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Würzburg
Baustellen Übersicht 2020: Das erwartet Pendler in Unterfranken
Auf Unterfrankens Autobahnen gibt es aktuell fünf Großbaustellen, fünf kommen dieses Jahr noch hinzu. Plus zahlreiche auf Landstraßen. Wann stehen Pendler im Stau – und wo?
Die A3 (Archivbild) gilt bundesweit als Stauspitzenreiter. In Unterfranken könnte sie 2020 von der A7 abgelöst werden, da zahlreiche Brücken entlang der Strecke erneuert werden müssen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa
| Die A3 (Archivbild) gilt bundesweit als Stauspitzenreiter. In Unterfranken könnte sie 2020 von der A7 abgelöst werden, da zahlreiche Brücken entlang der Strecke erneuert werden müssen.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:26 Uhr

Schritttempo auf der Autobahn. Der Wagen folgt den roten Bremslichtern des Vordermanns, Finger trommeln genervt aufs Lenkrad. Den Fahrbahnrand flankieren Warnbaken. Baustelle. Der Verkehr auf der A7 stockt. Dann Stillstand. Pendleralltag. "Da hilft nur ruhig bleiben", sagt ein 31-Jähriger aus dem Raum Bad Kissingen. Er fährt jeden Tag nach Würzburg zur Arbeit und wieder zurück in den Norden Unterfrankens. Eine Stunde brauche er im Schnitt, einfach. Nerven koste vor allem der Berufsverkehr in und durch die Stadt. Und "die Brückenbaustellen, das sind Nadelöhre".

Die schlechte Nachricht: Das wird wohl auch im neuen Jahr so bleiben. Rund eine Milliarde Euro soll 2020 allein in den Ausbau von Autobahnen in Bayern investiert werden, heißt es vom Bau- und Verkehrsministerium in München. Darüber hinaus werde an zahlreichen kleineren Straßen saniert und gewerkelt. Was vermutlich den Verkehrsminister freut und Baufirmen Aufträge sichert, dürfte Pendler somit weiter zum Fluchen bringen. Auch in der Region.

Baustellen Übersicht 2020: Das erwartet Pendler in Unterfranken

In Unterfranken betreut die Dienststelle Würzburg der Autobahndirektion Nordbayern aktuell fünf Großbaustellen, sagt Leiter Alexander Leis. Vier sollen in diesem Jahr noch neu dazu kommen. Plus ein Projekt der Direktion in Nürnberg. Schwerpunkt ist neben dem sechsstreifigen Ausbau der A3 die Autobahn 7: "Die Großbrücken werden in näherer Zukunft unser Hauptprojekt bleiben." Hinzu kämen "klassische Erhaltungsmaßnahmen" wie Erneuerungen am Asphalt. "Ich hoffe, dass wir noch einiges für die Verkehrsteilnehmer machen können, wobei das natürlich auch immer mit Beeinträchtigungen verbunden ist", sagt Leis.

Bisher gab es die vor allem entlang der A3. Im Jahr 2018 war sie laut ADAC bundesweit sogar die staureichste Autobahn, allein im Abschnitt Frankfurt – Würzburg – Nürnberg seien mehr als 8000 Staus gemeldet worden. Grund waren die massiven Bauarbeiten für den sechsstreifigen Ausbau der Strecke.

Rund um die Uhr wurde am Rückbau der alten Autobahn-Talbrücke Heidingsfeld gearbeitet. Bis Herbst 2021 soll der sechsstreifige Ausbau der A3 bei Würzburg fertiggestellt sein.
Foto: Angie Wolf | Rund um die Uhr wurde am Rückbau der alten Autobahn-Talbrücke Heidingsfeld gearbeitet. Bis Herbst 2021 soll der sechsstreifige Ausbau der A3 bei Würzburg fertiggestellt sein.

Im Bereich Spessart sei dieser nun abgeschlossen, das "war für die Dienststelle ein Meilenstein", so Leis. 1,2 Milliarden Euro teuer, 89 Kilometer lang. Rund um Würzburg allerdings fehlen noch fünf Kilometer, die 2021 fertiggestellt werden sollen. Und: Voraussichtlich Mitte dieses Jahres geht es weiter, der sechsstreifige Ausbau Richtung Nürnberg beginnt. Betreut wird dieser jedoch nicht von der Dienststelle Würzburg, zuständig ist hier laut Leis die Autobahndirektion direkt. Für Autofahrer heißt es also wieder nicht freie Fahrt in der Region – weder auf der A3, noch auf der A7.

"Die Großbrücken werden in näherer Zukunft unser Hauptprojekt bleiben."
Alexander Leis, Leiter der Dienststelle Würzburg der Autobahndirektion Nordbayern

Schuld sind auf letzterer vor allem die Brücken, die dem steigenden Schwerlastverkehr nicht mehr standhalten. Insgesamt 25 Großbrücken entlang der Autobahn 7 zwischen Hessen und Baden-Württemberg fallen in den Zuständigkeitsbereich von Alexander Leis. Ziel sei es, alle bis 2030 zu erneuern. Der Grund: Die Brücken sind marode. Sie wurden vor rund 60 Jahren errichtet – damals habe man die Belastung schlicht unterschätzt. "Der Verkehr hat uns einfach überrollt", so Leis.

Die Erneuerung der Schraudenbach-Brücke (Lkr. Schweinfurt) auf der A7 konnte im Dezember 2019 nach viereinhalb Jahren abgeschlossen werden.
Foto: Anand Anders | Die Erneuerung der Schraudenbach-Brücke (Lkr. Schweinfurt) auf der A7 konnte im Dezember 2019 nach viereinhalb Jahren abgeschlossen werden.

