Ein Gastwirt aus dem Landkreis Würzburg staunte nicht schlecht, als er sah, dass sein Winzer den Preis für eine 0,75-Literflasche seinen Hausschoppens von 3,95 Euro auf 5,95 Euro erhöht hatte. Ein Einzelfall - oder müssen Gäste in Weinstube oder Restaurant schon bald mit acht Euro für den Schoppen rechnen? Und was sagen Frankens Winzer dazu?
Steigende Kosten für Herstellung und Produktion müssten weitergegeben werden, sagt Cornelius Lauter, geschäftsführender Vorstand der Winzergemeinschaft Franken (GWF). Er könne beruhigen, die Erhöhungen seien nur geringe Anpassungen: "Wir bewegen uns hier im einstelligen Prozentbereich." Der GWF-Geschäftsführer sagt aber auch: "Frankenwein ist ein hohes Gut und ist knapp." Zwei historisch kleine Ernten hintereinander hätten die Angebotssituation nicht verbessert.
Fachberater des Bezirks: Traditionelle Weinlagen gefährdet
"Leider, ich betone leider, sehe ich keine nennenswerten Teuerungsraten für unsere tollen Frankenweine", sagt der Leiter der Wein-Fachberatung des Bezirks, Hermann Mengler. Betrachte man die Entwicklung der beiden geringen Ernten 2019 (34,3 Millionen Liter) und 2020 (26,8 Millionen Liter), so hätten die Weinpreise längst steigen müssen. 2018 hatte der Ertrag noch bei 52,5 Millionen Liter gelegen, so die Statistik der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG).
Kurzfristig erwartet Mengler abgesehen von der Weitergabe gestiegener Produktionskosten von drei bis fünf Prozent an die Verbraucher keine Preissteigerung. Aber: "Mittelfristig müssten Preissteigerungen kommen, sonst sehe ich vor allem unsere traditionellen Weinlagen, sprich Steillagen, als gefährdet", sagt der Fachberater des Bezirks.
Der Markt gebe höhere Preise trotz der beiden geringen Erntejahre nicht her, sagt Robert Haller, Weingutsdirektor beim Würzburger Bürgerspital und Vorsitzender für Franken im Verband der Prädikatsweingüter. In anderen Regionen seien die Ernteerträge zuletzt durchaus besser gewesen seien als beim Frankenwein. Dieser Druck lasse keine großen Preissteigerungen zu.
Das treffe auch im oberen Preissegment zu, sagt Haller. Angesichts der Konkurrenz sieht er keinen Trend zu generellen Preiserhöhungen. In einzelnen Segmenten, bei einzelnen Winzern seien sie möglich. Was das Bürgerspital betreffe, seien die Gedanken zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, so der Weingutsdirektor. Der Markt müsse erst einmal wieder in Schwung kommen.
Winzer hoffen auf "faire Preise"
Tanja Strätz, stellvertretende Verkaufsleiterin des Weinguts Juliusspital in Würzburg berichtet von nahezu täglich Nachrichten über Preiserhöhungen: Etiketten, Kartonagen, Verschlüsse, Bocksbeutel seien teurer geworden - die Liste ließe sich beliebig erweitern. Bereits im Herbst 2020 sei klar gewesen, "dass in Franken mit der kleinsten Erntemenge seit 35 Jahren aus betriebswirtschaftlicher Sicht sprichwörtlich eben kein Blumentopf zu gewinnen ist", sagt Strätz. Hinzu kämen coronabedingte Mindereinnahmen. Aber auch das Juliusspital will auf Preiserhöhungen verzichten: "Trotz allen Widrigkeiten stehen wir zu unserem Wort für 2021: stabile Preise über das komplette Sortiment, quer durch alle Qualitätsstufen."
Sicher sei: Für 2022 müsse man neu entscheiden. Tania Strätz hofft auf einen in Menge und Güte überdurchschnittlichen Weinjahrgang 2021. Dann werde man sich mit den Weinliebhabern auf "faire Preise" verständigen können.
Nicht nur der Wein, auch andere Produkte in der Gastronomie seien im Preis gestiegen, sagt Michael Schwägerl, Bezirksgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Unterfranken. "Wir empfehlen die gestiegene Preise an den Verbraucher weiter zu geben." Denn zu den Mehrkosten bei den Waren kämen ja noch die zusätzlichen Kosten für die auferlegten Hygienemaßnahmen.
Da in Supermärkten vor allem die Winzergenossenschaften und großen Weingüter die Regale füllen, dürfte der Verbraucher dort übrigens aktuell noch keine größeren Preissteigerungen beim Frankenwein wahrnehmen. Doch könnte sich das - je nachdem wie die Ernte 2021 ausfällt - das schon im nächsten Jahr ändern.