Das Jahr 2020 wird als Jahr der schlechten Nachrichten in die Geschichte eingehen. Doch nicht nur der Brexit, der Einzug der AfD in den Würzburger Stadtrat oder die Corona-Pandemie sorgen immer noch für entgleiste Gesichtszüge. Spätestens am 7. Mai dürfte auch der letzte Maßkrug eines jeden Volksfest-Fanatikers vor Schock auf den teuren Parkettboden gekracht sein. Denn an diesem Tag ist das Kiliani abgesagt worden. Mit der Nachricht dürfte nicht jeder Würzburger so leicht zurecht gekommen sein. Da tröstet das Konzept für ein Kiliani in abgespeckter Form wahrhaftig nicht.
Unsere Freunde in München haben für diese Fälle bereits eine Seelsorge-Hotline eingerichtet. Schließlich haben sie mit der Absage der Wiesn schon Erfahrungen im volksfestlichen Trübsal blasen. Gerüchten zufolge soll OB Schuchardt dort schon angerufen und gefragt haben , welche Videokonferenz-App am besten für einen digitalen Fassanstich geeignet ist - und im gleichen Atemzug, wie man Bierflecken vom Wohnzimmerteppich weg bekommt.
Autoscooter für den Klimabürgermeister
Schausteller und Wirte können aber mit kreativen Vorschlägen der Würzburger Wahrheiten trotzdem den Kiliani-Zauber in die Stadt bringen. Da wären zum Beispiel die Autoscooter, die mit der Absage eigentlich keinen einzigen Zentimeter fahren dürfen. Die "arbeitslosen" Flitzer könnten das Carsharing-Angebot in Würzburg aber geradezu revolutionieren. Immerhin fahren sie mit 100 Prozent Elektroantrieb. Da dürfte nicht nur Klimabürgermeister Martin Heilig vor Freude in die Luft springen. Und Wirte könnten mit den Dingern einen Lieferservice für das richtige Kiliani-Gefühl anbieten.
Für den gewohnt günstigen Preis von zehn Euro plus fünf Euro Liefergebühr beliefern sie dann Menschen aus allen Stadtteilen beim "Kiliani Dahemm" mit einer Maß Bier. Gegen einen kleinen Aufpreis (150 Euro) kann dazu noch der zusätzliche Service gebucht werden, ein ganzes Fass im eigenen Wohnzimmer anstechen zu lassen – selbstverständlich mit 1,50 Meter Sicherheitsabstand. Damit spart sich unser OB auch das Schrubben des eigenen Teppichs.
Schwierigkeiten mit dem Bierbank-Flirt
Eines kann aber auf Bestellung natürlich nicht geliefert werden: der spontane Bierbank-Flirt. Knutschen mit wildfremden Menschen ist zur Zeit eh nicht so einfach. Der Grund hört auf den unsexy klingenden Namen BayIfSG (Infektionsschutzgesetz). Oder ist das in Zeiten der permanenten Lockerungen nicht vielleicht doch schon erlaubt? Ach, wer weiß das schon. Macht doch in Würzburg scheinbar eh jeder, was er will. Echt wahr!
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