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Würzburg
Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf zu den Sparzielen im Bistum Würzburg: "Alles kommt auf den Prüfstand"
Von Umbruch ist die Rede, von massiven Veränderungen. Bis Jahresende erarbeitet Wolf als Teil eines Teams strategische Ziele. Eine erster Einblick.
Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats im Bistum Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats im Bistum Würzburg.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 17.08.2023 03:28 Uhr

Bis Jahresende bereitet Michael Wolf als Teil eines Teams den angekündigten Umbruch, die massiven Veränderungen in der Diözese Würzburg vor. "Die nächsten Monate werden spannend", sagt der Diözesanratsvorsitzende. Wolf gehört zum Lenkungskreis im Programm "Gemeinsam Kirche sein - Pastoral der Zukunft" und zugleich zur Strategiegruppe. 13 Mitglieder hat sie, dazu drei ständige Gäste. Es geht um Geld, um die Verteilung des um insgesamt bis 2030 um 18 Prozent gekürzten Gesamtbudgets auf Handlungsfelder und Aufgabenbereiche. Und es geht laut Wolf um die Fragen: "Was können wir uns noch leisten? Was ist wünschenswert? Und was können wir uns von dem Wünschenswerten noch umsetzen?"

Frage: Sven Kunkel, Finanzdirektor der Diözese Würzburg, spricht von drei Bereichen, in denen geschaut werden müsse, was künftig noch finanziert werden kann: Seelsorge, Caritas, Kultur.

Michael Wolf: Alles kommt auf den Prüfstand.

Auch in der Seelsorge?

Wolf: Seelsorge gehört zum Kerngeschäft. Mit ihr Hand in Hand geht das Caritative. Und darüber hinaus gibt es noch das gesellschaftliche Engagement. Wir müssen Prioritäten setzen, aber mit Augenmaß. Eine gewisse Richtung hat Bischof Franz Jung schon vorgegeben, wenn er von "caritativer Pastoral" spricht. Beides muss wieder zusammengebracht werden.

Wird somit mehr beim gesellschaftlichen Engagement gekürzt?

Wolf: Die Würfel sind noch nicht gefallen. Denn wir beginnen in der Strategiegruppe erst mit unserer Arbeit. Das ist in der Kirche wie in jeder anderen Organisation. Wenn man jahrelang Leistungen erbringt, dann verselbständigen sich diese. Die Kirche ist heute auch in hohem Maß in Bereichen unterwegs, die eigentlich von den Ländern und Kommunen abzudecken sind.

"Es tut der Kirche gut, wenn sie mit Leuten diskutiert, die einen anderen Erfahrungshorizont haben."
Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf
Zum Beispiel?

Wolf: Etwa der Unterhalt von Gebäuden, in denen sich Kindergärten befinden. Dort geht es nicht um die Abgabe von Trägerschaften wie bei den Tagungshäusern. Vielmehr versucht die Diözese schon jetzt die Verantwortung für diese Immobilen abzutreten. Aber wie gesagt, wir sind noch nicht in die Detaildiskussion eingestiegen. Und in der Strategiegruppe steht dieser Bereich auch nicht im Vordergrund.

Welche Themen stehen für den Diözesanrat, also den ehrenamtlich Engagierten in Vordergrund? Noch mehr Engagement?

Wolf: Davon gehe ich aus. Die Frage ist: Wie können wir einen Rahmen schaffen, in dem Ehrenamtliche noch Spaß haben mitzuarbeiten. Dass Pfarrer uns sagen, so und so soll es laufen, und die Ehrenamtlichen laufen alle hinterher – das hat sich überlebt. Wenn man heute Laien, also nicht Geweihte zum Mitmachen bewegen will, dann muss man ihnen Verantwortung für bestimmte Bereiche geben und sie das Beste daraus machen lassen. Wobei sicher auch einiges auf der Strecke bleiben wird. Es gibt weniger Priester, weniger Diakone, weniger Hauptamtliche. Und bei Ehrenamtlichen muss man berücksichtigen, dass sie ihr Engagement zusätzlich zu ihrem Job machen. Wir dürfen die Leute nicht überfordern.

In welchen Bereichen setzen Sie persönlich Prioritäten?

Wolf: Mir geht es darum, dass die Kirche in ihrer ureigensten Aufgabe, also im Bereich der Pastoral und der Caritas wirken kann. Gleichzeitig glaube ich, auch wenn die Kirchenaustritte zunehmen, dass wir uns den gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht verschließen dürfen. Was stellen wir der Gesellschaft zur Verfügung? Wo wirken wir in die Gesellschaft hinein?

Wo sind im pastoralen und caritativen Bereich überhaupt noch Einsparungsmöglichkeiten?

Wolf: Sparen kann man immer. Aber dafür, was wir tun müssen, dafür müssen wir ausreichende Finanzmittel zur Verfügung stellen. Etwa im Bereich der Flüchtlingsberatung. Wichtig ist der kirchliche Charakter. Die Kirche steht für ein bestimmtes Menschenbild. Diesen kirchlichen Charakter müssen wir wahren.

"Ich glaube, wir bewegen uns im Augenblick in Richtung Konstitutionelle Monarchie."
Michael Wolf über das hierarchische System der katholischen Kirche
Die Strategiegruppe ist breit aufgestellt. Ist das eine Konsequenz aus den oft kritisierten Von-Oben-Herab-Entscheidungen der Bistumsleitung?

Wolf: Das Mitbeinbeziehen der Leute ist dem Bischof wichtig, und das merke ich in der Diskussion mit ihm. Wobei er sich seiner kirchlichen Entscheidungsgewalt schon bewusst ist. Er sieht aber: Viele bringen Kompetenzen mit, auch wir, die engagierten Ehrenamtlichen. Wir haben einen pensionierten Bundeswehroffizier in der Gruppe, ich komme aus der Industrie. Da ergeben sich unterschiedliche Standpunkte und oft prallen Sichtweisen aufeinander. Aber es tut der Kirche gut, wenn sie mit Leuten diskutiert, die einen anderen Erfahrungshorizont haben.

Sie haben schon vor Jahren die Entwicklung von strategischen Zielen eingefordert.

Wolf: Einige meinten, das könne man mit der Kirche nicht machen, eine Vision und eine Mission formulieren und anhand von Leitlinien dann strategische Ziele erarbeiten. Das ist für mich sehr wichtig. Es wird bestimmt die eine oder andere Grausamkeit geben, weil das Geld schlichtweg nicht mehr da ist. Aber wenn man gemeinsam den Schulterschluss wagt und sagt, das können wir nicht mehr machen, dann ist das eine ganz andere Ebene in der Kommunikation.

Das von Ihnen bereits mehrfach angesprochene hierarchische System ist also am Bröckeln?

Wolf: Es ist immer noch ein hierarchisches System. Aber ich glaube, wir bewegen uns im Augenblick eher in Richtung Konstitutionelle Monarchie. Ich denke, Bischof Jung ist gerne im Schulterschluss mit uns.

Die Kommunikation ist also hervorragend zwischen Bistumsleitung und Bistumsbasis?

Wolf: Die Diskussionsschiene mit ihm und der Diözesanleitung funktioniert sehr gut. Wir können uns als Diözesanrat absolut nicht beklagen. Aber generell ist es immer noch so: Mit Kommunikation nach außen tut sich die Kirche oft schwer. Aber Kommunikation und Transparenz sind Forderungen des Synodalen Wegs. Menschen akzeptieren nicht mehr, dass ein gut meinender Kirchenoberer wie ein Fürst irgendwas vorgibt. Wir sind alle demokratisch geprägt. Für uns ist das normal, dass wir unsere Meinung zum Ausdruck bringen können.

 
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  • Michael Fischer
    Hauptsache der Bischof und der Vatikan leben noch in saus und Braus.
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