Gerade in der Gegend um Bergtheim geht der Grundwasserspiegel zurück. Die öffentliche Trinkwasserversorgung ist in Gefahr. Vorsichtshalber werden erst einmal keine neuen Wasserentnahmen mehr zugelassen. Die Bevölkerung ist verunsichert. Und Landwirte verärgert, weil sie als die bösen Buben angesehen werden.Gurken, Zuchini, Möhren, Weiß und Rotkohl – im Norden des Landkreises Würzburg werden diese Gemüsesorten reichlich angebaut. Die meisten Ansaaten brauchen viel Wasser, sonst gedeihen sie nicht. Rund 200 000 Kubikmeter Wasser verbrauchen die landwirtschaftlichen Betriebe im Gemeindegebiet von Bergtheim pro Jahr, teilt das Wasserwirtschaftsamt mit und spricht von einem„hohen Nutzungsdruck auf das Grundwasser“ – aber genau dieses ist begrenzt.
In Unterfranken regnet es bayernweit am wenigsten
Warum das im Würzburger Norden besonders dramatisch ist, hat mehrere Ursachen. Da ist zum einen die Geologie. Die Bergtheimer Mulde zieht sich von Estenfeld bis Hausen und gilt als eine der trockensten Regionen Bayerns. 50 Prozent der Fläche müssen hier bereits bewässert werden. Dann regnet es in Unterfranken einfach weniger als in anderen Teilen Bayerns. Vor allem im letzten Winter seien die Niederschläge besonders gering gewesen, sagt Herbert Walter, Chef des Wasserwirtschaftsamtes in Aschaffenburg.
Walter bezieht sich auch auf eine Auswertung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Nur zwei Mal seit 2010 habe demnach die Grundwasserneubildung in Unterfranken den Mittelwert erreicht oder überschritten. Was sich schließlich auf den gesamten Amtsbezirk des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg auswirke. „Bis auf wenige Ausnahmen verzeichnen wir unterfrankenweit niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände“, so Walter.
Die öffentliche Wasserversorgung hat Vorrang
Auch deswegen hat das Wasserwirtschaftsamt dem Würzburger Landratsamt zunächst empfohlen, keine neuen Erlaubnisse zur Grundwasserentnahme für landwirtschaftliche Zwecke mehr auszusprechen. Auch, weil die öffentliche Wasserversorgung Vorrang habe, so Walter. Bevor das Amt eine Erhöhung der Entnahme wieder befürworten kann, „sind genauere Kenntnisse erforderlich, um das nachhaltig langfristig nutzbare Grundwasservorkommen beurteilen zu können.
In der Bergtheimer Mulde seien daher in den Jahren 2010 und 2011 Messstellen gebohrt worden. Doch genaue Aussagen zum Pegelstand des Grundwassers können noch nicht getroffen werden. Dafür sei ein Beobachtungszeitraum von 15 bis 20 Jahren nötig, so Walter.
Die Bevölkerung ist verunsichert
Bergtheims Bürgermeister Konrad Schlier spricht von einer großen Verunsicherung in der Bevölkerung. Er spricht von „zwei widerstrebenden Interessen“. Manche sähen die eigene Trinkwasserversorgung in Gefahr. Und die Landwirte wehren sich gegen den Vorwurf, sie würden das Wasser einfach auf Kosten der Allgemeinheit entnehmen. „Das tun sie freilich nicht“, stellt sich Schlier vor die Gemüsebauern.
„Sie entnehmen nur so viel, wie ihnen auch vom Wasserwirtschaftsamt zugestanden wurde.“ 61 Prozent der theoretischen Grundwasserneubildung sind in Bergtheim vergeben; 75 Prozent für die Landwirtschaft zur Bewässerung, 25 Prozent zur Trinkwasserentnahme. 14 Erlaubnisse für Zwecke der Landwirtschaft und weitere 6 Erlaubnisse für andere Zwecke wurden vom Landratsamt erteilt, teilt die Pressestelle das Landratsamtes mit.
Naturschützer weisen seit Jahren auf die Problematik hin
Die Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz kritisiert, dass in den vergangenen Jahren immer wieder neue Genehmigungen zur Grundwasserentnahme für die Landwirtschaft erteilt wurden. Denn schon seit Jahren habe sich abgezeichnet, dass vor allem im Raum Würzburg die Neubildung von Grundwasser unter den langjährigen Werten liege. „Vor allem mit Blick auf den Klimawandel war dies absehbar“, schreibt Geschäftsführer Steffen Jodl in einer Pressemitteilung.
Nach Lösungen werde bereits gesucht, sagt Konrad Schlier. Die Allianz Würzburger Norden hat beim Bayerischen Umweltministerium ein Pilotprojekt eingereicht. Dabei soll untersucht werden, welche Optionen die günstigsten sind. Macht es beispielsweise Sinn Wasser aus dem Main zu entnehmen, um damit die Felder zu bewässern. Oder Oberflächenwasser aufzufangen und zwischenzuspeichern? Reicht gar eine Tropfbewässerung?
Der Bund Naturschutz bezweifelt, dass eine „energie- und kostenintensive Bewässerung der Gemüseanbauflächen mit Mainwasser machbar und sinnvoll ist“. Vielmehr müsse sich die Landwirtschaft an die zunehmend verändernden Standortverhältnisse anpassen. „Der Wasserverbrauch mus reduziert werden, auch durch eine entsprechende Sortenwahl“, schreibt Jodl und befürwortet eine Tropfbewässerung. Weiter sollten die Landwirte den Humusanteil in den Böden erhöhen, um so das Bodenleben mehr zu fördern. Dadurch werde gerade bei Starkregen wieder Wasser aufgenommen.
Jodl fordert noch mehr: Windschutzhecken sollten auf den weitgehend ausgeräumten Flächen „dringend“ angepflanzt werden, um die Verdunstung und Winderosion zu reduzieren. Wichtig sei aber auch eine effektive Kontrolle der Grundwasserentnahmen durch die Behörden – und dafür „muss die Anzahl der Kontrolleure unbedingt aufgestockt werden“. Eine Person für ganz Unterfranken sei dabei nicht ausreichend, so Jodl.
Es gäbe Möglichk. über Subventionsverteilung Hecken zu fördern (Bodenerosion) od. Wiesen erhalten (statt Mais). Tierhaltung auf Stroh hielte Nitrat länger im Boden und es gelangt nicht so schnell ins Grundwasser (also Mist statt Gülle). Es werden immer größere Nutztierställe (Schwanfeld, Dipbach) genehmigt o. Pilzanbau. Bäche werden ausgebaggert, und vieles mehr. - Es werden aber immer mehr Gewerbe- und Neubaugebiete ausgewiesen. Wo mehr Menschen leben/arbeiten wird mehr Wasser verbraucht. Vllt. sollte man sich erst einmal darauf beschränken, die Versorgung der Menschen, die schon hier leben/arbeiten zu sichern, statt neue/n Arbeits-/Wohnräume zu schaffen (innerörtliche Leerstände nutzen). - Aber das funktioniert nicht im nördlichen Landkreis Wü – da regiert die Profitgier