Handys sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie dienen als Kommunikationsmittel, Informationsquelle und Unterhaltungsmedium für Menschen aller Altersgruppen. Immer früher wünschen sich deshalb auch Kinder ihr eigenes Gerät. Doch ab wann ist es für Kinder sinnvoll ein eigenes Handy zu haben und was gilt es dann zu beachten? Experten geben Antworten.
Ab welchem Alter sollten Kinder ein Handy nutzen?
Ab wann ein Handy fürs Kind? "Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht", antwortet Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Es hänge ganz von der individuellen Reife des Kindes ab. Grundschulkinder würden noch kein Smartphone brauchen, sagt Schmiege.
Jörg Nellen vom unterfränkischen Bezirksverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) empfiehlt Eltern, ihren Kindern bis zum Alter von zehn Jahren kein internetfähiges Handy zu geben oder den Onlinezugang zu sperren.
Kindern nach dem Grundschulalter ein Handy komplett zu verbieten hält Prof. Marcel Romanos, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Würzburg, für nicht mehr für sinnvoll. Bei einem Komplettverbot könnten sich die Schülerinnen und Schüler abgehängt und ausgegrenzt fühlen, sagt Romanos.
Wie sollten Kinder ihr Handy nutzen?
"Handys sollten von Grundschulkindern nur unter Aufsicht der Eltern und mit entsprechenden Sicherheitseinstellungen genutzt werden", sagt Medienexperte Thorsten Schmiege. Wichtig sei, Kindersicherungen zu aktivieren, kinderfreundliche Apps und Webseiten zu verwenden und In-App-Käufe zu deaktivieren. Informationen zu den Sicherheitseinstellungen bieten die Landesmedienanstalten unter www.medienkindersicher.de.
Auch die Polizei rät, den Kindern nie ein Smartphone ohne Jugendschutzfilter und Virenscanner zu übergeben und das Herunterladen von Anwendungen zu reglementieren. Den Internetzugang könnten Eltern zeitlich einschränken oder sperren. Tipp des Polizeipräsidiums Unterfranken: Es sei sinnvoll, mit dem Kind zusammen Anwendungen zu entdecken und sich als Eltern Inhalte erklären zu lassen, die man selbst nicht kenne. Eltern sollten das Verhalten des Kindes im Internet kontrollieren, aber ihm nicht hinterherspionieren.
Welche Vorteile haben Handys im Grundschulalter?
Erreichbarkeit und Notfallkommunikation sei sicher der Hauptgrund, Kindern bereits im Grundschulalter ein Smartphone zu überlassen, meint Thorsten Schmiege. Auch die soziale Interaktion in der Klassengemeinschaft könne für die Anschaffung eines Handys schon bei jüngeren Kindern sprechen, so der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.
Wann ist die Handynutzung problematisch?
Die Handynutzung sei eine Frage der Dosis, sagt Kinder- und Jugendpsychiater Marcel Romanos. Je mehr das Handy zum Zeitvertreib genutzt werde, umso problematischer werde es. Auch wenn die Kinder durch den Handykonsum weniger Sport machen und weniger soziale Kontakte pflegen würden, sei dies nicht gut.
"Die Handynutzung wird dann zum Problem, wenn dadurch negative Konsequenzen entstehen und andere Aufgaben darunter leiden, aber trotzdem nicht aufgehört wird. Wenn Schulkinder zum Beispiel eine schlechte Schulnote in Kauf nehmen, um weiter am Handy zu spielen", so Romanos.
Was gibt es für Empfehlungen an die Eltern?
"In Familien, in denen Regeln nicht eingehalten werden, oder es keine Regeln gibt, treten Konflikte auf", sagt der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Würzburg. Für Eltern sei es deshalb wichtig, die Nutzung des Handys zu "monitorisieren". Je jünger das Kind sei, desto intensiver.
"Es braucht individuelle Absprachen, Kontrollmechanismen und die Eltern müssen in der Lage sein, im Notfall auch die Nutzung einzuschränken", sagt der Psychiater.
Auch die Polizei rät zu klaren Regeln für den Umgang mit dem Smartphone und das Verhalten im Internet. Eltern sollten Regeln gemeinsam mit dem Kind festlegen und erklären, warum sie nötig sind. Die Regeln sollten dann auch konsequent durchgesetzt werden. Außerdem sollen Eltern wissen, mit wem ihr Kind im Internet Kontakt hat, so die Polizei.
Wovor warnen die Experten beim Umgang mit Handys von Kindern?
Ein Smartphone ermöglicht dem Kind den Zugang in die Welt des Internets. "Es stößt hier häufig auch auf kinder- und jugendgefährdende Inhalte", warnt das Polizeipräsidium Unterfranken. "Fremde Personen können über das Internet mit den Kindern in Kontakt treten. Das Kind kann Opfer diverser Attacken oder Zielscheibe sexueller Anbahnungen werden." Außerdem könnten Kettenbriefe Kinder verängstigen oder Schadsoftware verbreiten.
Wichtiger Aspekt: Das Kind kann mit dem Smartphone selbst Regelverstöße begehen, indem es zum Beispiel Bilder verbreitet oder andere beleidigt, warnt die Polizei Unterfranken. Auch Thorsten Schmiege warnt vor Cybermobbing, Kostenfallen oder Daten- und Urheberrechtsverstößen.