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Ochsenfurt
"Er ist der Gegend hier immer verbunden geblieben": Ochsenfurter Künstler Rudolf Hirth wäre 100 geworden
Hannes Hirth, der Sohn des verstorbenen Ochsenfurter Künstlers Rudolf Hirth, mit einem Selbstporträt seines Vaters von 1975.
Foto: Julia Maul | Hannes Hirth, der Sohn des verstorbenen Ochsenfurter Künstlers Rudolf Hirth, mit einem Selbstporträt seines Vaters von 1975.
Julia Maul
 |  aktualisiert: 02.06.2023 02:31 Uhr

"Wenn man googelt, dann findet man nichts von ihm, weil er vor 35 Jahren gestorben ist, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte", meint Hannes Hirth, der jüngste Sohn des Ochsenfurter Künstlers Rudolf Hirth. Rudolf Hirth, ein bedeutender Landschaftsmaler der Region, ist nur wenigen bekannt. Dabei war sein künstlerisches Schaffen vielseitig und heimatverbunden. Am 8. Mai wäre er 100 Jahre alt geworden. "Er wurde ein bisschen vergessen und da will ich gegensteuern", sagt Hannes Hirth.

Die frühen Lebensjahre von Rudolf Hirth waren nicht einfach 

Denn auch das Leben von Rudolf Hirth war durchaus bewegt. Nach seiner Geburt 1923 als Sohn eines Schneiders und der Betreiberin eines Lebensmittelgeschäfts, wuchs er in der Unteren Badgasse in Ochsenfurt auf, bis die Familie in die Brückenstraße umzog. Mit 17 Jahren wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, wo er schwer verwundet wurde. Nach einem Jahr Krankenhausaufenthalt musste er noch einmal in den Krieg, es folgte eine kurze Kriegsgefangenschaft in Russland.

Nach seiner Rückkehr nach Ochsenfurt machte er sein Abitur nach und absolvierte anschließend in München an der Kunstakademie die Ausbildung zum Kunstlehrer. Danach war er als Lehrer in Marktbreit und Regensburg tätig. Ab 1963 bildete er in München an der Pädagogischen Hochschule Kunstlehrer aus. Außerdem war er dort freikünstlerisch tätig und arbeitete sich bis zum Oberstudiendirektor hoch.

Eine Stadtansicht von Ochsenfurt in den 50ern, gemalt von Rudolf Hirth.
Foto: Hannes Hirth | Eine Stadtansicht von Ochsenfurt in den 50ern, gemalt von Rudolf Hirth.

Die Kunst war ein Teil seines Lebens, auch Krankheit konnte ihn nicht aufhalten

Seit seiner Jugend sei sein Vater mit dem Zeichenblock losgezogen und hätte alles gemalt, was ihm interessant vorkam, erzählt Hannes Hirth. "Immer wenn die anderen zum Baden gegangen sind, hat er seinen Zeichenblock gepackt und ist irgendwo hingelaufen und hat da gemalt", berichtet Rudolf Hirts Sohn, was er aus Erzählungen seines Vaters weiß. Hauptberuflicher Künstler zu sein, war zur damaligen Zeit allerdings schwer möglich. "Sein Künstlerherz hat zwar geschlagen, aber er musste halt schauen, wo er bleibt", sagt Hannes Hirth. Deswegen hätte sein Vater den Beruf des Kunsterziehers erlernt, der ihm zwar gelegen, aber ihn doch freiheitlich eingeschränkt hätte, weil er eben "ein Freigeist" gewesen sei.

Eingeschränkt wurde er auch durch gesundheitliche Probleme. Relativ früh, mit knapp über 50 Jahren, hatte er mehrere kleine Schlaganfälle. "Da ging es dann gesundheitlich bergab", erzählt sein Sohn. Er habe sich davon allerdings nicht aufhalten lassen, sondern weiterhin künstlerisch gearbeitet. "Er hat sich da nach Kräften gewehrt", erinnert sich Hannes Hirth. So habe er sich unter anderem den Zeichenstift an die Hand gebunden, weil er ihn selbst nicht mehr halten konnte. 1988 starb Rudolf Hirth im Alter von 64 Jahres als Pflegefall.

Hirths Kunst war heimatverbunden und vielseitig

"Er ist der Gegend hier und seiner Heimatstadt Ochsenfurt immer verbunden geblieben", sagt Hannes Hirth. Als Teenager habe sein Vater mit der Kunst angefangen. Damals seien Landschafts- und Ortsbilder entstanden. "Einfach diese schönen Dörfer hier, Ereignisse, Menschen oder Sachen in Aktion, Leute in Trachten und vieles mehr", erzählt Hannes Hirth. "Da war er total bunt aufgestellt und hat alles gemalt, was ihm vor den Pinsel gekommen ist." Dabei habe er laut Hirth auch zeitgeschichtliche Ereignisse in seiner Kunst festgehalten. Aber auch seine Frau habe Rudolf Hirth gerne porträtiert.

Ein Holzschnitt des Regensburger Doms von Rudolf Hirth.
Foto: Julia Maul | Ein Holzschnitt des Regensburger Doms von Rudolf Hirth.

Hirth habe auch ganz verschiedene Techniken ausprobiert. Siebdruck, Linol, Öl, Aquarell, Ton, Styropor: Nichts war ihm zu außergewöhnlich. "Er hatte ein eigenes Atelier in München und da hat er wirklich viel geschaffen", erzählt sein Sohn. Außerdem habe er regelmäßig Bilder, die ihm sehr wichtig waren, im Haus der Kunst in München ausgestellt. "Diese Bilder lagen ihm sehr am Herzen", so Hannes Hirth. 

Was mit Hirths Nachlass passieren soll

Nach seinem Tod habe Hannes Hirth dem damaligen Bürgermeister Peter Wesselowsky auf testamentarischen Wunsch seines Vaters hin eine Mappe mit Bildern übergeben. "Er wollte, dass alles, was diese Region betrifft, an die Stadt Ochsenfurt geht", erzählt sein Sohn. Im Anschluss habe es zwei Ausstellungen gegeben. Bei der Eröffnung des Spitals im September solle eine weitere Ausstellung stattfinden. "Ich habe hier auch noch einen großen Zeichenschrank voller Bilder und da werde ich mit meinen Geschwistern die schönsten aussuchen und beisteuern", sagt Hirth.

 
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