zurück
Bergtheim
Bergtheimer Fall der rückwärts gelaufenen Wasseruhr: Ein neuer Vorwurf und ein anonymes Schmähgedicht
Der Skandal um die rückwärts gelaufene Wasseruhr beschäftigt weiter Behörden und Öffentlichkeit. Jetzt macht ein in Mundart gereimtes Schmähgedicht die Runde.
Dieses Foto, das im Sommer aufgenommen wurden, zeigt den Brunnen mit dem rückwärts gelaufenen Wasserzähler auf einem Feld in der Bergtheimer Mulde (Lkr. Würzburg). 
Foto: Thomas Obermeier | Dieses Foto, das im Sommer aufgenommen wurden, zeigt den Brunnen mit dem rückwärts gelaufenen Wasserzähler auf einem Feld in der Bergtheimer Mulde (Lkr. Würzburg). 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Aktuell prüft das Landratsamt Würzburg einen weiteren Vorwurf gegen den Besitzer der Wasseruhr, die im August in der Bergtheimer Mulde rückwärts gelaufen ist. Gleichzeitig wurde ein Text mit Schmähungen gegen diesen Landwirt verfasst und in Umlauf gebracht.    

Ende August war der Fall durch die Entdeckung der Umweltgruppe "Wasser am Limit" und die Berichterstattung dieser Redaktion öffentlich geworden: Die Wasseruhr an einem Brunnen im nördlichen Landkreis Würzburg, von dem ein Landwirt kostenlos eine bestimmte Menge Grundwasser entnehmen darf, ist knapp 2000 Kubikmeter rückwärts gelaufen.

Bergtheimer Fall der rückwärts gelaufenen Wasseruhr: Ein neuer Vorwurf und ein anonymes Schmähgedicht

Während der Besitzer des Brunnes sowie Wasserwirtschafts- und Landratsamt Würzburg einen Bedienungsfehler für das Zurücklaufen verantwortlich machten, erklärten Experten das für unwahrscheinlich. Den Behörden wird fehlende Kontrolle der Wasserentnahme im trockenen Würzburger Norden vorgeworfen, wo die Pegel des Grundwassers seit Jahren sinken. Nach einer anonymen Anzeige begann die Staatsanwaltschaft Würzburg mit Ermittlungen, die bislang nicht abgeschlossen sind.       

Landratsamt Würzburg untersucht neuen Vorwurf gegen Landwirt

Seit 2. Januar sind dem Landratsamt Würzburg neue Anschuldigungen gegen den im Wasseruhr-Fall beschuldigten Landwirt aus der Bergtheimer Mulde bekannt. Auf Anfrage bestätigt Sprecherin Kathrin Klotzbach den Eingang eines anonymen Schreibens mit folgendem Vorwurf: Der Landwirt soll aus einem Brunnen auf seinem Betriebsgelände ungenehmigt Grundwasser für Reinigungszwecke und zur Gemüsewaschung entnommen und Abwasser in die Kanalisation eingeleitet haben.

Ob der Vorwurf zutrifft, werde untersucht. Beurteilen könne das Landratsamt ihn erst, "wenn die jährlichen Entnahmemengen des Landwirtes an das Landratsamt Würzburg gemeldet wurden". Laut Klotzbach wird diese vom Landwirt selbst oder von einem von ihm beauftragten Fachbüro durchgegeben. Der Landwirt sei um Stellungnahme gebeten worden. 

Gemeinderäte, Bürgermeister und Landwirte bekamen anonymes Schmähgedicht 

In der Öffentlichkeit in Bergtheim sorgt derweil ein anderes anonymes Schreiben für Aufregung: Ein in Mundart gedichteter Text mit massiven Vorwürfen gegen den Besitzer der Wasseruhr  macht die Runde. 

Den Text haben in den vergangenen Tagen unter anderem Landwirte, Gemeinderäte und der Bürgermeister erhalten. Unter den Bürgern verbreitet er sich per WhatsApp und Fax. Auch der Redaktion liegt der lange, in Mundart verfasste und gereimte Text vor. Sie wird diesen wegen der darin enthaltenen möglicherweise strafrechtlich relevanten Passagen allerdings nicht - auch nicht auszugsweise - veröffentlichen. Die zuständige Polizeiinspektion Würzburg-Land kennt das Schmähgedicht. Eine Anzeige liegt dort bislang nicht vor.

Was sagt der Besitzer der Wasseruhr zu den aktuellen Vorgängen?

Der Besitzer der Wasseruhr wird von der Würzburger Kanzlei Cornea Franz vertreten. Rechtsanwältin Bianca Brückner erklärt auf Anfrage der Redaktion, "dass offensichtlich Wettbewerber unseres Mandanten das Gedicht verteilen, um ihm zu schädigen." Der Landwirt werde gegen die im Gedicht aufgestellten falschen Tatsachenbehauptungen und Schmähungen zivil- und gegebenenfalls auch strafrechtlich vorgehen.

