Wer als Fußgängerin oder Fußgänger sorglos durch die Theaterstraße in Würzburg läuft, dem kann es schon mal passieren, dass man wütend von Autofahrerinnen oder Autofahrern angehupt wird– zu Unrecht. Denn: die Theaterstraße ist seit Juli dieses Jahres eine Fußgängerzone.
Das zeigt die blau-weiße Beschilderung in und um der Theaterstraße an. Auch die Ausfahrten des Kreisverkehrs, die in die Haugerpfarrgasse und in die Textorstraße führen, sind ebenfalls beidseitig beschildert. Autos, egal ob fahrend oder parkend, haben damit in der Straße nichts zu suchen.
Hohe Anzahl an Verstößen in der Theaterstraße in Würzburg
Aber es gibt auch Ausnahmen: Wer trotz Fußgängerzone durch die Straße fahren darf, steht auf den weißen Schildern unterhalb des Fußgängerzonen-Zeichens. In der Theaterstraße in Würzburg sind das Gäste der in der Straße befindlichen Hotels, die Busse des ÖPNV und zu bestimmten Zeiten der Lieferverkehr.
Allen anderen Autofahrerinnen und Autofahrern ist das Befahren und Parken der Theaterstraße damit untersagt. Doch das scheinen viele von ihnen nicht zu wissen, oder aber gekonnt zu ignorieren. Das zeigt die Bilanz der Verkehrskontrollen in der Theaterstraße. Innerhalb von nur vier Monaten wurden 1452 Verwarnungen gegenüber Falschparkerinnen und Falschparkern in der Fußgängerzone ausgesprochen und damit Bußgelder von rund 75.000 Euro eingenommen.
Theaterstraße für drei Jahre für den Autoverkehr freigegeben
Dabei werden unzulässige Durchfahrten mit 50 Euro geahndet, widerrechtliches Parken mit 55 Euro. Diese Informationen teilte die Stadt Würzburg auf Nachfrage der Redaktion mit. Investiert werden die einkassierten Gelder in die Balancierung der Einnahmeposten des städtischen Haushaltes und den Ausgaben im Bereich der Verkehrsüberwachung, erklärte Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg auf Nachfrage.
Die hohen Zahlen von Verstößen überrascht, denn bereits im Jahr 2018 wurde die Theaterstraße erstmalig zu einer offiziellen Fußgängerzone ernannt. Doch bereits im September 2019 wurde die damals seit knapp einem Jahr existierende Fußgängerzone kurzerhand wieder aufgehoben. Grund dafür war die damalige Großbaustelle in der Theaterstraße, wegen der die Textorstraße über drei Jahre nur einseitig befahrbar war. Aufgrund dessen entschied die Stadt Würzburg damals, die Fußgängerzone vorübergehend aufzuheben.
Sind Autofahrerinnen und Autofahrer durch Liefer- und Busverkehr verwirrt?
Während der dreijährigen Bauphase, die erst seit dem 2. Juli dieses Jahres abgeschlossen war, konnte die Theaterstraße offiziell befahren werden. Die Verwirrung der Autofahrerinnen und Autofahrer schien damit perfekt. Auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg, was die Gründe für die zahlreichen Missachtungen der Fußgängerzone sein könnten, erklärt Wagenbrenner: "Die Schilder sind gut sichtbar angebracht." Weiter sagt der Pressesprecher: "Autofahrerinnen und Autofahrer müssen solche Beschilderungen (auch kurzfristig) wahrnehmen und beachten." Sie dürften sich nicht auf das Navi oder langjährige Fahrgewohnheiten verlassen.
Die Stadt Würzburg sieht "keine verwirrende Situation" für Autofahrerinnen und Autofahrer durch den freigegebenen Liefer- und Busverkehr. Die Beschilderung in der Theaterstraße sei ohnehin umfangreicher als vorgeschrieben, erklärt Wagenbrenner. Und auch die Verkehrskontrollen sollen zur Sensibilisierung dienen. Die Buslinien 12,14,15,17,20,26,28,114 und 214 haben für die Theaterstraße weiterhin eine Durchfahrtsberechtigung.
Es ist wie in der Bundespolitik: man wird sich in nur wenigen Monaten wieder neue Ausreden zurechtlegen, weshalb die ganzen Insolvenzen nicht absehbar waren und auf keinen Fall mit der betriebenen Politik zusammenhängen. Auch für die dadurch entstehenden Steuerausfälle wird man andere Schuldige suchen.
...."Die Stadt Würzburg sieht "keine verwirrende Situation"....
Selbstverständlich liegt die vor und es wäre interessant zu erfahren, wie ein objektives Gericht das bewertet.
Nicht nur die Beschilderung ist "verwirrend" - im Zweifelsfall ist man "Hotelübernachtungsgast" - sondern vor allem die offenbar völlig fehlenden baulichen Merkmale für eine "Fußgängerzone"..... und die Bushaltestelle mit Digitalanzeige der Abfahrtszeiten spricht auch nicht dafür.
Autofahrer parkt(!) in der Theaterstraße. Ich spreche ihn darauf an, daß er keine (sichtbare) Genehmigung zur Einfahrt in die Fußgängerzone hat und was das soll. Meint: "Ich geht nur schnell zur Bank!" Mehr schreibe ich nicht, da ich sonst unflätig werden müßte.
Geht's noch?
wir haben dazu mal bei der Stadt Würzburg nachgefragt und folgende Antwort erhalten:
Radfahrer*innen und Taxis dürfen Fußgängerzonen grundsätzlich befahren. Allerdings nur in Schrittgeschwindigkeit.
Viele Grüße
Gina Thiel
(Redakteurin Lokalredaktion Würzburg)
über die Sondernutzungen in den Fußgängerbereichen „Innenstadt“ und „Heuchelhof“
vom 5. Mai 1983 (MP und FVBl. Nr. 118/83 vom 25. Mai 1983)
letzte Änderung: 2. November 2009 (MP und FVBl. Nr. 268 vom 28. November 2009)
Wurden die Autofahrer dann auch von Fußgängern unflätig angeschnauzt?