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Würzburg/Schweinfurt
Landtagswahl 2023: Nach Barbara Stamm soll jetzt Judith Gerlach der CSU den Spitzenplatz sichern
Viele erfahrene Abgeordnete aus Unterfranken wollen wieder antreten. Doch es gibt auch Überraschungen. So wollen bekannte Bürgermeister die CSU ärgern.
Bei der Landtagswahl 2023 will die CSU ihren Spitzenplatz in Unterfranken halten. Nach Barbara Stamm soll nun Judith Gerlach die Liste anführen.
Foto: Silvia Gralla, Daniel Peter/ Montage: Christoph Weiß | Bei der Landtagswahl 2023 will die CSU ihren Spitzenplatz in Unterfranken halten. Nach Barbara Stamm soll nun Judith Gerlach die Liste anführen.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Der genaue Termin für die bayerische Landtagswahl im Herbst 2023 steht noch gar nicht fest. Gleichwohl beginnen viele Parteien in diesen Tagen bereits damit, in den Stimmkreisen ihre Kandidatinnen und Kandidaten aufzustellen. In Unterfranken bewerben sich die meisten amtierenden Abgeordneten erneut.

Während für die CSU-Vertreterinnen und -Vertreter die Nominierung durch die Basis in der Regel schon die halbe Miete für ein Mandat ist, müssen die Bewerberinnen und Bewerber der anderen Parteien auf gute Plätze auf der Bezirksliste hoffen, auch wenn das bayerische Wahlrecht den Wählerinnen und Wählern die Möglichkeit gibt, mit der personalisierten Zweitstimme die Reihung durch die Parteien durcheinanderzuwirbeln. So erreichte etwa der Schweinfurter Grünen-Abgeordnete Paul Knoblach 2018 den dritten Sitz für die unterfränkischen Grünen, obwohl ihn seine Parteifreunde zuvor nur auf Platz zwölf der Unterfranken-Liste gesetzt hatten. 

Landtagswahl 2023: Nach Barbara Stamm soll jetzt Judith Gerlach der CSU den Spitzenplatz sichern

Für die größte Überraschung der Landtagswahl 2018 in Unterfranken sorgte derweil ein Parteifreund Knoblachs: Erstmals in der Nachkriegsgeschichte verlor die CSU das Direktmandat im Stimmkreis Würzburg: Der Grüne Patrick Friedl setzte sich knapp gegen CSU-Platzhirsch Oliver Jörg durch. Die anderen neun Stimmkreise in Unterfranken gewannen CSU-Kandidatinnen und Kandidaten. Neun Abgeordnete aus dem Regierungsbezirk zogen zusätzlich über Parteilisten ins bayerische Parlament ein. Insgesamt ist Unterfranken mit 19 Mandaten im Maximilianeum vertreten: Neun stellt die CSU, drei die Grünen, je zwei Freie Wähler und SPD. Ebenfalls zwei Sitze gewann die AfD bei der Wahl 2018, geblieben ist ihr nach dem Partei- und Fraktionsaustritt von Christian Klingen einer. Ein  Abgeordneter kommt von der Unterfranken-FDP.

Fünf amtierende Abgeordnete scheiden aus

Fünf amtierende Abgeordnete stellen sich nicht mehr zur Wahl: die CSU-Vertreter Gerhard Eck (Stimmkreis Schweinfurt, seit 1998 im Landtag), Manfred Ländner (Würzburg-Land, seit 2008), Berthold Rüth (Miltenberg, seit 2003), der Freie-Wähler-Haushaltsexperte Gerald Pittner (Haßberge/Rhön-Grabfeld, seit 2018) und der fraktionslose, frühere AfD-Mann Christian Klingen (Kitzingen, seit 2018).