Die Ermittlungen wegen des Vorwurfs manipulierter Wasseruhren unterstütze ihr Mandant. Zu den laufenden Ermittlungen werde er sich nicht äußern.

Bürgermeister Schlier nennt Gründe für den Ärger in der Bevölkerung

Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier erklärt das Schmähgedicht und das große Interesse der Bevölkerung daran zum einen mit einem gewissen Neid auf den Erfolg des beschuldigen Landwirts. Zum anderen glaubt er, dass an diesem Fall Bürger auch ihrem Ärger über die jahrelange Untätigkeit der Behörden Luft machen.

"Wenn dann mutmaßlich noch mehr Wasser genommen wurde als erlaubt war, schürt das natürlich die Wut."
Konrad Schlier, Bürgermeister von Bergtheim

"Trotz des Versiegens von Quellen und des Austrocknens von Bächen wurden weiter großzügig die Entnahme von Grundwasser genehmigt", sagt Schlier, der diese Praxis bereits 2015 kritisierte. "Wenn dann mutmaßlich noch mehr Wasser genommen wurde als erlaubt war, schürt das natürlich die Wut."

Zudem führe es auch zu Frust in der Bevölkerung, dass die im Sommer begonnenen Ermittlungen der Staatsanwalt zur rückwärtslaufenden Wasseruhr noch nicht abgeschlossen sind. So entstünde der Verdacht, dass etwas vertuscht werden soll.   

Bergtheimer Faschingsaktivist: Das ist keine Büttenrede

Dadurch, dass es in Mundart und Reimen verfasst ist und mit "Helau" endet, erinnert das "Schmähgedicht" an eine Büttenrede. Doch für Matthias Keller, der den Text auch kennt, hat dieser nichts mit dem Fasching zu tun. Der Leiter der Abteilung Gardetanz im Sportverein Bergtheim, der "Berchtemer Wengertschneggli", sagt auf Anfrage dieser Redaktion.  "Unser Verein distanziert sich davon total." 

Faschingsexperte und CSU-Gemeinderat Keller erklärt, was eine Büttenrede kennzeichnet: "Sie ist unterhaltend und weist auf Missstände mit Fingerspitzengefühl und mit einem Augenzwinkern hin, ohne dabei verletzend und respektlos zu sein." Dagegen bestehe der anonyme Text aus "verleumderischen und unter die Gürtellinie gehende Anschuldigungen".  

