatte die Letzte Generation Protestaktionen in ganz Bayern angekündigt. Der Startschuss fiel an diesem Montag kurz nach 16 Uhr auf der Alten Mainbrücke, eines der bekanntesten touristischen Wahrzeichen der Stadt. Für circa eine Stunde gab es kaum ein Durchkommen auf der normalerweise stark frequentierten Brücke.
"Ich finde das überhaupt nicht gut. Das nimmt langsam überhand und das nervt", beschwert sich eine Frau, die versuchte sich am Rand der Mainbrücke durch die Blockade zu schlängeln. Ihren Namen wollte sie nicht nennen. Und auch Fußgängerin Claudia Reis konnte die Aktion nicht ganz nachvollziehen. "Das passiert an der völlig falschen Stelle, weil es hier die Fußgänger und Fahrradfahrer trifft", sagt sie.
Passantinnen und Passanten in Würzburg reagieren gemischt auf Protestaktion
Doch es gab auch andere Stimmen, die durchaus Verständnis für die Aktion hatten, wie beispielsweise Christian Lammel-Ballosch, der versuchte sein Lastenrad an der Sitzblockade vorbeizuschieben. "Das ist genau richtig, was hier passiert. Hier ist der Protest gewaltfrei." Er finde es wichtig, dass das Thema Klimawandel durch die Letzte Generation immer wieder Aufmerksamkeit bekomme.

Und die Aufmerksamkeit war den 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Protestaktion an diesem Montag sicher. Zwar erschien die Situation auf der Alten Mainbrücke zu Beginn noch recht angespannt, blieb allerdings im Verlauf der Aktion friedlich. Bereits wenige Minuten nach Protestbeginn bat die Würzburger Polizei die Versammelten, die Brücke freizugeben. Andernfalls müssten die Beamtinnen und Beamten mit der Räumung beginnen, hieß es.
Die Reaktion der Protestlerinnen und Protestler folgte prompt: Ohne zu zögern, ließen sie sich im Schneidersitz, mit verschränkten Armen, oder mit Plakat-Bannern in der Hand auf den Boden nieder. Wenige Minuten später ergriff ein Teilnehmer der Letzten Generation das Wort. Die Polizei habe die Protestaktion der Organisation auf der Alten Mainbrücke gestoppt. "Das ist natürlich sehr traurig, aber wir werden weitermachen, denn die Warnung muss ankommen. Wir dürfen unseren Planeten nicht weiter vergiften", sagte der junge Mann.
Letzte Generation einigt sich auf Kompromiss mit Stadt Würzburg
Währenddessen versuchten sich immer wieder Passantinnen und Passanten am Rande der Alten Mainbrücke durch die Blockade zu drängeln. Rund eine Stunde harrten die Mitglieder der Letzten Generation bei über 30 Grad und Sonnenschein auf der Brücke aus. Gegen 17 Uhr startete Uwe Zimmermann, Leiter der Allgemeinen Bürgerdienste, dann einen Verhandlungsversuch – mit Erfolg.

"Sie wollten zunächst ganz erheblich den Verkehr stören, was auch ihr Grundrecht ist. Wir haben uns jetzt auf einen Protestmarsch auf den rechten Fahrbahnseiten in Verkehrsrichtung geeinigt", so Zimmermann. Laut Zimmermann sei der Protestmarsch auf der Alten Mainbrücke zum Stillstand gekommen, da die Organisation zuvor keine festgelegte Route und keine "angezeigte Versammlung" kommuniziert hatte.
"Durch den Kompromiss können wir nun gewährleisten, dass die vereinbarte Route gelaufen werden kann und dass die Beeinträchtigung der Bevölkerung möglichst gering bleibt", erklärt Martin Kuhn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Gegen 17.10 Uhr setzte sich der Protestmarsch dann von der Mainbrücke entlang des Mainkais in Bewegung.
Protest endet 19.30 Uhr am Berliner Ring mit Kundgebung
"Ein Protest, den niemand mitbekommt und der nicht gehört wird, ist kein zielführender Protest", verteidigt Pia, Mitglied der Letzten Generation, die Aktion auf der Alten Mainbrücke. Normalerweise würde sie heute vor einer Schulklasse stehen, doch weil ihr die Zukunft des Planeten am Herzen liege, sei sie heute auf die Straße gegangen.

Auf zwei Routen liefen die Protestierenden durch die Innenstadt zum Berliner Ring unter Begleitung der Polizei, die den Verkehr regelte. Zeitweise kam es zu Verkehrsbeeinträchtigungen im Stadtgebiet, berichtet die Polizei später in einer Pressemitteilung. Nach einer rund zehnminütigen Abschlusskundgebung am Berliner Ring sei das Versammlungsgeschehen um 19.20 Uhr beendet gewesen. Gegen zwei Personen, die die Versammlung offensichtlich koordinierten, werden nun Verstöße nach dem Versammlungsgesetz geprüft, so die Polizei weiter.
In totalitären und autokratisch regierten Staaten werden solch friedliche Demonstrationen und Meinungsäußerungen allzu häufig niedergeknüppelt, weil es nicht on das überkommene Weltbild der Regierenden passt. Da werden dann vor allem jüngere Menschen sofgleich als arbeitsscheu bis hin zu Terroristen verunglimpft. Das ist weitaus schlimmer und verachtenswerter. Es sind allzu bequeme,vereinfachende Denk muster, die unserer Gesellschaft schaden.
Ich finde es sehr gut, dass die Polizei hier sehr besonnen reagiert hat.
In diesem Sinne sollten wir uns alle bemühen, über den Tellerrand zu schauen und die Gedanken anderer mit Respekt betrachten, selbst wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
Und anschließend zur Erholung um die halbe Welt fliegt?
Wir alle wissen, dass es allerhöchste Zeit ist, endlich etwas gegen die Erderwärmung zu tun. Alle, die sich an Hoimar von Dithfurt und seine Wissenschaftssendungen erinnern, wissen, dass er schon in den 1970ern eindringlich vor der Erderwärmung und deren Auswirkungen gewarnt hat. Dürren, Missernten, Waldbrände, Starkregen, Überschwemmungen ... Gabs damals doch auch schon; irgendwo auf der Welt. Das Problem damals war, dass die Zahlen nicht alarmierend genug waren. 1-2 Grad Erderwärmung in 50 Jahren? Man konnte sich einfach nicht vorstellen, was das bedeutet. Jetzt hama den Dreck im Schachterl! Rausreden gilt nicht, wir haben es gewußt!
Wir wissen auch jetzt, was zu tun ist.
Da es aber um den Klimawandel geht, dürfen 80 Menschen dort eine unangemeldete Versammlung abhalten und behindern für eine Stunde andere Menschen beim Überqueren der Brücke. Das ist schlicht strafbar.
Trotzdem wird hier seitens der Polizei und der Behörden wohlwollend mit den Demonstranten verhandelt, ihnen werden Kompromisse vorgeschlagen und am Ende dürfen sie auch noch durch die Stadt zu einer Abschlusskundgebung am verkehrsreichen Berliner Ring laufen, während die Polizei den Verkehr regelt.
Es hat klar den Anschein: Was politisch opportun ist, wird nicht nur gedultet, sondern sogar wohlwollend behandelt.
Hier wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen und der Rechtsstaat mit Füßen getreten!!!