Ohne Corona-Tests geht an Bayerns Schulen während der Pandemie nichts. Auch die rund 440 000 Grundschüler und 55 000 Schülerinnen und Schüler in Förderzentren müssen sich im Freistaat mehrmals pro Woche auf das Virus testen lassen. Seit Ende September des vergangenen Jahres setzt die Landesregierung hier auf PCR-Pooltests, also auf gemeinsam ausgewertete Proben mehrerer Kinder einer Schulklasse. Eltern möchten wissen, ob das den Unterricht wirklich sicherer macht und schickten Fragen zur Genauigkeit der Testmethode an diese Redaktion. Ein Experte der Universität Würzburg und bayerische Ministerien geben Antworten:
Wie läuft der PCR-Pooltest auf Corona an Grund- und Förderschulen in Bayern ab?
Polymerase-Kettenreaktionstests (PCR-Tests) gelten als sehr zuverlässige Testform, um eine Infektion mit dem Coronavirus nachzuweisen. Bei der Auswertung werden die RNA, also Bestandteile aus dem Zellkern des Virus, nachgewiesen. Die Analyse von PCR-Tests ist komplexer als bei einem Selbst- oder Schnelltest und erfolgt in speziellen Laboren. Bei einem sogenannten Pooltest wird nicht eine einzelne Probe, sondern die Proben mehrerer Schülerinnen und Schüler gemeinsam untersucht. So werden dem bayerischen Kultusministerium zufolge Zeit und Material gespart. Fällt diese Poolprobe negativ aus, sind alle Schülerinnen und Schüler, deren Probe entnommen worden ist, negativ. Bei einer positiven Poolprobe werden alle Personen, die an dieser Sammelprobe beteiligt sind, einzeln auf eine Infektion hin untersucht. An Grund- und Förderschulen in Bayern werden Sammel- und Einzelproben direkt nacheinander im Klassenzimmer durchgeführt. Die Einzelproben werden jedoch nur ausgewertet, wenn das Ergebnis der Poolprobe positiv ist, also mindestens einer der Schüler mit Corona infiziert ist.
Aus wie vielen Speichelproben besteht eine Poolprobe an Bayerns Grundschulen?
"Generell werden die Pooltests immer im Klassenverband durchgeführt, die maximale Zahl der Tests liegt bei 25 pro Pool", teilt ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums mit. Sollten in einer Klasse mehr Schülerinnen und Schüler einen PCR-Test abgeben, so würden zwei Pools gebildet. Durchschnittlich sind in Bayern 21 Kinder in einer Grundschulklasse. Aussagen über die gewöhnliche Größe eines Pools seien nicht möglich, da man nicht erhebe, wie viele Schülerinnen und Schüler der einzelnen Klassen einen externen Testnachweis mitbringen. Die Testung im Pool-Verfahren ist nämlich nicht verpflichtend. Die Teilnahme am Präsenzunterricht ist auch mit anderen negativen Corona-Testnachweisen möglich.
Wie aussagekräftig sind die Pooltests auf Coronaviren?
Die Sensitivität gibt an, zu wie viel Prozent ein Test bei tatsächlich Infizierten die Coronaviren auch erkennt. Durch viele negative Speichelproben in der Sammelprobe werden die Virus-Bestandteile aus einer etwaigen positiven Speichelprobe verdünnt. Heißt anschaulich: Bei zwei Proben braucht das Labor in einer positiven Probe mindestens doppelt so viel Virus-RNA für einen richtig positiven Test wie bei der Einzeltestung. Doch was bedeutet das für die Pooltestung von bis zu 25 Schülerinnen und Schülern in einer Sammelprobe, wie sie das Kultusministerium vorschreibt? Der Mikrobiologe Prof. Dr. Oliver Kurzai von der Universität Würzburg ordnet ein: "Auch in dieser Poolgröße sind die Ergebnisse definitiv noch aussagekräftig. Es ist davon auszugehen, dass PCR-Tests mit Pools von 25 Personen immer noch mindestens genauso sensitiv oder sensitiver sind wie Antigen-Nachweise."
Wie häufig kommen falsch positive Testergebnisse bei Sammelproben vor?
Dass eine Sammelprobe mit ausschließlich nicht-infizierten Schülerinnen und Schülern fälschlicherweise positiv ausfällt, passiert dem Kultusministerium zufolge "sehr selten". Expertinnen und Experten sprechen in diesem Zusammenhang von der Spezifität von Testergebnissen. Sie gibt an, zu wie viel Prozent ein Testverfahren tatsächlich Nicht-Infizierte auch als solche erkennt. "Im Unterschied zur Sensitivität wird die Spezifität der PCR-Tests durch das Zusammenlegen mehrere Proben nicht relevant beeinflusst. Ein positiver Nachweis bleibt hochgradig spezifisch für SARS-CoV-2", sagt Kurzai.
Welche Methode ist für Schulen besser geeignet: Antigen-Schnelltests oder PCR-Pooltests?
Die Ergebnisse einer großangelegten Kita-Studie, die Oliver Kurzai zusammen mit anderen Forscherinnen und Forschern durchgeführt hat, lassen sich in diesem Punkt auch auf Schulen übertragen: "Geschwindigkeit geht vor Testgüte", sagt der Würzburger Mikrobiologe. Sofern man PCR-Pooltests mit vertretbaren Poolgrößen so organisieren könne, dass bei einer positiven Sammelprobe auch das Ergebnis der Einzelprobe noch am selben Tag vorliegt, sei das der beste Weg. "Wenn das nicht geht und das Ergebnis erst spät am Folgetag oder gar noch später kommt, sind Antigen-Schnelltests die bessere Wahl – obwohl sie die schlechteren Tests sind", so Kurzai.
Will das bayerische Gesundheitsministerium an der aktuellen Corona-Teststrategie festhalten?
"Derzeit gibt es keine Überlegungen, verstärkt auf Antigentests zu setzen", teilt eine Sprecherin mit. Gleichwohl beobachte das Gesundheitsministerium die Corona-Lage genau und werde, "in Abhängigkeit der Testkapazitäten und der Lage das Verfahren gegebenenfalls anpassen". Bayern stehe im Austausch mit den Laborbetreibern, um die PCR-Kapazität zu erhöhen. Allerdings lasse sich seriöserweise nicht abschätzen, was hierbei ausreichend ist, da die Auswirkungen der Omikron-Variante nicht vollständig bekannt seien. Grundsätzlich würden sich der Bund und alle Länder, also auch die Bayerische Staatsregierung, derzeit auf einen enormen Anstieg bei der Nachfrage nach PCR-Tests durch die hochansteckende Omikron-Variante vorbereiten. Der Sprecherin zufolge stehe ausreichend Material für sogenannte Lolli-Tests in Bayern zur Verfügung, um die bisherige Teststrategie mit PCR-Pooltests auch angesichts der steigenden Infektionszahlen aufrechtzuerhalten.