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Würzburg/Schweinfurt/Iphofen
In den Sommerferien in Unterfranken ins Museum: Diese 5 Ausstellungen lohnen den Besuch
Gruseliges in Schweinfurt, Aktuelles in Würzburg, Glanzvolles in Iphofen: Wenn es draußen zu heiß oder zu nass ist, kann man die Zeit gut im Museum verbringen. Fünf Tipps.
Schwertemblem in Form eines Löwen, in diesem Sommer zu sehen in der Ausstellung 'Das Gold der Akan' im Knauf-Museum Iphofen. Der rote Stoff stammt von einer britischen Kolonialuniform.
Foto: Museum Liaunig | Schwertemblem in Form eines Löwen, in diesem Sommer zu sehen in der Ausstellung "Das Gold der Akan" im Knauf-Museum Iphofen. Der rote Stoff stammt von einer britischen Kolonialuniform.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 09.08.2024 02:44 Uhr

Wer den ständigen Wechsel dieses Sommers zwischen zu nass und zu heiß satthat, verbringt seine Ferien vielleicht lieber drinnen. Zum Beispiel in einem der Museen der Region: Zu empfehlen wären ganz viele große und kleine Adressen - hier eine kleine feine Auswahl von fünf aktuellen Wechselausstellungen. Die gehen bald zu Ende - und sollte man noch gesehen haben. 

1. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: Eine Ausstellung zum Staunen, Fürchten, Gruseln

Gruselige Objekte in dramatisch ausgeleuchteten Vitrinen: 'Faszination des Horrors' im Museum Georg Schäfer.
Foto: Silvia Gralla | Gruselige Objekte in dramatisch ausgeleuchteten Vitrinen: "Faszination des Horrors" im Museum Georg Schäfer.

Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer zeigt unter dem Titel "Tod und Teufel - Faszination des Horrors", wie Menschen seit dem Mittelalter mit der unerklärlichen Lust am Makabren, Morbiden, Bedrohlichen, Abstoßenden oder gar Ekligen umgegangen sind. In einem "Prolog" werden reichliche 500 Jahre Kunstgeschichte bis Anfang des 20. Jahrhunderts abgehandelt, von Dürer bis zu den Bildern der "Schwarzen Romantik" von Blechen oder Böcklin.

Der Hauptteil ist Werken und Produkten aus den vergangenen zwei Jahrzehnten gewidmet. Hier fällt auf, wie stereotyp Popkultur und Modebranche das vorgebliche Grauen auskosten: Das ist fast immer schwarz, spitz und stachlig. Typisches Objekt:  die "Satan Shoes" von Nike. Die nicht unschicken schwarzen Sneaker wurden 2021 in limitierter Auflage von - Achtung Symbolzahl! - 666 produziert und für 1500 Dollar angeboten. Heute ist ein Paar angeblich 50.000 Dollar wert.

Museum Georg Schäfer, Schweinfurt: "Tod und Teufel - Faszination des Horrors", bis 20. Oktober, Di. 10-20 Uhr, Mi.-So. 10-17 Uhr.

2. Kunsthalle Schweinfurt: Triennale mit Kunst von neun Frauen in ganzer Bandbreite

Die Künstlerinnen der 6. Triennale in Schweinfurt (v.li.): Stefanie Brehm, Fatma Güdü, Lisa Wölfel, Stefanie Pöllot, Julia Tiefenbach, Ursula Jüngst, Heidrun Schimmel, Birgit Ramsauer und Barbara Nägle.
Foto: Anand Anders | Die Künstlerinnen der 6. Triennale in Schweinfurt (v.li.): Stefanie Brehm, Fatma Güdü, Lisa Wölfel, Stefanie Pöllot, Julia Tiefenbach, Ursula Jüngst, Heidrun Schimmel, Birgit Ramsauer und Barbara Nägle.

Die 6. Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken in der Kunsthalle Schweinfurt zeigt ausschließlich Arbeiten von Frauen, versteht sich aber nicht als Fördermaßnahme für weibliche Kunst. Sie will vielmehr unter dem Titel "Aufgefächert" die große Bandbreite künstlerischen Schaffens zeigen. Zu sehen sind Arbeiten von neun Künstlerinnen zwischen 31 und 83 Jahren.

Gezeigt werde nahezu alle Kunstformen, von figürlicher und abstrakter Malerei über Fotografie bis hin zu Videokunst, Installation und Performance. In der Großen Halle haben die unterschiedlichen Formate jeweils eigene Räume bekommen, von der filigranen Textilkunst Heidrun Schimmels über den riesigen Frauenakt "Ich passe in die Halle rein" von Lisa Wölfel bis hin zu den Videoinstallationen von Stefanie Pöllot, die Variationen von Stillleben zeigen, die sich fast unmerklich verändern.

Kunsthalle Schweinfurt: "Aufgefächert! 6. Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken", bis 15. September, Di.-So. 10-17 Uhr, Do. bis 21 Uhr.

