zurück
Würzburg
Umbruch angekündigt: Bistum Würzburg muss sparen - und bereitet sich auf massive Veränderungen vor
Die Diözese muss künftig mit weniger Geld auskommen. Dazu werden strategische Ziele erarbeitet. Das sagen Generalvikar, Finanzdirektor und Diözesanrat zur Lage.
Das Diözesanforum gab im Juni im Würzburger Burkardushaus ein Votum für die Leitlinien zur Entwicklung der Strategischen Ziele ab. Bischof Franz Jung (vorne links) hat sie nun unterschrieben. Michael Wolf (vorne rechts), Vorsitzender des Diözesanrats, ist Mitglied der Strategiegruppe.
Foto: Markus Hauck, POW | Das Diözesanforum gab im Juni im Würzburger Burkardushaus ein Votum für die Leitlinien zur Entwicklung der Strategischen Ziele ab. Bischof Franz Jung (vorne links) hat sie nun unterschrieben.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:27 Uhr

Die Diözese Würzburg steht vor einem Umbruch. Sie bereite sich intensiv auf die Herausforderungen der kommenden Jahre vor, heißt es in Pressemitteilungen des Ordinariats. Generalvikar Jürgen Vorndran spricht von massiven Veränderungen. "Diese dürfen wir nicht einfach hinnehmen. Wir müssen sie gestalten." Bereits bei der Vorstellung der Jahresrechnung für 2021 im Dezember 2022 prognostizierte Vorndran: Vieles werde nicht mehr wie bisher weitergeführt werden können.

Bis Jahresende sollen nun strategische Ziele mit Budgets erarbeitet werden. Dazu wurde im Programm "Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft" eine Strategiegruppe gebildet. Fest steht: Die Kirche muss mit weniger Geld auskommen, um in keine finanzielle Schieflage zu geraten und deswegen der Haushalt zurückgefahren werden. Dieses Vorhaben werde das Schwierigste sein, so Generalvikar Vorndran. Laut einem vom Bistum veröffentlichten Zeitplan sollen die strategischen Ziele im Mai 2024 von Bischof Franz Jung verabschiedet werden.

Wie beurteilt Finanzdirektor Sven Kunkel die Situation in der Diözese Würzburg?

Laut Sven Kunkel, Finanzdirektor des Bistums, ist der Haushalt der Diözese in den vergangenen drei Jahren konsolidiert, die Finanzsituation stabilisiert worden. Doch bereits jetzt gelte es, die finanziellen Rahmenbedingungen bis zum Jahr 2030 für eine langfristige strategische Ausrichtung zu berücksichtigen.

Wie viel Geld muss die Diözese Würzburg bis zum Jahr 2030 einsparen?

Nach der aktuellen Prognoserechnung stehen laut Finanzdirektor Kunkel der Diözese im Jahr 2030 inflationsbereinigt rund 32 Millionen Euro weniger als heute zur Verfügung. "Das heißt, weniger Mittel für die umfangreichen caritativen, seelsorglichen und kulturellen Aufgaben der Kirche." Bis zum Jahr 2030 müssten die Ausgaben auf Basis der Haushaltsplanung des Jahres 2023 um zirka 18 Prozent reduziert werden.

Sven Kunkel, Finanzdirektor der Diözese Würzburg, erläutert in einem Video der Fernsehredaktion des Bistums Würzburg die finanzielle Lage und die Aufgabe des Diözesansteuerausschusses.
Foto: Heiko Säle, Bistum Würzburg | Sven Kunkel, Finanzdirektor der Diözese Würzburg, erläutert in einem Video der Fernsehredaktion des Bistums Würzburg die finanzielle Lage und die Aufgabe des Diözesansteuerausschusses.

Blick auf die Bilanz: Wie war die Entwicklung in den vergangenen Jahren?

