Bis zu 1200 Frauen und Männer engagieren sich Medienberichten zufolge deutschlandweit in der Klimaschutzgruppe Letzte Generation. Johanna Sing ist eine von ihnen. Regelmäßig nimmt die 34-jährige Pädagogin aus Würzburg an Straßenblockaden und anderen Protestaktionen in Berlin teil. Das drastische Vorgehen bayerischer Ermittlungsbehörden gegen die Gruppe sorgte jetzt für Aufsehen. Die Generalstaatsanwaltschaft München wirft einzelnen Aktivistinnen und Aktivisten die Gründung beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen Vereinigung vor.
Johanna Sing: Das will ich doch verneinen. Die Letzte Generation kämpft für das Überleben des Planeten. Wenn, dann ist das Nicht-Handeln der Bundesregierung kriminell. Ich lasse mich nicht kriminalisieren, nur weil ich mehr Einsatz zum Schutz unserer Lebensgrundlagen einfordere. Die Letzte Generation agiert nicht im Verborgenen. Alles, was wir tun, geschieht öffentlich. Wir stehen mit unseren Gesichtern und Namen dafür ein.
Sing: Diesen Vorwurf müssen die Gerichte überprüfen. Ja, wir begehen zivilen Ungehorsam, keine Frage.
Sing: Das sehen wir anders. Egal, welchem Szenario man folgt, das Leben auf dieser Erde ist massiv bedroht. Und weil die Politik nicht alles tut, um die Klimakatastrophe zu verhindern, haben wir die Pflicht, uns zu wehren. Das rechtfertigt unsere Aktionen.
Sing: Das ist ein schwieriges Thema. Die komplette Situation können wir nicht immer überblicken. Wir haben jedoch in unseren Blockaden Menschen, die nicht angeklebt sind, um so im Notfall eine Rettungsgasse freimachen zu können. Auch ohne uns gibt es immer wieder Staus. Unser Ziel ist es, alle Menschen dauerhaft zu schützen. Dafür braucht es mehr Engagement für den Klimaschutz, deshalb blockieren wir.
Sing: Das ist doch etwas anderes. Wir als Letzte Generation fordern lediglich, dass die Politik die Vorgaben umsetzt, die sie sich selbst gegeben hat. Auch das Bundesverfassungsgericht hat Bundestag und Bundesregierung verpflichtet, mehr für den Klimaschutz zu tun.
Sing: Meistens handelt es sich um Straßenblockaden durch Festkleben auf dem Asphalt.
Sing: Es gibt kein rechtskräftiges Urteil, aber ich habe mittlerweile elf Strafbefehle erhalten.
Sing: Das ist ganz unterschiedlich, das reicht von 20 bis 50 Tagessätzen zwischen 15 und 50 Euro.
Sing: Doch. Immer mal wieder umtreibt mich die private Sorge, wie viele Monate Haft ich im Zweifel aushalten werde. Aber die Angst vor der Zukunft unserer Erde überwiegt: Was passiert, wenn die Gesellschaft nicht effektiv und schnell genug Maßnahmen für mehr Klimaschutz umsetzt.
Sing: Ja, wir lassen uns nicht entmutigen. Die Solidarität vieler anderer Klimaschutzgruppen nach der Razzia bestärkt uns. Die Bewegung wächst, wir haben auch viele neue Spenden erhalten. Ab nächster Woche werden wir regelmäßig Protestmärsche in allen größeren Städten veranstalten.
Sing: Auch in Würzburg wird es am Mittwoch einen Protestmarsch der Letzten Generation geben.
Sing: Nein, ganz gewaltfrei.