
Die Würzburger Meisterkonzerte sind seit Jahrzehnten eine Institution. Oder besser: Sie waren es über 50 Jahre lang. Wer die großen Namen der Klassik hören wollte, wurde hier mehrfach pro Saison fündig. Artemis Quartett, Midori, German Brass, King's Singers, Cameron Carpenter, Martin Stadtfeld, Xavier de Maistre, Maximilian Hornung, Fazil Say, Christoph Prégardien, Daniel Müller-Schott, Baiba Skride, Quatuor Ebène, Patricia Kopatchinskaja, Sol Gabetta oder Grigory Sokolov – sie alle waren da.
Doch vor drei Jahren hatte Johannes Engels, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins Musikalische Akademie, Alarm geschlagen: Die Besucherzahlen waren damals schon rückläufig. Und dann kam Corona. Engels hatte sich 2019 selbst eine dreijährige Frist gesetzt, um die Reihe wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen, die Pandemie machte dem einen Strich durch die Rechnung. Die während der Corona-Zeit eingefahrenen Defizite können noch aus einem Sonderfonds des Bundes aufgefangen werden, ein Zukunftskonzept ist das allerdings nicht.
Das klassische Klassik-Publikum kommt allmählich in die Jahre
Hinzu kommt, dass unabhängig von Zeiterscheinungen wie Corona das klassische Klassik-Publikum allmählich in die Jahre kommt, und nicht genügend jüngeres nachwächst. Auch reicht es nicht mehr, möglichst viele berühmte Namen aufzubieten, die zudem immer schwerer zu finanzieren sind.

Die Würzburger Meisterkonzerte dienen einem bestimmten Zweck: Die Gewinne, so denn welche erzielt werden, gehen in Gänze in die Förderung der Musikhochschule. Das ist der Vereinszweck der Musikalischen Akademie e.V. So werden Stipendien für Studierende ausgegeben und Reihen wie Tage der Alten und der Neuen Musik bezuschusst, wird die Teilnahme an Meisterkursen und Wettbewerben finanziert.
All das ist mit roten Zahlen nicht möglich. Johannes Engels hat sich deshalb entschlossen, die Meisterkonzerte neu aufzustellen. Zunächst mit der Trennung – "in aller Freundschaft" (Engels) – von der Stuttgarter Agentur SKS Russ. Bis zum Sommer gestaltet er das Programm noch selbst, dann übernehmen die Hanke Brothers die Organisation.
Die Hanke Brothers - die "Boyband der Klassik" (Selbstbezeichnung) - sind einerseits selbst Ensemble, andererseits auch Konzertveranstalter und Künstleragentur. David, Lukas, Jonathan und Fabian Hanke, geboren zwischen 1991 und 2001, pflegen einen komplett anderen, genreübergreifenden Klassik-Zugang, zu erleben etwa beim vergangenen Mozartfest.
Der Neustart wird von Studierenden und Ehemaligen der Hochschule bestritten
"Es ist an der Zeit, dass eine andere Generation übernimmt", sagt Johannes Engels. "Und zwar die Generation, die gerade am Drücker ist." Natürlich werde es auch wieder große Namen im Programm geben, verspricht Engels. Aber der Neustart am 17. Januar (19.30 Uhr, Hochschule für Musik, Hofstallstraße) wird ausschließlich von Studierenden und Ehemaligen der Musikhochschule bestritten, die allesamt auf Honorar verzichten - als Dank für finanzielle Unterstützung während der Pandemie.
Auf dem Programm des "Festlichen Neujahrskonzerts" stehen zwei ausgesprochen farbige Werke: das Konzert für Violoncello und Blasorchester von Friedrich Gulda (1930-2000) und die Bläserserenade d-Moll op. 33 von Antonín Dvořák. Solist ist der Cellist Ivan Turkalj, die Leitung hat Paul Breyer.
Am 23. März gibt es einen neapolitanischen Lieder- und Canzonenabend mit dem lyrischen Bariton Lorenzo de Cunzo im ersten Teil und Bryan Benner, Sänger der Erlkings aus Wien, im zweiten. Auch die Erlkings sind bekannt für ihren eigenwilligen Umgang mit klassischem Liedgut - bei ihnen wird etwa Schuberts "Forelle" zum eingängigen Folksong. Ende April ist das dritte Meisterkonzert mit dem jungen französischen Pianisten Aurèle Marthan geplant.