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bergtheim
Unterpleichfeld
Kürnach
Würzburg
Manuela Göbel
Helau und Alaaf
Kanalisation
Konrad Schlier
Landwirte und Bauern
Polizeiinspektion Schweinfurt
Staatsanwaltschaft Würzburg
Stadträte und Gemeinderäte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Siegfried.Mantel@t-online.de
    Ich bin sozusagen ein Ausländer weil ich komm von weiter oben, habe entfernt was mit Agrarwirtschaft zu tun, frage mich aber ernsthaft wo es in Bergtheim einen richtigen großen Gemüsebetrieb gäbe, das sind doch alles nur Grabler, sicherlich gibt's einen Betrieb der sich mitsamt seiner Biogasanlage in den letzten zehn Jahren gut und schön entwickelt hat aber das ist doch alles nur Pippifax gegen das was in Unterpleichfeld ist, theoretisch könnte Schlereths Gemüseland die doch alle zusammen schlucken, wenn sich das alles in Bergheim abspielt und um Bergtheimer handelt, dann sind das alles nur Rucksackdiskussionen, von Neidhammeln und Intelligenzbolzen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • robertkremling@web.de
    Da bremsen doch einige einflussreiche Personen die Ermittlungen bewusst ein, oder sind die Behörden wirklich nicht fähig, das Ganze schneller aufzuklären?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • talfonsb
    Der aktuelle Fall mit dem ganzen Drumherum offenbart doch nur eine Schieflage.
    Allgemein gesagt, Wassernutzung muß endlich klar geregelt und vor allem auch kontolliert, Verstöße abschreckend geahndet werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • eirich
    Fakt ist wenn man sich die Betriebe in Bergtheim anschaut, sieht man dass die Kollegen welche nach oben streben nun Vorreiter sind um den beschuldigten Landwirt weiter zu schädigen. Um für sich aus der ganzen Sache einen Profit zu schlagen.
    Aber ein solches Schmähgedicht zu verbreiten ist die unterste Schublade und hier sieht man wie die Berufskollegen ticken.
    Dass der Beschuldigte Betrieb allerdings Vorreiter in wassersparender Bewässerung ist liest man hier nicht. Hierrüber sollten sich die anderen Landwirte in Bergtheim vielleicht mal ihren Kopf zerbrechen und keine Schmähgedichte verfassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • "NEID" anzuführen, um berechtigte Kritik und in diesem Falle sicherlich auch eine gewisse berechtigte Wut herabzuwürdigen ist so ziemlich das armseligste Argument, was man bringen kann. Von einem Bürgermeister darf man da schon eine etwas differenzierte Betrachtung erwarten....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • zwrecht@aol.com
    Das Landratsamt und MainPost hier einen anonymen Vorwurf: "Der Landwirt soll aus einem Brunnen auf seinem Betriebsgelände ungenehmigt Grundwasser für Reinigungszwecke und zur Gemüsewaschung entnommen und Abwasser in die Kanalisation eingeleitet haben." ist eine viel gröberer Verstoß! Gabs da nicht was von Unschuldsvermutung. Aber wäre ja ganz einfach zu klären: Geht doch auf den Hof und schaut, ob es überhaupt eine Möglichkeit für diesen ungenehmigten Einlauf in die Kläranlage gibt. ABER- und so könnte man den Artikel auch lesen: der Landwirt hat einen genehmigten Grundwasserbrunnen und darf Grundwasser entnehmen. Aber auch da, wäre es doch das einfachste den Landwirt dazu zu befragen! Aber wahrscheinlich klärt sich alles auf und er hat das Wasser aus der rückwärts laufenden Wasseruhr vom Feld in seinen Brunnen auf den Hof zurück geschüttet....also alles OK. Was wird wohl rauskommen aus der Meldung des Landwirts! Wird der sich selber belasten? Blauäugig! Bananenrepublik! Recherche?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • e.maehling@web.de
    Anonymen Schriftstücken sowie Anzeigen gehören keinerlei Bedeutung zugemessen.
    Manche Menschen versuchen aus dem Hintergrund schlechte Stimmung zu machen oder gar andere Menschen zu schädigen. Wenn man zu feige ist, seine Meinung öffentlich kundzutun soll man lieber schweigen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • daniel.hagmann@freenet.de
    Die Ironie, dass Sie hier anonym schreiben ist Ihnen bewusst?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FamilieGoetz
    Schön, dass der Bergtheimer Bürgermeister sich schon jetzt eine feste Meinung über die Ursache der Stimmung in der Bevölkerung macht.
    Neid
    Dass er als Bürgermeister in Bergtheim seiner Pflicht und zwar dem Gemeinwohl zu dienen, indem aktuellen Hinweisen auf Missbrauch nicht nachgegangen wurde, die seit 2015 auf dem Tableau liegen, scheinbar in Teilen nicht nachgekommen ist, kann man damit gut auf Seite wischen.

    Prinzipiell gilt ja zum Glück noch, Wasser ist Gemeingut. Damit wäre dann wohl auch entsprechend zu verfahren.
    Wird seitens der gewählten Stellvertreter sich nicht daran orientiert, sollten alle stimmberechtigten Bürger sich wohl nach passenderen Alternativen in der Zukunft (2026) umschauen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • arnold.friedrich@t-online.de
    Die Entscheidungen für diese ganzen Verfahren zur Wasserentnahme liegen bei der Reg. von Ufr. und dem Wasserwirtschaftsamt. Die Gemeinde hat darüber nichts zu entscheiden, sie wird nur um Ihre Meinung gefragt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FamilieGoetz
    Na umso besser, die Bezirkswahl ist ja schon dieses Jahr.

    Die Politik in den Gemeinden hat somit noch etwas Zeit es besser zu machen. Bis dato war es ja eine Umweltgruppe, die überhaupt erst den Vorgang zur Anzeige gebracht hat.
    Ist es den gewählten Vertretern in der Gemeinde wichtig, dass die Wasserentnahme korrekt erfolgt, so kann diese bestimmt auch individuell tätig werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • g-rinke@t-online.de
    Was hat der Bezirkstag damit zu tun?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Wenn der Faschingsexperte aus der CSU kommt, dann ist ja klar wessen Geistes Kind der beschuldigte Landwirt ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ralfestenfeld@aol.com
    Gedicht hin oder her. Wichtig ist, dass der Fall untersucht und eventuelle ungenehmigte Wasserentnahmen geklärt werden. Dass das dauert, ist ebenso ärgerlich wie gewohnt, da die Gerichte eben so arbeiten wie sie können (wollen?).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • arnold.friedrich@t-online.de
    Die Partei der Amigos lassen grüßen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Blauwal
    Was ein Kindergarten!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • stefan.behringer@web.de
    Wo kann man das Gedicht denn nachlesen?
    Sonst kann man sich ja nur schwer eine Meinung bilden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten