zurück
Würzburg
Kommentar: Warum das Verbot des Ballermann-Hits "Layla" auf Kiliani falsch ist
Kann denn bei uns jeder singen, was er will? Ja, das sagt zumindest das Grundgesetz – und unser Autor, der findet, dass das Verbot der Stadt Würzburg völlig überzogen ist.
Die Stadt Würzburg hat den Ballermann-Song 'Layla' wegen des sexistischen Textes auf dem Kiliani-Volksfest verboten.
Foto: Fabian Gebert | Die Stadt Würzburg hat den Ballermann-Song "Layla" wegen des sexistischen Textes auf dem Kiliani-Volksfest verboten.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Der Ballermann-Song "Layla" mag primitiv sein, locker grölbar noch nach drei Maß. Ihn zu verbieten, mag voll dem Zeitgeist entsprechen, ist aber voll daneben. Das gibt der harmlose Text einfach nicht her – anders als beim "Donaulied", in dem es um eine Vergewaltigung geht. Und deshalb ist das Verbot der Stadt ein Angriff auf die Meinungsfreiheit.

 

Wer heute "Layla" verbietet, streicht morgen ungehemmt das ironische "Skandal im Sperrbezirk". Darf Sting dann vor der Würzburger Residenz noch sein berühmtes "Roxanne" singen? Wie in "Layla" geht es in beiden Liedern um Prostituierte. Aber niemand, der das mitsingt, fördert deshalb insgeheim das Rotlichtmilieu.

Wo hört das Verbieten auf?

Wo hört das Verbieten auf: Bei Falcos "Jeanny"? Bei "Frauen wollen immer nur das eine"? Dann ist von "Komm unter meine Decke" und "Ich möcht' der Knopf an deiner Bluse sein" bis "Im Wagen vor mir fährt …" viel sexuell angehauchtes Liedgut in Zensur-Gefahr.

Niemand muss ins Bierzelt. Aber wer dort hin geht, möchte gemeinsam trinken, feiern, singen – und nicht mit jeder Liedzeile ein Glaubensbekenntnis ablegen müssen. Ein Freigehege für mangelnden Anstand ist das nicht, aber auch keine Zone mit Zwang zum politisch korrekten Bravsein. 

Im Grundgesetz steht auch nicht, dass Meinungsfreiheit immer nur edel, hilfreich und gut zu sein hat. Manchmal kommt sie enthemmt und unfein daher, wie die Wirklichkeit.

Das übertriebene "Layla"-Verbot soll nicht Schule machen. Sonst sitzen wir bald nur noch grimmig schweigend im Bierzelt – bis einer aufsteht und der Stadt Würzburg den Marquis Posa aus Friedrich Schillers "Don Carlos" mimt: "Geben Sie Gedankenfreiheit!"

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manfred Schweidler
Friedrich Schiller
Grundgesetz
Kiliani-Volksfest in Würzburg
Residenz Würzburg
Stadt Würzburg
Sting
Verbote
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • S. T.
    Verbieten ist nicht Zeitgeist, sonder unter dem Deckmantel einen vermeintlichen "Freiheit" alles zu dürfen ohne Grenzen und Respekt - das ist der gruselige Zeitgeist ....Beim "Feiern" ist alles erlaubt: Grölen, alles vollkotzen, Nachbarn bis morgens um 5 Uhr wachhalten, Müll liegen lassen und noch schlimmer über Frauen in Songs und Worten herziehen oder schlimmeres....... Sorry, aber wenn das alles ist , worum eine Gesellschaft noch ringt und wir keinen gemeinsamen Werte oder Verhaltenskodex finden,,, dann gute Nacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. B.
    Danke, Hr Schweidler! Vielleicht sollten Sie das mal ihren im übertriebenen Gehorsam vorauseilenden Kollegen/innen mitteilen.

    Leider werde ich Ihre Antwort wahrscheinlich nicht mehr lesen, da ich zum nächstmöglichen Zeitpunkt das Abo dieses Blättchens kündigen werden. Das liegt aber nicht nur an dieser Debatte….. es gibt noch mehr Possen …..🙈
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    Das ist nur konsequent.
    Ich denke das dass noch viel mehr machen werden.
    Ich habe mir das auch schon mehrfach überlegt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. K.
    Leider geht dieser Kommentar in der Kakophonie des Gewinsels der Befindlichkeitsgeplagten und des Geschreis der Reflexempörten vollkommen unter.

    Bill Maher hat dazu den schönen Begriff der „Emotional Hemophiliacs“ geprägt …

    Wenn wir alle Lieder verbieten, die etwas als sexistisch Interpretierbares enthalten, dann wird man zukünftig den Bierzeltbesuch mit einem Klassik-Konzert verbinden können – oder vielleicht sogar müssen 😉 …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. H.
    Dem ist nichts hinzuzufügen. Sehr guter Kommentar!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. G.
    Wir lassen uns daß Singen nicht verbieten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. W.
    ...ist auch eine Möglichkeit Würzburg und sein kiliani zum Deutschland oder sogar Welt Gespräch zu machen, kostenlosere Werbung gibt's gar net...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    Ein, wenn nicht DER beste Artikel bzw. Kommentar, den ich je von Ihnen gelesen habe Herr Schweidler.

    Jetzt dürfte doch auch den Moralaposteln vielleicht einiges klar geworden sein, hoffentlich!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. R.
    😂😂😂

    Ob dem Herrn Schweidler so wohl war, angesichts der Einsicht, dass diese dürftigen Zeilen auch noch veröffentlicht werden?

    🙂
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Leute jetzt lasst mal dir Kirche im Dorf. Es kann doch nicht sein, dass jetzt alles verboten wird. In den Charts die Nummer eins, auf Killiani verboten, geht’s noch.
    Wehret den Anfängen! Am Ende müssen alle Lieder freigegeben werden? No go!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m. w.
    zwischen grimmig und schweigend im Bierzelt sitzen, und grölend in kurzen Abständen die Layla singen, da gibt es noch Einiges dazwischen, geehrter Herr Schweidler, da haben Sie noch keine Festzeltstimmung auf dem Ländle erlebt!! Meiner Meinung nach ist das von Ihnen Schwarz/Weiss denken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U. A.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Da hat sich doch glatt schon einer die Worte des Kommentars, dass ein Bierzelt "keine Zone mit Zwang zum politischen korrekten Bravsein", ist, zu Herzen genommen:

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/junge-frau-im-kiliani-festzelt-begrapscht-fahndung-blieb-erfolglos-art-10853300
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Zwischen einer sexuellen Belästigung und dem Spielen nicht(!)sexistischer Lieder besteht doch ein Unterschied, oder?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. D.
    So ist es.👍
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. L.
    "...und unser Autor, der findet, dass das Verbot der Stadt Würzburg völlig überzogen ist."
    - Genau so sieht es aus!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten