Es verherrliche Prostitution und degradiere Frauen zum reinen Sexobjekt der Männer: Für seinen Text steht der aktuelle Nummer-1-Hit der deutschen Charts, "Layla" von DJ Robin und Schürze, in der Kritik. Die Stadt Würzburg, Veranstalterin vom noch bis zum 17. Juli laufenden Kiliani, hat entschieden, dass der sexistische Song auf dem Volksfest nicht länger gespielt werden darf.
Auf der von dem Verbot betroffenen Bühne stehen am Abend danach die Stimmungsmacher von "Aalbachtal-Express". Das Festzelt füllt sich langsam. Sänger Joachim Volpert in seiner grünen Party-Weste ist entspannt. Er äußert die Befürchtung, "dass man mit dem Verbot und der Diskussion dem eigentlich so wichtigen Thema nicht gerecht wird". Er rechne damit, dass viele Gäste, auch aus Trotz, noch lauter den verbotenen Hit singen werden.
Die Nachfrage nach dem Ballermann-Hit ist weiterhin hoch
Um 18 Uhr startet der Auftritt. Im Laufe des Abends stimmen regelmäßig kleinere Gruppen im Publikum den Schlager-Song "Layla" an. Die Band spielt meistens sofort weiter, doch je länger der Abend dauert, desto mehr Menschen stimmen in den Gesang ein. Das Singen ist dem Publikum natürlich nicht verboten, sondern nur den auftretenden Bands. Die meisten Besucherinnen und Besucher, die nach dem Verbot gefragt werden, können die Entscheidung der Stadt nicht nachvollziehen.
Ganz anders ist die Stimmung bei Maria Allertseder, Ralf Henschel und Samira Luther. Sie feiern an diesem Tag ihren Abschluss als Gärtnermeisterinnen und -meister. Die Drei stehen gerade zum Rauchen vor dem Festzelt und erzählen, dass sie schon in ihrer Klasse über das Thema gesprochen hätten. "Ich finde es richtig gut, dass die Stadt das Lied hier verboten hat", sagt Samira Luther. Die anderen bestätigen, dass das auch die vorherrschende Meinung in der Gruppe sei.
Von sexistischer Musik zu sexistischem Verhalten
Am deutlichsten spricht es Maria Allertseder aus: "Das Lied ist einfach sexistische Kackscheiße!" Sie beklagt, dass in der aufgewühlten Diskussion nicht verstanden werde, was das eigentliche Problem ist: "Sowas normalisiert sexistisches Verhalten im Festzelt." Die 24-Jährige befürchtet, dass durch solche Lieder übergriffiges Verhalten – blöde Sprüche, Grapschen oder Schlimmeres – als vermeintlicher Spaß verharmlost werde.
Dass nur wenige Meter weiter auch viele Frauen solche Lieder einfordern oder mitsingen, führt sie auf den gelebten Alltag zurück: "Man kennt es eben nicht anders und will dann mitmachen." Deswegen bräuchte es nicht nur Verbote, sondern einen gesellschaftlichen Wandel. Wie die drei während ihrer Ausbildung gemerkt hätten, fehle es beim Thema Sexismus nicht zuletzt strukturell an Aufklärungs- und Bildungsangeboten für Männer, die über das Schulalter hinaus sind.
Was der Abend im Festzelt über die Debatte zu gesellschaftlichem Sexismus verrät
Da die Gruppe an diesem Abend ihren Abschluss feiert, sind sie aber froh, dass zumindest ein sexistisches Lied weniger gespielt wird. Drinnen wird allerdings weiter kräftig mitgesungen. Die Stimmung scheint nicht am Boden zu sein, nur weil ein Lied nicht mehr von der Kapelle angestimmt wird. Die notwendige Debatte über Sexismus im Schlager und auf Volksfesten hat das "Layla"-Verbot der Stadt Würzburg höchstens angestoßen. Nachdem die Diskussion allerdings bisher von wütenden Online-Beiträgen geprägt ist, werden an diesem Abend im Kiliani-Festzelt zumindest die Fronten erlebbar.
Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die sagen: "Ich lass mir meinen Spaß nicht verderben!" Eine Grundstimmung, die nicht nur viele Online-Kommentare prägt, sondern auch von denen gelebt wird, die an diesem Abend mit besonderem Trotz in der Stimme "Layla" rufen. Auf der anderen Seite zeigen die Gespräche, dass wohl niemand davon ausgeht, dass das Verbot eines Liedes auf einem einzigen Fest, den Sexismus in der Gesellschaft löst. Für sie ist es eher ein längst überfälliges Signal, dass zukünftig das Problem grundlegend angegangen wird.
Egal wie viele Artikel hier noch Pro-Verbot kommen, ein bisschen Selbstkritik würde der Mainpost gut stehen.
Der Text des Liedes ist auch nicht viel anrüchiger als viele englischsprachige.