Vor mehr als 150 Jahren wurde der Deutsche Alpenverein (DAV) in München gegründet – in der "Frühlingszeit des Alpinismus", wie der österreichische Bergsteiger und Lehrer Ludwig Purtscheller schrieb. Auch in Mainfranken gibt es seit 1876 Ableger des Vereins. Doch wozu, so fernab der Alpen?
Klettern, Bergsteigen, Mountainbiken, Skifahren. Wandern im Sommer, Schneeschuh-Touren im Winter. Pilgern, Bäume pflanzen oder Kanu fahren. Die Bandbreite an Aktivitäten, die der Alpenverein anbietet, ist riesig. Katja Manger, erste Vorsitzende der Sektion Main-Spessart, zählt immer mehr auf. "Wir machen sogar Nordic Walking als Gesundheitssport. Und ab und zu haben wir ein Weinpröble im Angebot", sagt sie und grinst in die Webcam. Zudem finden sogenannte Genusstouren statt, bei denen es gemütlicher und weniger sportlich-alpinistisch zugeht.
Die Mitglieder eint die Liebe zu den Bergen und die Naturverbundenheit
Wer einen Blick in die Programme der DAV-Sektionen wirft, stellt schnell fest: Die Veranstaltungen, Touren, Angebote ähneln sich überall – ganz egal, ob im Spessart, in Niederbayern oder an der Ostsee. Denn neben der Liebe zu den Bergen eint die Mitglieder vor allem die große Naturverbundenheit. Klaus Beutel, erster Vorsitzender der Sektion Würzburg, sagt: "Der Verein ist ein Auffangbecken für alle, die sich gerne draußen in der Natur bewegen – vor allem in den Bergen".
Als der DAV gegründet wurde, sei das Ziel gewesen, die Alpen für Normaltouristen zu erschließen, sagt Beutel. "Da gab es deutschlandweit Leute, die sich einbringen wollten." Daher bestünden heute im ganzen Bundesgebiet Sektionen. Genau genommen: 357. Sie unterhalten zusammen 321 Berg- und Schutzhütten in den Alpen und deutschen Mittelgebirgen. Wer Mitglied im DAV ist, zahlt dort weniger für Übernachtung und Verpflegung als Nicht-Mitglieder.
In Unterfranken gibt es insgesamt sechs Sektionen des Alpenvereins: neben Würzburg und Main-Spessart auch in Schweinfurt, Bad Kissingen und Aschaffenburg sowie den Bergbund Würzburg. Zählt man alle ihre Mitglieder zusammen, kommt man auf etwa 30 000, Tendenz steigend. Fast zwei Drittel davon entfallen auf die beiden größten unterfränkischen Sektionen: Würzburg und Aschaffenburg.
Deutschlandweit hat der Alpenverein über 1,3 Millionen Mitglieder und bildet damit den größten Bergsportverband der Welt sowie den mitgliederstärksten Naturverband Deutschlands. Und der DAV wächst stetig weiter: Im Jahr 2019 stieg die Zahl der Mitglieder um fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei es den größten Zuwachs bei den 19- bis 25-Jährigen gab. Doch auch bei den noch Jüngeren sei der Ansturm immens, wie die unterfränkischen Vereinsmitglieder berichten.
In Schweinfurt sei dafür vor allem das Kletterzentrum verantwortlich, sagt Hermann Frömel, erster Vorsitzender der Sektion Schweinfurt. Das Problem sei jedoch, dass es zu wenig Jugendleiter gebe und nur wenige Kinder und Jugendliche neu aufgenommen werden könnten.
Sport und Umweltschutz – beides gehört zum DAV. Frömel sagt, dass die Mitglieder des Vereins von Anfang an dafür sensibilisiert würden, wie sie sich in der Natur verhalten sollten. Wichtig sei dabei beispielsweise, beim Wandern auf den Wegen zu bleiben oder den eigenen Müll wieder mitzunehmen. "Wir machen auch Aufräum-Aktionen bei uns im Wald", erzählt Frömel. Zudem gehöre es dazu, zu erklären, wie aufwendig es sei, eine Hütte zu betreiben. Der Vorsitzende sagt: "Oben in den Bergen ist es besonders wichtig, ressourcenschonend zu handeln". Und gut zu planen.
Sich verantwortungsvoll in den Bergen verhalten
Das weiß auch Lena Lauber. "Zu einem verantwortungsvollen Bergsport gehört dazu, dass man sich auf die Tour vorbereitet", sagt die Jugendreferentin der Sektion Würzburg. Unwissenheit und Leichtsinn können in den Bergen schnell gefährlich werden. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen in der Sektion überlege sie vor jeder Tour, wie man zum Zielort komme, was man dort tun wolle und welche Ausstattung man dafür brauche. Nach der Heimkehr wird reflektiert und geschaut, was gut gelaufen ist und was sich fürs nächste Mal verbessern lässt.
Dabei gehört zur Vorbereitung immer auch, sich so viel Wissen wie möglich anzueignen – egal ob man im Sommer oder Winter losziehen will. Ein Beispiel: das richtige Verhalten am verschneiten Berg und bei Lawinen. Dafür bietet der DAV spezielle Kurse an, unter Anleitung lernen die Teilnehmer die Suche nach Lawinenopfern. Rund um das Forsthaus Sylvan im Spessart etwa, finden solche Trainings laut der Vereinsvorsitzenden Katja Manger regelmäßig statt.
Zudem bieten die Sektionen zahlreiche andere Ausbildungs-Kurse an, unter anderem für Anfänger, die zum ersten Mal Bergsteigen wollen. Dabei werde auch mal der Rucksack auseinandergenommen und geschaut, wie man das Gewicht verringern und besser verteilen könne, sagt Manger. Die Vorsitzende ist überzeugt: "Man braucht uns hier, damit wir unser geballtes Wissen weitergeben können".
Ein Wissen, das Bergsportler nicht nur in den Alpen brauchen. Denn auch in der näheren Umgebung, der Fränkischen Schweiz oder der Rhön, gibt es attraktive Ziele. Dazu kommen sechs von den unterfränkischen Sektionen betriebene Kletterhallen und zwei Kletterpfeiler. Klaus Beutel von der Sektion Würzburg fasst zusammen: "Bei uns kann man zu Hause für die Alpen trainieren".
Die Vereinsserie "Unterfranken. Deine Vereine" zeigt, wie Vereine die Region bereichern. Alle Beiträge der Serie finden Sie gesammelt zum Nachlesen unter mainpost.de/dossier/vereinsserie-2021/