Das Maximilianeum in München: Im Herbst 2023  wird ein neuer Bayerischer Landtag gewählt. In diesen Tagen starten die Parteien mit der Nominierung von Kandidatinnen und Kandidaten.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Das Maximilianeum in München: Im Herbst 2023  wird ein neuer Bayerischer Landtag gewählt. In diesen Tagen starten die Parteien mit der Nominierung von Kandidatinnen und Kandidaten.

Das ist die Situation in den Parteien:

CSU: Judith Gerlach soll Stimmenkönigin Barbara Stamm beerben

Die 41,4 Prozent, die die Christsozialen beim Urnengang 2018 in Unterfranken erzielten, waren das beste CSU-Ergebnis aller bayerischen Regierungsbezirke. Diesen Erfolg zu wiederholen, werde "kein Selbstläufer", räumt CSU-Bezirkschef Steffen Vogel ein. Zumal die Liste erstmals seit Jahrzehnten nicht von der langjährigen "Stimmenkönigin" Barbara Stamm angeführt wird. An die Stelle der früheren Landtagspräsidentin und Vize-Ministerpräsidentin soll dem Vernehmen nach Judith Gerlach, die bayerische Digitalministerin, treten. Gerlach selbst will die Spekulationen aktuell nicht kommentieren. Vogel sagt, bis die Liste im März stehe, sei noch Zeit. Aber "selbstverständlich" sei die Unterfranken-CSU gut beraten, ihre beiden Kabinettsmitglieder – neben Gerlach ist das Innenstaatssekretär Sandro Kirchner – auch ganz oben auf dem Stimmzettel zu präsentieren. 

Um ihre Wiederwahl ins Parlament müssen sich die CSU-Abgeordneten Barbara Becker (Kitzingen, seit 2018), Winfried Bausback (Aschaffenburg-West, seit 2008), Thorsten Schwab (Main-Spessart, seit 2013), Steffen Vogel (Haßberge/Rhön-Grabfeld, seit 2013) sowie eben Judith Gerlach (Aschaffenburg-Ost, seit 2013) und Sandro Kirchner (Bad Kissingen, seit 2013) kaum Sorgen machen. 

Neue Kandidaten gehen für die CSU in den Stimmkreisen Würzburg-Stadt, Würzburg-Land, Miltenberg und Schweinfurt ins Rennen. In Würzburg-Stadt will die frühere Stadträtin, Zahnärztin  Andrea Behr, den Grünen das Direktmandat wieder entreißen, die vermutlich größte Herausforderung für die CSU in Unterfranken. In Würzburg-Land gilt Björn Jungbauer, der Bürgermeister von Kirchheim, als sichere Bank. Noch unbeantwortet ist die Kandidatenfrage in Miltenberg und Schweinfurt. Am Untermain ist Martin Stock, der Bürgermeister von Sulzbach, Favorit des Kreisvorstands. Daneben halten aber Gina Gehrig-Spanlang und Christopher Jany an ihrer Bewerbung fest.

Völlig offen ist das CSU-Kandidaten-Rennen im Stimmkreis Schweinfurt, wo ein Nachfolger für Partei-Urgestein Gerhard Eck gesucht wird. Bei einer Versammlung am 7. Oktober sollen 100 Delegierte (24 aus der Stadt, 76 aus dem Landkreis Schweinfurt) entscheiden, wer CSU-Direktkandidat oder -kandidatin wird. Eine Empfehlung will die Kreisvorsitzende Anja Weisgerber nicht abgeben: "Sie sind alle sehr geeignet, so eine Auswahl bedeutet gelebte Demokratie." Ins Rennen gehen der Junge-Union-Bezirksvorsitzende Thomas Siepak, die Frauen-Union-Kreisvorsitzende Martina Gießübel, der Bürgermeister von Waigolshausen Christian Zeißner sowie der Schweinfurter Stadtrat und BRK-Bezirksvorsitzende Bernd Weiß. Letzterer hat bereits eine CSU-Karriere auf Landesebene hinter sich: Von 2003 bis 2013 vertrat der 54-Jährige den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld im Landtag, von 2008 bis 2009 war Weiß Staatssekretär im Innenministerium. Nach einem Streit mit Ministerpräsident Horst Seehofer war er seinerzeit vom Kabinettsposten zurückgetreten.

