An diesem Dienstag wird es für viele Kinder in Unterfranken spannend. 12.500 Erstklässler haben ihren ersten Schultag. Das heißt auch: Jeden Tag müssen sie jetzt sicher zur Schule und wieder heim kommen. Gefahren lauern an stark befahrenen Straßen, schlecht beleuchteten Kreuzungen, oder wenn Ampeln und Zebrastreifen fehlen.
Unterfrankenweit haben sich im vergangenen Jahr 40 Unfälle auf dem Schulweg ereignet – deutlich mehr als in den Vorjahren. 42 Beteiligte wurden verletzt, heißt es von der Regierung von Unterfranken. Sie appelliert an die Eltern, den Schulweg mit ihren Kindern gut einzuüben. Der kürzeste Weg müsse dabei nicht der sicherste sein.
Ebenso sollten Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer gerade zum Schulanfang besonders vorsichtig sein: "Kinder haben keine Bremse!", mahnt Regierungspräsident Eugen Ehmann. Er weist darauf hin, dass Kinder oft ungestüm sind und dabei den Verkehr ganz vergessen. Erwachsene sollten ein gutes Beispiel geben – zum Beispiel an roten Ampeln.
Wie kommen Kinder zur Schule?
Laut einer bundesweiten ADAC-Umfrage von 2023 geht die Hälfte der Schulkinder fast immer zu Fuß in die Schule bzw. zur Haltestelle. Ein Viertel nutzt meist den Schulbus, ein Fünftel einen Linienbus. Im Frühjahr und Sommer fahren laut Umfrage rund 20 Prozent der Schulkinder vorwiegend mit dem Fahrrad zum Unterricht, im Herbst und Winter sind es noch 14 Prozent.
In den wärmeren Monaten werden 17 Prozent der Kinder mit dem Auto in die Schule gebracht. Im Herbst und Winter kommen 22 Prozent mit dem Elterntaxi. Regierungspräsident Ehmann appelliert an die Eltern, auch bei kurzer Fahrstrecke die Kinder ordnungsgemäß anzuschnallen. Nach wie vor gebe es Schulwegunfälle, bei denen die Kinder im Auto nicht richtig gesichert sind.
Warum kann der Schulweg für Kinder zur Gefahr werden?
Kinder im Grundschulalter können den komplexen Straßenverkehr noch nicht richtig einschätzen, warnt der ADAC Nordbayern. Sie seien in ihrer Entwicklung noch zu Ich-bezogen und würden annehmen: "Wenn ich das Auto sehe, sieht es mich auch."
Einem Kind im Grundschulalter fehle zum Beispiel noch die Fähigkeit, Dinge "aus den Augenwinkeln" wahrzunehmen, sagt ADAC-Sprecher Florian Fraunholz. Auch Geräusche könnten Grundschüler häufig nicht exakt einer Richtung oder einer Quelle zuordnen. Dazu kommt, dass Kinder aufgrund ihrer geringen Körpergröße leichter übersehen werden.
Was empfiehlt der ADAC den Eltern?
Trotz der Risiken rät Fraunholz, dass Kinder bereits ab der ersten Klasse den Schulweg zu Fuß ohne Eltern gehen. Das fördere Eigenständigkeit und Verkehrsverständnis. Voraussetzung sei, dass die Kinder keine besonders gefährlichen Abschnitte bewältigen müssen. Dem Kind sollte nicht unnötig Angst gemacht werden, das führe nur zu Verunsicherung.
Für den Schulweg sollten möglichst Straßen mit wenig Verkehr, breiten Gehwegen und sicheren Querungsanlagen genutzt werden. Dafür kämen neben Ampeln auch Zebrastreifen und Mittelinseln infrage, "vor allem, wenn diese durch Schulweghelferinnen und -helfer abgesichert werden".
Diese sind auch in Unterfranken gesucht. Der Regierungspräsident appelliert an Bürgerinnen und Bürger, über ein ehrenamtliches Engagement im Schulwegdienst nachzudenken. Interessierte könnten mit Polizei, Gemeinde, Verkehrswacht oder Schule Kontakt aufnehmen.
Ab welchem Alter ist das Fahrrad für den Schulweg geeignet?
Laut ADAC-Sprecher Fraunholz können Kinder frühestens mit acht Jahren Gefahren im Straßenverkehr vorausschauend erkennen. Problematisch sei das mangelnde Gefühl der Kinder für Geschwindigkeiten und Entfernungen sowie ihre geringe Aufmerksamkeitsspanne. "Die ersten Übungen sollten daher immer unter Aufsicht auf Plätzen ohne Verkehr stattfinden", sagt Fraunholz.
Als Orientierung empfiehlt der ADAC die schulische Fahrradprüfung in der 4. Klasse. Auch danach sollten Eltern das Gelernte bei ihren Kindern regelmäßig überprüfen, rät Florian Fraunholz. Sein Hinweis an alle Erziehungsberechtigten: Auch das eigene Verhalten im Straßenverkehr kontrollieren und dem Kind mit gutem Vorbild vorangehen!
Ein Helm, gut sichtbare Kleidung und ein verkehrstüchtiges Fahrrad sind für den ADAC Voraussetzung für sicheres Fahren – unabhängig vom Alter.
Ist das Elterntaxi nicht die sicherste Variante?
Das eigene Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen, mag sicher sein. Aber das hohe Verkehrsaufkommen durch die Elterntaxis vor Schulen gefährde alle, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, sagt Schuldirektorin Jutta Aumüller von der Johann-Baptist-Graser-Grundschule in Eltmann (Lkr. Haßberge).
Wie an vielen Schulen in der Region seien an ihrer Schule Elterntaxis zur Gefahr geworden. Auf der schmalen Zufahrtsstraße Richtung Schulgelände beobachte sie morgens wilde Wendemanöver und Ausweichmanöver auf den Bordstein, sagt Aumüller.
Ihre Bitte, im Sinne der Sicherheit auf das Bringen bis "vor die Tür" zu verzichten, sei auf gemischte Resonanz bei den Eltern gestoßen, meint die Schulleiterin. "Dabei sind die Schulwege zu Fuß machbar und die Busverbindungen gut. Niemand müsste gebracht werden."
https://www.der-postillon.com/2024/09/elterntaxi.html
;-)
werden Erwachsene, die nichts können...