3. Kulturspeicher Würzburg: Eine Ausstellung mit junger Konkreter Kunst von jetzt und heute 

Kuratorin Mariana Aravidou hat für die Ausstellung '24! Fragen an die Konkrete Gegenwart' 24 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die alle ab 1980 geboren sind.
Foto: Christine Jeske | Kuratorin Mariana Aravidou hat für die Ausstellung "24! Fragen an die Konkrete Gegenwart" 24 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die alle ab 1980 geboren sind.

1924, vor 100 Jahren, soll der Künstler, Architekt und Kunsttheoretiker Theo van Doesburg erstmals den Begriff "Konkrete Kunst" verwendet haben. Für den Würzburger Kulturspeicher ist das inoffizielle Jubiläum Anlass für die Ausstellung "24! Fragen an die Konkrete Gegenwart". Also setzen sich ein Jahrhundert später zwölf Künstlerinnen und zwölf Künstler mit der Konkreten Kunst auseinander. Alle sind ab 1980 geboren und damit in dem Alter, in dem Theo van Doesburg den Begriff "Konkrete Kunst" prägte.

Zu sehen sind leuchtende Quadrate und Kreise, zersplitterte Spiegel, winzige mathematische Berechnungen, raumfüllende Installationen, virtuelle Skulpturen und ein rätselhaftes Video: Die Schau ist vielseitig, tiefgründig und spielerisch zugleich. Die Exponate reizen die Sinne, öffnen neue Räume, bieten ungewöhnliche Perspektiven. Und wer möchte, kann selbst Konkrete Kunst kreieren.

Museum im Kulturspeicher, Würzburg: "24! Fragen an die Konkrete Gegenwart", bis 22. September, Di. 13-18 Uhr, Mi.-So. 11-18 Uhr, Do. bis 19 Uhr.

4. Kulturspeicher Würzburg: Eine Erinnerung an das Hanau-Attentat, die Partei ergreift

In 'Erinnern heißt verändern – Hanau, 19. Februar 2020' im Würzburger Kulturspeicher kommen auch Hinterbliebene zu Wort.
Foto: Patty Varasano | In "Erinnern heißt verändern – Hanau, 19. Februar 2020" im Würzburger Kulturspeicher kommen auch Hinterbliebene zu Wort.

Am 19. Februar 2020 tötete ein Rechtsextremer im hessischen Hanau neun junge Menschen: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Unter dem Titel "Erinnern heißt verändern" zeichnet eine Ausstellung im Würzburger Kulturspeicher die Tat nach. Auf großformatigen Tafeln und mithilfe von Video- und 3D-Animationen rekonstruieren die Macher von Forensic Architecture, einem investigativen Architekturbüro aus Berlin, teilweise sekundengenau das Geschehen am Abend des Attentats sowie die ihrer Ansicht nach bis heute nicht aufgeklärten polizeilichen und politischen Versäumnisse.

Die Ausstellungsmacher ergreifen Partei, für sie ist das Attentat keine singuläre Tat eines Verwirrten, sondern ein "exemplarischer Fall struktureller rassistischer und rechtsextremer Gewalt in Deutschland". Den politisch Verantwortlichen werfen die Rechercheure vor, sich vor ihrer Verantwortung für die Pannen zu drücken.

Museum im Kulturspeicher, Würzburg: "Erinnern heißt verändern", bis 1. September. Di. 13-18 Uhr, Mi.-So. 11-18 Uhr, Do. bis 19 Uhr.

5. Knauf-Museum Iphofen: Ausstellung mit dem Gold der westafrikanischen Akan

Blick in die Ausstellung 'Das Gold der Akan' im Knauf-Museum Iphofen.
Foto: Gerhard Krämer | Blick in die Ausstellung "Das Gold der Akan" im Knauf-Museum Iphofen.

Man muss weder Afrika-Kenner noch Edelmetall-Fan sein, um diese Ausstellung spannend zu finden: Das Knauf-Museum Iphofen im Landkreis Kitzingen zeigt "Das Gold der Akan". Die Akan sind die größte Volksgruppe in den westafrikanischen Staaten Ghana und Elfenbeinküste und bestehen ihrerseits aus 120 anerkannten Königreichen. Die reichen Goldvorkommen der Region und das handwerkliche Geschick der Menschen haben über die Jahrhunderte für die Entstehung unglaubliche schöner Objekte gesorgt.

Zu den traditionellen Festen der Akan, die mit Musik, Tanz und bunten Umzügen begangen werden, tragen alle Gold, die Rang und Namen haben. Schmuck wie Ketten oder Ringe, Kronen, Stabaufstätze oder Schwertembleme, die Tiere oder Symbole darstellen, die für verschiedene Gottheiten stehen. Zu bewundern sind Vielfalt und künstlerische Meisterschaft. Gezeigt werden kann das Gold der Akan, weil es Museumsleiter Markus Mergenthaler gelungen ist, die österreichische Privatsammlung Liaunig ins Museum zu holen - neben Kapstadt und New York die einzige dieser Bedeutung weltweit. 

Knauf-Museum, Iphofen: "Das Gold der Akan", bis 10. November, Di.-Sa. 10-17 Uhr, So. 11-17 Uhr.

 
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