Grüne: Bewährtes Trio soll die Liste anführen

Kerstin Celina soll Spitzenkandidat der unterfränkischen Grünen für die Landtagswahl werden.
Foto: Niklas Wunderlich | Kerstin Celina soll Spitzenkandidat der unterfränkischen Grünen für die Landtagswahl werden.

Die unterfränkischen Grünen setzen auf bewährtes Personal. Angeführt werden soll die Bezirksliste einmal mehr von der Sozialpolitikerin Kerstin Celina (Würzburg-Land, seit 2013): Auch ihre Abgeordneten-Kollegen Patrick Friedl (Würzburg-Stadt, seit 2018) und Paul Knoblach (Schweinfurt, seit 2018) streben die Wiederwahl an. Darüber hinaus wollen die Verantwortlichen öffentlich noch keine Namen preisgeben. Spitzenkandidatin Celina lässt im Gespräch allerdings keinen Zweifel, dass es Ziel der Grünen ist, das Rekordergebnis von 2018 noch einmal zu steigern – verbunden mit dem Ziel, endlich auch mal in Bayern mitzuregieren: "Wir wollen nicht immer nur meckern, sondern grüne Ideen umsetzen." 

SPD: Mit neuen Namen das Debakel von 2018 vergessen machen

Volkmar Halbleib soll Spitzenkandidat der Unterfranken-SPD für die Landtagswahl werden.
Foto: Gerhard Meißner | Volkmar Halbleib soll Spitzenkandidat der Unterfranken-SPD für die Landtagswahl werden.

Eng verbunden mit dem Erfolg der Grünen von 2018 ist das Debakel der SPD: Zwei von vier Abgeordneten aus Unterfranken gingen den Sozialdemokraten verloren. Hier wieder aufzuholen, ist das erklärte Ziel von Volkmar Halbleib (Würzburg-Land, seit 2008). Der stellvertretende SPD-Bezirkschef möchte die Unterfranken-Liste der SPD gerne wieder gemeinsam mit Martina Fehlner (Aschaffenburg-West, seit 2013) anführen. Dahinter dürfen sich die Kitzinger Kreisrätin Eva-Maria Weimann, die auch Mitglied im SPD-Landesvorstand ist, und die Vize-Landrätin von Main-Spessart Pamela Nembach Hoffnung auf aussichtsreiche Listenplätze machen.

Mit Alexander Kolbow kandidiert in Würzburg ein bekannter Name. Der SPD-Fraktionschef im Stadtrat hofft, im Duell um das Direktmandat in der Uni-Stadt mit CSU und Grünen mitmischen zu können. Von der bis dato ungeklärten CSU-Kandidatenfrage in Schweinfurt will ein anderer prominenter SPD-Politiker profitieren: Stefan Rottmann, der 2012 in Schonungen als 25-Jähriger zum jüngsten Bürgermeister Deutschlands gewählt wurde, würde gerne in die Landespolitik wechseln.

AfD: Rechte hoffen, Ergebnis von 2018 zu halten 

Richard Graupner soll Spitzenkandidat der Unterfranken-AfD für die Landtagswahl werden.
Foto: Michael Czygan | Richard Graupner soll Spitzenkandidat der Unterfranken-AfD für die Landtagswahl werden.

Das Ergebnis von 2018 zu halten, sei das Ziel der AfD, sagt Bezirksvorsitzender Richard Graupner (Schweinfurt, seit 2018). 2018 zog die Rechtspartei erstmals und gleich mit zwei Vertretern aus Unterfranken in den Landtag ein. Den ständigen Streitereien in der Fraktion fiel das zweite Mandat mittlerweile zum Opfer, der Abgeordnete Klingen ist seitdem fraktionslos. Wer 2023 für die AfD kandidiert, sei noch "völlig offen", sagt Graupner. Mögliche AfD-Bewerber hielten sich "gerne bedeckt". Er selbst werde aber wieder antreten.

