Die acht Hektar große Halle, die Investor Markus Blum auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne in Giebelstadt bauen wollte, ist vom Tisch. Zwar hatte der Gemeinderat unlängst noch zugesichert, die Pläne wohlwollend zu prüfen. Das Ergebnis dieser Prüfung fiel allerdings aus Sicht des Investors unbefriedigend aus. Der darf das Grundstück, das er im Gewerbegebiet "Airpark" gekauft hat, zwar entwickeln, aber eben nicht mehr in den ursprünglich beabsichtigten Dimensionen. So das Ergebnis der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.
Das Grundstück entlang der Levi-Strauß-Straße umfasst die ehemalige Hauptzufahrt zur Kaserne und ist rund 180 000 Quadratmeter oder 18 Hektar groß. Es ist die größte Teilfläche, die die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BIMA bislang aus dem ehemaligen Militärgelände bislang verkaufen konnte. Markus Blum hat Erfahrung mit solchen Konversionsflächen. In Kitzingen hat er die ehemalige "Harvey"-Kaserne gekauft und seit 2017 zum Technologiepark ConneKT entwickelt, auf dem nach eigenen Angaben inzwischen 45 Nutzer mit weit über 1000 Arbeitsplätzen ansässig sind. Für sein Vorhaben in Giebelstadt sagte Blum Gesamtinvestitionen von 100 Millionen Euro und mindestens 400 Arbeitsplätze voraus.
Kernproblem ist der Verkehr, der über die beiden Zufahrten zum Airpark direkt an der Wohnbebauung vorbei führt. Im Vorfeld schon hatte die Marktgemeinde deshalb die Ansiedlung eines reinen Logistikunternehmens ausgeschlossen und stand deshalb Blums Hallenplänen skeptisch gegenüber. Eine solche Großhalle in Autobahnnähe, die Markus Blum bauen und an einen oder mehrere Nutzer vermieten wollte, könnte nämlich gerade das Interesse solcher Logistiker wecken, die zwar viel Verkehr verursachen, aber vergleichsweise wenig Mitarbeiter beschäftigen und kaum Wertschöpfung generieren.
Das Problem ist nur: Eine solche Nutzung als Verteilzentrum lässt sich baurechtlich nur schwer ausschließen. Den Versuch dazu hat der Gemeinderat unternommen, indem er im Bebauungsplan die möglichen Baufelder so angeordnet hat, dass eine Großhalle nicht möglich ist. Markus Blum hatte um Auflösung dieser Baufelder gebeten und im Gegenzug versichert, dass er keinen reinen Logistiker ansiedeln wolle. Seinen Interessenten gegenüber sei er aber zu Stillschweigen verpflichtet.
Um den Gemeinderäten die Entscheidung zu erleichtern, versprach er außerdem, auf eigene Kosten eine neue, öffentliche Nordzufahrt von der B 19 bauen zu lassen, die ausreichend weit von den Wohnhäusern entfernt liegt. Am Ende konnte das Angebot die Skeptiker nicht überzeugen. Ein eilends angefertigtes Verkehrsgutachten hat ergeben, dass der Verkehr durch die geplante Halle deutlich über die bisher prognostizierten Zahlen ansteigen würde, führte Andrea Eick vom Würzburger Ingenieurbüro Arz in der Ausschusssitzung aus. Das Ergebnis war Blum vor zwei Wochen mitgeteilt worden, der daraufhin einen neuen Entwurf vorlegte. Die Baufelder blieben darin zum Großteil erhalten, allerdings in einer neuen Anordnung, die eine wirtschaftlichere Nutzung des Geländes zulässt, wie Blum ausführte.
Lange und hartnäckige Diskussion
So viel Entgegenkommen sicherte der Bauausschuss dem Investor schließlich zu, wenn auch nach langer und hartnäckiger Diskussion. Das Angebot einer kostenlosen neuen Zufahrt ist damit aber ebenfalls vom Tisch, wie Markus Blum betonte, weil die Verwertungsmöglichkeiten für das Gelände durch die neue Festlegung deutlich geschmälert werden. Welche Firmen er nun als künftige Nutzer im Auge habe, könne er nicht sagen. Für die drei Unternehmen, die sich für die Großhalle interessiert haben, sei der neue Zuschnitt keine Option mehr. "Wir stehen damit wieder ganz am Anfang", so Blum. Feste Zusagen seien aber ohnehin erst zu erwarten, wenn Baurecht herrscht.
