Die allermeisten Weingüter haben in dieser Woche die Weinlese 2022 abgeschlossen. Nur einige ganz wenige werden nächste Woche ihre letzte Fuhre einholen. Zeit für eine erste Erntebilanz und vor allem für Prognosen, was für ein Jahrgang der 2022er werden wird. War er doch von extremen Witterungsverhältnissen begleitet. Eine erste Bilanz zogen fränkische Weinexperten in der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim bei Würzburg.
Was zeichnet den Jahrgang 2022 aus?
Artur Steinmann, Präsident des fränkischen Weinbauverbandes, nennt den 2022er Jahrgang einen Überraschungsjahrgang. Am meisten überrascht habe, dass die gefürchteten Ertragsrückgänge durch die lange Trockenheit nahezu ausgeblieben seien. Überraschungen biete der Jahrgang aber auch, weil das Wetter im fränkischen Weinland punktuell sehr unterschiedlich gewesen sei und es somit unterschiedliche Weine und Qualitäten geben werde.
"Schlank ist Trumpf", sagt Kellereifachberater Hermann Mengler zum Jahrgang 2022. Er erwarte schlanke, gradlinige und lupenreine Weine. Die Winzer hätten gesundes Traubenmaterial ernten können. So könnten die meisten Rebsorten ihre Charakteristika sehr gut entwickeln, so Matthias Mend von der LWG.
Wird es ein großer Jahrgang?
2022 werde generell kein Jahrgang, von dem man sich Weine zurücklegen sollte, um sie in fünf oder zehn Jahren zu genießen, so Mengler. Gerade die Topweine in den hochwertigen Lagen habe man sehr früh ernten müssen, damit die Öchslegrade nicht explodierten. Es dominierten schlanke Weine, die man in den nächsten zwei bis drei Jahren am besten konsumieren sollte.
Allerdings werde es auch Ausnahmen geben. Mengler nennt sie Charakterdarsteller. Neben leichten und alkoholarmen Weinen rechnet auch Matthias Mend mit vielversprechenden Weinen aus ersten Lagen und Großen Gewächsen.
Vor welche Herausforderungen stellte das Wetter die Winzer?
Verschont von Spätfrösten starteten die fränkischen Winzer optimistisch ins Weinjahr 2022. Dann habe der sehr feuchte und kühle April den Jahrgang 2022 gerettet, behauptet Beate Leopold vom Weinbauring Franken. So habe man die lange trockene und heiße Phase im Sommer gut überstehen können. In manchen Lagen hätten jüngere Reben nur mit Bewässerung überleben können.
Eine Herausforderung sei dann die Lese gewesen, sagt Leopold. In einigen Lagen, bei einigen Rebsorten habe die Lese sehr früh und schnell erfolgen müssen. Der anhaltende Regen im September habe zwar zu besseren Erträgen beigetragen, für die Ernte sei er aber auch eine große Herausforderung gewesen.
Welche Mengen haben die Winzer ernten können?
Überraschenderweise fiel die Bilanz auch mengenmäßig viel besser aus als erwartet. Dies habe zum einen an den Regenfällen im September gelegen, so Matthias Mend. Diese Feuchtigkeit sei von den gerade gereiften Trauben noch sehr gut aufgenommen worden, ergänzt Hermann Mengler.
Er schätzt, dass ohne diesen Regen im September die Erntemenge um zehn bis 15 Prozent geringer ausgefallen wäre. So erreichten die Winzer nach Berechnungen von Mend mit durchschnittlich 75 Hektoliter pro Hektar Weinberg ein sogar leicht überdurchschnittliches Ergebnis.
Welche Weine werden vom 2022er Jahrgang profitieren?
Zum einen sei es ganz klar ein Rotweinjahr, so Hermann Mengler. Selten habe der Rotwein so ein hohes Farbpotential wie 2022. Überraschenderweis könne aber auch der Müller-Thurgau mit feiner Finesse glänzen.
Mengler sieht hier schlanke Weine mit einem Hauch von Exotik heranreifen. Die besten Ergebnisse aber dürften Silvaner und Burgunder bringen. Freuen könne sich, wem der Frankenwein zu säurehaltig daher komme, denn die 2022er Weine würden die Säure gut kompensieren.
Der Bacchus hingegen könne seine Potenziale in diesem Jahr nicht ausschöpfen. "Er bleibt schüchtern", sagt Mengler. Beate Leopold bezeichnet ihn gar als "verbranntes Kind" des Klimawandels. Und dann kredenzt Mengler einen 2022er Jungwein der Rebsorte Chardonnay, der schon jetzt ein großes Potenzial habe: "Dieser Jahrgang wird noch mehr Überraschungen bringen."
Wird der Wein teurer werden?
Es wird moderate Preissteigerungen geben, aber das habe nichts mit dem Ertrag 2022 zu tun, so Verbandspräsident Steinmann. Die Weingüter müssten einen Teil ihrer steigenden Produktionskosten weitergeben. So seien die Löhne gestiegen, aber auch die Preise für Energie, Flaschen, Etiketten und vieles mehr.
Das betreffe auch andere Weinanbauregionen, so Horst Kolesch. So werde der Frankenwein konkurrenzfähig bleiben. Zumal der Jahrgang 2022 sowohl von der Menge als auch von der Qualität her sehr marktkonform sei, ist sich Mengler sicher.
bekannter von mir hat einen weinberg, der hat dieses jahr sogar spitzenwerte geliefert.
85 öchsle und auch sehr reichen ertrag. jammern also auf hohem niveau?