Freie Wähler: Starkes Duo soll Mandate sichern

Anna Stolz soll Spitzenkandidatin der unterfränkischen Freien Wählern für die Landtagswahl werden.
Foto: Tobias Hase, dpa | Anna Stolz soll Spitzenkandidatin der unterfränkischen Freien Wählern für die Landtagswahl werden.

Die Freien Wähler wollen ihre Position in der Region mit bislang zwei Mandaten möglichst ausbauen. Während man bayernweit 2018 die drittstärkste Partei war, wurde es in Unterfranken lediglich Platz fünf. In der Münchner Staatsregierung ist man mit Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (Main-Spessart, seit 2018) gleichwohl vertreten. Stolz soll denn auch die Unterfranken-Liste der Freien Wähler anführen. Platz zwei dürfte an Thomas Zöller gehen. Der Bürgermeister von Mönchberg bewirbt sich im Stimmkreis Miltenberg. Seine Kandidatur nach 14 Jahren an der Rathausspitze sei auch als Angriff auf das bislang immer von der CSU gehaltene Direktmandat zu verstehen, bekräftigt Anna Stolz.

Die Bezirksvorsitzende verspricht weitere "gute Kandidatinnen und Kandidaten", hält sich aber mit Namen zurück: "Es muss noch Überraschungen geben." Derweil kündigte der bisherige Abgeordnete Gerald Pittner an, kein zweites Mal für den Landtag zu kandidieren. Der Richter aus Bad Neustadt lässt im Gespräch mit der Redaktion Unstimmigkeiten in der Landtagsfraktion anklingen, ohne diese konkret auszuführen. Die Arbeit sei zwischen den Abgeordneten "ungerecht verteilt".   

FDP: Schielen nach einem zweiten Landtagssitz

Helmut Kaltenhauser soll Spitzenkandidat der Unterfranken-FDP für die Landtagswahl werden.
Foto: Heiko Becker | Helmut Kaltenhauser soll Spitzenkandidat der Unterfranken-FDP für die Landtagswahl werden.

Mit Rückenwind wegen der Regierungsbeteiligung in Berlin möchte die FDP ihre Position im Freistaat ausbauen. Bezirkschef Karsten Klein hofft auf ein zweites Mandat für die Liberalen aus Unterfranken. Angeführt wird die Liste vermutlich wieder vom Haushaltsexperten Helmut Kaltenhauser(Aschaffenburg-Ost, seit 2018). Ambitionen auf gute Listenplätze werden auch Nicole Pfeffer aus Miltenberg, dem Schweinfurter Einzelhandels-Sprecher Axel Schöll und dem Bezirksvorsitzenden der Jungen Liberalen Tobias Dutta nachgesagt.

 
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  • L. H.
    Ob sich da Frau Stolz nicht gewaltig irrt ?
    "Platz zwei dürfte an Thomas Zöller gehen. Der Bürgermeister von Mönchberg bewirbt sich im Stimmkreis Miltenberg. Seine Kandidatur nach 14 Jahren an der Rathausspitze sei auch als Angriff auf das bislang immer von der CSU gehaltene Direktmandat zu verstehen, bekräftigt Anna Stolz."
    Thomas Zöller hat nach 14 Jahren als Bürgermeister seine Gemeinde Mönchberg total in die Pleite geritten:
    https://www.primavera24.de/aktuelles/news/moenchfeld-kann-keinen-haushalt-beschliessen?fbclid=IwAR12-_0k1hWeL1ztvqfo5m-s0zMlISgaOw9PXRc16hW80f_nSQgb59IFY94
    Unter einem Kandidaten, der einen Angriff auf das Direktmandat der CSU startet, stelle ich mir Was Anderes vor: Jung, dynamisch, erfolgreich, weiblich ?!
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