Bis Jahresende bereitet Michael Wolf als Teil eines Teams den angekündigten Umbruch, die massiven Veränderungen in der Diözese Würzburg vor. "Die nächsten Monate werden spannend", sagt der Diözesanratsvorsitzende. Wolf gehört zum Lenkungskreis im Programm "Gemeinsam Kirche sein - Pastoral der Zukunft" und zugleich zur Strategiegruppe. 13 Mitglieder hat sie, dazu drei ständige Gäste. Es geht um Geld, um die Verteilung des um insgesamt bis 2030 um 18 Prozent gekürzten Gesamtbudgets auf Handlungsfelder und Aufgabenbereiche. Und es geht laut Wolf um die Fragen: "Was können wir uns noch leisten? Was ist wünschenswert? Und was können wir uns von dem Wünschenswerten noch umsetzen?"
Michael Wolf: Alles kommt auf den Prüfstand.
Wolf: Seelsorge gehört zum Kerngeschäft. Mit ihr Hand in Hand geht das Caritative. Und darüber hinaus gibt es noch das gesellschaftliche Engagement. Wir müssen Prioritäten setzen, aber mit Augenmaß. Eine gewisse Richtung hat Bischof Franz Jung schon vorgegeben, wenn er von "caritativer Pastoral" spricht. Beides muss wieder zusammengebracht werden.
Wolf: Die Würfel sind noch nicht gefallen. Denn wir beginnen in der Strategiegruppe erst mit unserer Arbeit. Das ist in der Kirche wie in jeder anderen Organisation. Wenn man jahrelang Leistungen erbringt, dann verselbständigen sich diese. Die Kirche ist heute auch in hohem Maß in Bereichen unterwegs, die eigentlich von den Ländern und Kommunen abzudecken sind.
Wolf: Etwa der Unterhalt von Gebäuden, in denen sich Kindergärten befinden. Dort geht es nicht um die Abgabe von Trägerschaften wie bei den Tagungshäusern. Vielmehr versucht die Diözese schon jetzt die Verantwortung für diese Immobilen abzutreten. Aber wie gesagt, wir sind noch nicht in die Detaildiskussion eingestiegen. Und in der Strategiegruppe steht dieser Bereich auch nicht im Vordergrund.
Wolf: Davon gehe ich aus. Die Frage ist: Wie können wir einen Rahmen schaffen, in dem Ehrenamtliche noch Spaß haben mitzuarbeiten. Dass Pfarrer uns sagen, so und so soll es laufen, und die Ehrenamtlichen laufen alle hinterher – das hat sich überlebt. Wenn man heute Laien, also nicht Geweihte zum Mitmachen bewegen will, dann muss man ihnen Verantwortung für bestimmte Bereiche geben und sie das Beste daraus machen lassen. Wobei sicher auch einiges auf der Strecke bleiben wird. Es gibt weniger Priester, weniger Diakone, weniger Hauptamtliche. Und bei Ehrenamtlichen muss man berücksichtigen, dass sie ihr Engagement zusätzlich zu ihrem Job machen. Wir dürfen die Leute nicht überfordern.
Wolf: Mir geht es darum, dass die Kirche in ihrer ureigensten Aufgabe, also im Bereich der Pastoral und der Caritas wirken kann. Gleichzeitig glaube ich, auch wenn die Kirchenaustritte zunehmen, dass wir uns den gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht verschließen dürfen. Was stellen wir der Gesellschaft zur Verfügung? Wo wirken wir in die Gesellschaft hinein?
Wolf: Sparen kann man immer. Aber dafür, was wir tun müssen, dafür müssen wir ausreichende Finanzmittel zur Verfügung stellen. Etwa im Bereich der Flüchtlingsberatung. Wichtig ist der kirchliche Charakter. Die Kirche steht für ein bestimmtes Menschenbild. Diesen kirchlichen Charakter müssen wir wahren.
Wolf: Das Mitbeinbeziehen der Leute ist dem Bischof wichtig, und das merke ich in der Diskussion mit ihm. Wobei er sich seiner kirchlichen Entscheidungsgewalt schon bewusst ist. Er sieht aber: Viele bringen Kompetenzen mit, auch wir, die engagierten Ehrenamtlichen. Wir haben einen pensionierten Bundeswehroffizier in der Gruppe, ich komme aus der Industrie. Da ergeben sich unterschiedliche Standpunkte und oft prallen Sichtweisen aufeinander. Aber es tut der Kirche gut, wenn sie mit Leuten diskutiert, die einen anderen Erfahrungshorizont haben.
Wolf: Einige meinten, das könne man mit der Kirche nicht machen, eine Vision und eine Mission formulieren und anhand von Leitlinien dann strategische Ziele erarbeiten. Das ist für mich sehr wichtig. Es wird bestimmt die eine oder andere Grausamkeit geben, weil das Geld schlichtweg nicht mehr da ist. Aber wenn man gemeinsam den Schulterschluss wagt und sagt, das können wir nicht mehr machen, dann ist das eine ganz andere Ebene in der Kommunikation.
Wolf: Es ist immer noch ein hierarchisches System. Aber ich glaube, wir bewegen uns im Augenblick eher in Richtung Konstitutionelle Monarchie. Ich denke, Bischof Jung ist gerne im Schulterschluss mit uns.
Wolf: Die Diskussionsschiene mit ihm und der Diözesanleitung funktioniert sehr gut. Wir können uns als Diözesanrat absolut nicht beklagen. Aber generell ist es immer noch so: Mit Kommunikation nach außen tut sich die Kirche oft schwer. Aber Kommunikation und Transparenz sind Forderungen des Synodalen Wegs. Menschen akzeptieren nicht mehr, dass ein gut meinender Kirchenoberer wie ein Fürst irgendwas vorgibt. Wir sind alle demokratisch geprägt. Für uns ist das normal, dass wir unsere Meinung zum Ausdruck bringen können.