Erstmals seit 2017 lag für 2021 ein ausgeglichenes Ergebnis vor. Die Bilanz wies sogar einen leichten Überschuss von rund 300.000 Euro auf. Der Beginn der negativen Zahlen war im Rechnungsjahr 2017. Damals betrug der Fehlbetrag 17,8 Millionen Euro. 2018 verringerte er sich auf 13,2 Millionen Euro. 2019 gab es dann das Rekord-Minus von 40,7 Millionen Euro. Dieses konnte im Jahresergebnis für 2020 auf 5,6 Millionen Euro gesenkt werden.

Wie beurteilt Generalvikar Jürgen Vorndran die Situation?

In den nächsten Monaten gehe es darum, Prioritäten zu setzen und zu prüfen, wo das Bistum seine Kräfte künftig verstärkt einsetzen werde, wird Generalvikar Vorndran in der Pressemitteilung zitiert. "Gleichzeitig müssen wir entscheiden, wo wir das nicht mehr tun können. Konkret heißt das: Wir sind dabei, eine Kirche des ‚Entweder-oder‘ zu werden und nicht mehr eine Kirche des 'Sowohl-als-auch'."

Michael Wolf ist Diözesanratsvorsitzender,  dem höchsten Laiengremium im Bistum Würzburg.
Foto: Thomas Obermeier | Michael Wolf ist Diözesanratsvorsitzender, dem höchsten Laiengremium im Bistum Würzburg.

Was sagt der Diözesanratsvorsitzende Michael Wolf?

Die engagierten Ehrenamtlichen im Diözesanrat haben laut dem Vorsitzenden Michael Wolf in den vergangenen Monaten intensiv an der Definition der Leitlinien mitgearbeitet. Diese "geben an, auf welchem Spielfeld wir uns bewegen, um die strategischen Ziele festlegen zu können". Wolf, der in der Strategiegruppe bei der Erarbeitung der Ziele mitarbeitet, erwartet, dass aufgrund der Einsparungen noch mehr ehrenamtliches Engagement künftig nötig ist. "Auf Nachfrage sagt Wolf: "Die Frage dabei ist: Wie können wir einen Rahmen sicherstellen, in dem es den Ehrenamtlichen Spaß macht mitzuarbeiten." Wenn man Menschen zum Mitmachen bewegen will, dann müsse ihnen in bestimmten Bereichen auch Verantwortung übergeben werden, so Wolf. Ihm persönlich sei das Ziel wichtig, dass zum Beispiel die Flüchtlingsberatung erhalten bleibt, auch wenn diese zum Teil nicht vom Staat refinanziert werde. "Wichtig ist der kirchliche Charakter, den müssen wir wahren."

Wer entscheidet in der Diözese über die Höhe des Haushalts?

Den finanziellen Rahmen des Haushalts legt der Diözesansteuerausschuss fest. Zudem prüfe und genehmige er die Jahresrechnung. Dieses Kontrollgremium setzt sich laut Finanzdirektor Sven Kunkel zusammen aus gewählten Mitgliedern - neun weltlichen und drei geistlichen - sowie den berufenen Vertretern: Bischof und Finanzdirektor. Aufgabe des Diözesansteuerausschusses sei sicherzustellen, dass die Mittel der Diözese, insbesondere die Kirchensteuereinnahmen, verantwortungsvoll und nachhaltig eingesetzt werden.

Im Februar stellte Finanzdirektor Sven Kunkel die Planzahlen fürs laufende Jahr vor. In den nächsten Jahren werden sie aufgrund der angekündigten Einsparungen laut Kinkel niedriger ausfallen.
Foto: cj | Im Februar stellte Finanzdirektor Sven Kunkel die Planzahlen fürs laufende Jahr vor. In den nächsten Jahren werden sie aufgrund der angekündigten Einsparungen laut Kinkel niedriger ausfallen.

Haushalt 2023: In welcher Höhe bewegen sich die aktuellen Planzahlen?