Gegen den Versuch von Gemeinderat Adrian Schmierer (UWG), doch noch mehr für die Gemeinde herauszuholen, bekam Markus Blum Schützenhilfe von Bürgermeister Helmut Krämer (BBG). Der Bebauungsplan, wie er jetzt erstellt werden soll, entspreche im Wesentlichen dem ursprünglichen Willen der Gemeinde, wenn auch mit leichten Veränderungen. "Wir haben eine Lösung, mit der ich leben kann", so Krämer. Gleiches meint auch Georg Kuhn (UWG): "Wir haben bekommen, was wir wollten; wenn wir jetzt nicht mitgehen, haben wir was falsch gemacht."
Glaskeil zieht nach Giebelstadt
Unmittelbar angrenzend an das Blumsche Gelände - auf einer 4,5 Hektar großen Fläche, auf der bis 2018 noch die alten Munitionsbunker der Amerikaner standen - will die Würzburger Firma Glaskeil einen neuen Produktionsstandort aufbauen. Eine entsprechende Bauvoranfrage behandelte der Bauausschuss in seiner vorangegangenen Sitzung. "Der Standort ist für uns attraktiv, weil er verkehrsgünstig gelegen ist", sagt Hans Schulze Schwienhorst auf Anfrage der Redaktion. Das alte Firmengrundstück an der Nürnberger Straße soll aber weiterhin durch die Jaeger Gruppe, zu der Glaskeil gehört, genutzt werden.
Das Würzburger Traditionsunternehmen wurde 1898 gegründet und gehört seit 2008 zur Unternehmensgruppe Jaeger mit Sitz in Dortmund. Mit rund 120 Mitarbeitern stellt Glaskeil heute Produkte aus Glas und Kunststoff für verschiedene Anwendungsbereiche her. Zum zeitlichen Rahmen für einen Umzug der Produktion könne er sich noch nicht äußern, so Schulze-Schwienhorst. "Wir sind jetzt erst bei der Bauvoranfrage."
Verkehrsproblem bleibt ungelöst
Klar ist indes, dass das Verkehrsproblem für die Gemeinde Giebelstadt auch ohne Großhalle noch lange nicht vom Tisch ist. Die aktuelle Verkehrsprognose geht davon aus, dass die Zufahrt täglich von bis zu 10 000 Fahrzeugen befahren wird, wenn das Gewerbegebiet vollständig genutzt wird, so Ingenieurin Andrea Eick. 2002, als die US-Streitkräfte noch in der Kaserne waren, wurden an gleicher Stelle täglich rund 3400 Fahrzeuge gezählt. Gegenwärtig seien es, so Eick weiter, abzüglich der Fahrten zum Impfzentrum, nur rund 240, weil die im Airpark tätigen Firmen kaum Kunden- und Lieferverkehr hätten. Langfristig müsse sich die Gemeinde also auch ohne Acht-Hektar-Halle Gedanken über eine angemessene Zufahrt machen. "Dass wir mit der Gewerbefläche Verkehr produzieren, war uns klar", sagt Bürgermeister Helmut Krämer.
Entlastung könnte die Entwicklung des zweiten bisher noch ungenutzten Abschnitts der Kaserne bringen. Dazu müsste nämlich eine weitere Zufahrt von Süden über die Kreisstraße WÜ 46 geschaffen werden, die die Einfahrt im Norden des Airpark entlasten würde. Über diesen zweiten Erschließungsabschnitt steht Markus Blum ebenfalls in Verhandlungen mit der BIMA, wie er vor einigen Wochen gegenüber der Redaktion bestätigte. Seine Entscheidung hänge aber auch vom Entgegenkommen der Gemeinde ab, so Blum damals. Ob er dieses Entgegenkommen nach der jüngsten Ausschusssitzung noch als gegeben sieht, ist ungewiss.