Dass die sechste Triennale für zeitgenössische Kunst ausschließlich mit Werken von Frauen bestückt ist, wird sicherlich für Diskussionen sorgen. Sicherlich ebenso diskussionswürdig ist jedoch die große Bandbreite künstlerischen Schaffens von Frauen, die nun bis Mitte September in der Kunsthalle gezeigt wird. Bei der Vernissage brachte die Frauenband Klub Kowolski heiße Rhythmen unter die zahlreichen Gäste. Ein wesentlicher Faktor jeder Kunstbetrachtung ist ja die Berührung, das Berührt-werden.
Die vielfältigen Facetten, die bei dieser Triennale aufgefächert werden, erhöhen die Chance, dass dies gelingt. "Aufgefächert!" So ist diese Triennale betitelt und sie zeigt Werke von Stefanie Brehm, Fatma Güdü, Ursula Jüngst, Barbara Sophie Nägle, Stefanie Pöllot, Birgit Ramsauer, Heidrun Schimmel, Julia Tiefenbach und Lisa Wölfel. Sie alle haben einen Bezug zu Franken und sehr ausdrucksstarke Werke dabei. Das breit gefächerte Spektrum bezieht sich außerdem auch auf die Lebensjahre der Künstlerinnen sowie auf die unterschiedlichen Techniken, mit denen sie arbeiten.
Zarte filigrane Textilkunst gibt es beispielsweise bei Heidrun Schimmel, die seit den 1960er Jahren mit schwarzem Organzastoff und weißem Garn eine Verbindung von Text und Textil aufzeigt. Wie bei einem Seismographen entstehen dabei Aufzeichnungen, die Raum lassen für eigene Spuren, eigene Erschütterungen.
Ganz anders kommen die Werke von Lisa Wölfel daher, großformatige Gemälde, wuchtig und direkt. Der Frauenakt "Ich passe in die Halle rein", extra angefertigt für die Triennale, breitet sich geradezu aus im großen Saal der Kunsthalle und verweist damit auf alle Fragen des Respekts und der Nähe zum weiblichen Körper.
Kunst, die alte Mythen entlarvt
Dem gegenüber stehen die Arbeiten von Fatma Güdü, die eine eigene Zartheit besitzen und dennoch mit einer Stärke daherkommen, die auch nötig ist gegenüber Wölfels Wucht. Güdü zeigt unter anderem eine beeindruckende weibliche Atlasfigur, die sofort das weite Feld der ungleichen Lastenverteilungen zwischen den Geschlechtern aufmacht und damit alte Mythen entlarvt.
Das Spiel mit Wahrnehmung und Erinnerung beherrscht auch Stefanie Pöllot meisterlich. Ihre Videoinstallationen eröffnen zauberhaft neue Räume. Kleine Bildschirme zeigen Variationen von Stillleben, die durch einen Hauch von Bewegung eigene intime Räume zum Schwingen bringen.
Raumerlebnisse einer Skaterin
Die jüngste Künstlerin ist Julia Tiefenbach, die die Raumerlebnisse einer Skaterin in die Kunsthalle bringt. Pink steht ihre Funbox im Raum, knallig liest sich ihre frisch auf die Museumswand gesprayte Aussage: All I ever wanted was everything. Und wir, was wollten wir? Zentrale Forderungen aus frauenbewegten Zeiten tauchen auf und stellen sich in einen neuen Kontext. Stefanie Brehm arbeitet unter anderem mit Keramik und verschiebt damit Grenzen zwischen Malerei und Skulptur. Während noch Fragen nach der Technik den Verstand beschäftigen, erfreut sich das Herz bereits an faszinierenden Farbspielen der Künstlerin.
Die Fotografien von Barbara Nägle nehmen Raum an der langen Wand der Kunsthalle und behaupten sich ebenso gegenüber Wölfels raumgreifendem Gemälde. Auch wenn die Fotografien keine Menschen zeigen, verbinden sie den Blick sehr konkret mit den Objekten. Die Vergänglichkeit, die Wunden, die die Zeit schlagen kann, verweisen auf die Spuren, die das Dasein auch auf uns selbst hinterlässt.
In der Abwesenheit wird ein Werk der Künstlerin Ursula Jüngst sehr deutlich anwesend: Ihr Tryptichon Mariupol I – III ist in der Kirche St. Johannis in Schweinfurt ausgestellt und bringt allein durch den Titel eine Konkretheit mit, die ihren weiteren abstrakten Gemälden einen Rahmen gibt.
Die Performancekünstlerin Birgit Ramsauer brachte einen Hauch von Verruchtheit, Geheimnis und Geschichtsträchtigkeit in den Saal, indem sie wie auf einem Schwarzmarkt ihren Mantel lüftete und den Blick auf Verborgenes ermöglichte. Rote Handschuhe streiften an schwarzseidenen Netzstrümpfen entlang und lenkten Aufmerksamkeiten um.
Kuratiert wurde die Triennale diesmal von Dr. Barbara Kahle, Vorsitzende des Kunstvereins Bamberg und Dr. Julia Weimar, stellvertretende Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt. Sie nahmen unter anderem Bezug auf die Schweinfurter Künstlerin Margarethe Geiger, die von 1783 bis 1809 lebte und noch keinen Zugang zu einem Kunststudium hatte. Die Bedingungen für weibliche Kunstschaffende sind seitdem zwar besser geworden, aber immer noch ungleich schwerer als für ihre männlichen Kollegen. Allein mit diesem Argument ist also die notwendige Coolness für die Genderdebatte dieser Ausstellung gesetzt. Ein umfassendes Rahmenprogramm sorgt bei dieser Triennale sicher dafür, dass notwendige Fragen und Diskussionen aufgegriffen werden können.