Der Finanzdirektor plant für 2023 einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 3,5 Millionen Euro ein. Die Finanzlage sei jedoch stabil, sagte Kunkel bei der Vorstellung des Haushaltsplans im Februar. An Erträgen erwartet die Diözese 209,2 Millionen Euro. Auf der Ausgabenseite stehen 211,7 Millionen Euro, die laut Kunkel "für die Erfüllung der Aufgaben des Bistums Würzburg" notwendig sind. Der sich daraus ergebende Jahresfehlbetrag werde aus den Rücklagen genommen.

Wie entwickelt sich die Kirchensteuer im Bistum Würburg?

Bundesweit ist die Zahl der Mitglieder beider Kirchen rückläufig, so auch im Bistum Würzburg. Finanzdirektor Kunkel erwartet, dass sich diese Entwicklung "leider fortsetzen" wird. Damit sinken auch die Kirchensteuereinnahmen. Die Kirchensteuer sorgt laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz für rund 80 Prozent der Einnahmen im Haushalt der Diözesen. In Würzburg plant Finanzdirektor Sven Kunkel 2023 mit rund 173,8 Millionen Euro Kirchensteuer. 2022 betrug die Ist-Zahl 177,1 Millionen Euro. Die Höhe der Kirchensteuer ist rückblickend trotz der hohen Zahl an Austritten aufgrund der guten Konjunktur relativ stabil geblieben.

Umbruch angekündigt: Bistum Würzburg muss sparen - und bereitet sich auf massive Veränderungen vor

Welche Leitlinien hat sich die Diözese unter anderem gegeben?

Die Leitlinien wurden von Bischof Franz Jung am 20. Juli verbindlich verabschiedet. In der Präambel wird auf "Vision und Mission" hingewiesen,  mit denen das Bistum Würzburg angibt, "wie es sich selbst versteht und für was es steht". Das Leitwort lautet: "Christsein unter den Menschen". Zur Mission gehört unter anderem, Menschen in Not, Ohnmacht und Leid beizustehen. Ebenso, alle Menschen in ihrer Würde und ihrer Lebenswirklichkeit zu achten sowie die Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Konfessionen, Religionen oder Gruppen in der Gesellschaft. Zur Mission gehöre auch, sich in der Gesellschaft zu Wort zu melden und Position zu beziehen. Und nachhaltig zu leben und sich für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Christine Jeske
Bischöfe
Bistum Würzburg
Deutsche Bischofskonferenz
Franz Jung
Generalvikare
Jürgen Vorndran
Michael Wolf
Millionen Euro
Sven Kunkel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Barbara Fersch
    was nutzen die Statistiken über Ein- und Ausgaben? Die Kirche braucht dringendst Veränderungen, doch das ist dort immer noch nicht angekommen! Die Vergangenheit , der Umgang mit bestimmten Ordensträgern, ist mehr als übel !!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Christine Gerhardt
    "Das heißt, weniger Mittel für die umfangreichen caritativen, seelsorglichen und kulturellen Aufgaben der Kirche" - Oder einfach mal ein paar der zahlreichen Immobilien verkaufen und Kirchen profanisieren, dann wäre man ganz schnell wieder liquide.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Fiederling
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (fehlender inhaltlicher Bezug zum Artikel) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bernhard Feghelm
    Die Kirche hat einen guten Magen.
    Solange die Kirche mittels Steuergelder und Spenden die Zeremonien des Glaubens praktizieren kann, solange geht es ihr nicht schlecht. Die staatlich Alimentierten Würdenträger haben ihr Auskommen, da beißt keine Maus einen Faden ab. Die Kirche ist ein Versorgungsunternehmen, das nicht immer so sozial und selbstlos zu agieren versteht, wie es ein Jesus von Nazereth gefordert hat. Leben und leben lassen, denn dann kingeln die Kassen, das ist nicht nur ein Motto, (denn kein Pfarrer isst gerne Risotto), welches heute leider immer seltener gilt, wenn der Bischof die Gläubigen wegen deren Unvermögen schilt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten