80 Jahre nach dem Bau trennt sich die Sektion Würzburg des Deutschen Alpenvereins (DAV) von der "Falteshütte" bei Karlstadt: Die Mitgliederversammlung hat dem Verkauf der Hütte mit großer Mehrheit zugestimmt und damit einen im Vorfeld umstrittenen Beschluss des Sektions-Vorstands bestätigt.
Es war der einzige wirklich kritische Punkt einer sehr langen Tagesordnung – fast drei Stunden mussten die knapp hundert Mitglieder in der Würzburger Posthalle warten, ehe über den Verkauf der Traditions-Hütte am Kalbenstein nördlich von Karlstadt diskutiert und abgestimmt wurde.
Ertüchtigung der Hütte würde sich für den Verein nicht lohnen
Hüttenwart Kurt Markert und der kommissarische Vorsitzende Klaus Beutel erklärten zuvor noch einmal, warum alles andere als der Verkauf der in die Jahre gekommenen Hütte keine Option gewesen wäre. "Wir müssten die Hütte für viel Geld neu ertüchtigen, einen neuen Pächter finden und hätten dann pro Jahr bis zu 10 000 Euro Kosten", sagte Markert. Das würde sich nur dann lohnen, wenn das Obergeschoss der Hütte wie früher an Übernachtungsgäste vermietet werden könnte – das bleibt aber auch nach einem letzten Gespräch mit dem Landratsamt Main-Spessart ausgeschlossen.
Für die 1940 auf Initiative von Heribert Faltenbacher von den Mitgliedern der Sektion erbauten Hütte liegt keine Baugenehmigung vor und es gibt auch keinen Bestandsschutz, wie Beutel berichtete. Einzige Möglichkeit wäre eine Nutzungsänderung, dann müsste die Falteshütte nach Beutels Worten aber für eine mittlere sechsstellige Summe auf den Stand der heutigen Bauvorschriften gebracht werden: "Das ist illusorisch, es gibt kein Mauseloch", betonte Beutel.
Dem Landratsamt und der Stadt Karlstadt hat der Vorstand die Hütte vergeblich zum Kauf angeboten. Die Suche nach einem Käufer war inzwischen aber in den Reihen der Mitglieder erfolgreich: Der Würzburger Hautarzt Nikolaus Berens hat sich bereit erklärt, das Gelände und die Hütte zu kaufen, und sie soll den knapp 10 000 Mitgliedern der Sektion wie bisher zur Verfügung stehen.
Hütte soll als Einkehrpunkt erhalten bleiben
Berens meldete sich in der Versammlung selbst zu Wort: "Der Kalbenstein ist einer der schönsten Orte, die es in der Umgebung von Würzburg gibt. Da hängt einfach mein Herzblut dran." Er will das Naturschutzgebiet am Kalbenstein erhalten, die Hütte neu verpachten und im bisherigen Umfang als Einkehrmöglichkeit für Wanderer und Treffpunkt für den Verein nutzen.
"Ich will dort keine Erlebnisgastronomie mit tausenden Autos. Hier und da mal ein Bier oder Kaffee und Kuchen wie in den vergangenen Jahren, das ist alles", sagte der Mediziner und versicherte: "Die Wege bleiben natürlich, sie gehören allen." Nach diesem Versprechen hatte die Mehrheit der 90 anwesenden DAV-Mitglieder nichts mehr gegen den Verkauf einzuwenden: Bei zwei Enthaltungen stimmten nur acht von ihnen dagegen. Im Vorfeld der Versammlung hatten einige altgediente Mitglieder angekündigt, im Falle eines Verkaufs der Hütte aus der Sektion auszutreten.
Am Kalbenstein soll es weiterhin Kletterkurse geben
Vor dem Abschluss des Kaufvertrags mit dem DAV will Berens das Nachbargrundstück kaufen, von dem aus die Falteshütte mit Strom und Gas versorgt wird. "Ich glaube, dass die Natur in unserem Umfeld in naher Zukunft noch wichtiger werden wird", erklärte er im Gespräch mit der Redaktion: "Es gibt dort eine außergewöhnliche Pflanzenwelt, die in Bayern ihresgleichen sucht. Mein größter Wunsch ist es, dass dieses Naturschutzgebiet weiter wächst."
Klaus Beutel kündigte an, am Kalbenstein weiterhin die traditionellen Klettersteigkurse anzubieten, eventuell ergänzt durch Bergrettungs- und Erste Hilfe-Übungen in Zusammenarbeit mit der Bergwacht und dem Bayerischen Roten Kreuz: "Die Hütte steht euch auch in Zukunft so zur Verfügung, wie ihr sie bisher genutzt habt."
Anschließend wurde Beutel von der Versammlung mit großer Mehrheit auch offiziell zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter Tobias Kostuch wurde im Amt bestätigt, neue Schatzmeisterin der Sektion ist Jutta Henzler.