Deshalb muss jetzt nachgebessert werden. Abgeschlossen ist das bereits an den Talbrücken Klöffelsberg und Schraudenbach, im Moment sind Werntal, Pleichach, Kürnach und Rothof dran. Hinzu kommen im Herbst 2020 noch Thulba (Lkr. Bad Kissingen) und Stettbach (Lkr. Schweinfurt). "In Planung" sind laut Leis auch die Mainbrücke Marktbreit (Lkr. Kitzingen) und die Grenzwaldbrücke nach Hessen.

Anders als an A3 und A7 sind entlang der A70 und A71 in der Region keine Großprojekte geplant

Zwischen 30 und 50 Millionen Euro koste es ungefähr, eine Großbrücke zu erneuern, sagt Leis. "Je länger die Brücke, desto teurer wird es natürlich." Meist werde eine solche Baustelle in etwa vier Jahren abgewickelt. Lichtblick für Pendler und Urlauber: Entlang der A70 und A71 seien "keine Großprojekte geplant", so Leis. "Das sind noch zwei junge Autobahnen."

Alexander Leis (Leiter der Dienststelle Würzburg der Autobahndirektion Nordbayern) auf der mittlerweile abgeschlossen Großbaustelle der Talbrücke Schraudenbach.
Foto: Anand Anders | Alexander Leis (Leiter der Dienststelle Würzburg der Autobahndirektion Nordbayern) auf der mittlerweile abgeschlossen Großbaustelle der Talbrücke Schraudenbach.

Wer aber Unterfranken entlang der A7 durchqueren will oder muss, braucht weiter Geduld. Vor allem am Mittwoch und Donnerstag. Laut ADAC sind das die staureichsten Wochentage. "Wenn es ins Wochenende geht, ist viel los", stöhnt auch der 31-jährige Pendler aus dem Raum Bad Kissingen. Trotzdem kommt es für ihn nicht in Frage, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Nicht nur, weil die Anbindung zu schlecht ist. Sondern "es scheitert schon an den Preisen des Nahverkehrs, das ist einfach viel zu teuer".

"Es ist meistens nicht schneller, einen Stau zu umfahren."
Florian Heuzeroth, Sprecher ADAC Nordbayern

Deshalb fährt er nach wie vor mit dem eigenen Pkw. "Manchmal warnen mich früh am Morgen schon die Schwiegereltern, wenn sie im Radio von einem Stau gehört haben", sagt der junge Familienvater. Er selbst nutze weder Staumelder noch Verkehrsfunk, "ich fahre einfach blindlings los". Ausweichen auf Bundesstraßen lohne sich sowieso nicht.

Das bestätigt der ADAC Nordbayern. "Es ist meistens nicht schneller, einen Stau zu umfahren", sagt Sprecher Florian Heuzeroth. Denn oft stehe man dann auf Nebenstraßen ebenfalls im Stau. Oder vor einem Baustellenschild.

  • Aktuelle Stauprognosen gibt der ADAC auf seiner Internetseite
Der ADAC rät bei Stau dazu, auf der Autobahn zu bleiben. Umfahren lohne sich meistens nicht.
Foto: Berthold Diem | Der ADAC rät bei Stau dazu, auf der Autobahn zu bleiben. Umfahren lohne sich meistens nicht.

Im nördlichen Unterfranken, dem Bereich des Bauamtes Schweinfurt, wird derzeit beispielsweise die Mainflutbrücke Haßfurt saniert, die Mainbrücke bei Horhausen (Lkr. Hassberge) neu gebaut oder die B286 zwischen Schweinfurt und Schwebheim ausgebaut. Neu begonnen wird noch in diesem Jahr mit Deckenerneuerungen an der B19 (südlich von Poppenhausen) und gleich drei Mal entlang der B286 im Landkreis Bad Kissingen – bei Schildeck, Römershag und nördlich von Bad Brückenau.

Auf Großprojekte im Straßenbau wirkt sich der Klimawandel mit milden Wintern positiv aus

Im Süden der Region geht nach Angaben des Würzburger Bauamtes unter anderem an der B26 die Erneuerung der Wernbrücke bei Binsfeld (Lkr. Main-Spessart) weiter, ebenso wie die Instandsetzung der Brücke über die B286 bei Wiesentheid (Lkr. Kitzingen). Im Frühjahr soll mit der Erneuerung der Fahrbahndecken der B22 (südlich von Schwarzach bis zur A3) und der B27 (nördlich von Weyersfeld) begonnen werden. Ebenfalls geplant ist laut Bauamt die "Beseitigung eines Unfallschwerpunktes": So wird ab Frühjahr die Kreuzung der Staatsstraße 2260 mit der Kreisstraße Wü 26 nördlich von Kürnach (Lkr. Würzburg) zu einem Kreisverkehr umgebaut und damit entschärft.

Auch auf den Landstraßen der Region (Archivbild) soll 2020 eifrig gebaut werden.
Foto: Gerhard Meißner | Auch auf den Landstraßen der Region (Archivbild) soll 2020 eifrig gebaut werden.

Rot-weiß gestreifte Baken und Warnschilder flankieren in der Region somit Landstraßen und Autobahnen gleichermaßen. "Es ist klar, dass auch eine neue Strecke, wenn sie in die Jahre kommt, Instand gesetzt werden muss", sagt Alexander Leis. Fahrbahndecken beispielsweise etwa alle zehn bis 15 Jahre.

Die Saison für solche Erhaltungsarbeiten beginne ab April und reiche bis Ende Oktober, Anfang November. Wobei sich der Klimawandel hier ausnahmsweise positiv auswirke, vor allem die milden Winter im Süden Unterfrankens. Beispielsweise bei den Großprojekten im Spessart habe die Baufirma die Winterpausen so ein bisschen reduzieren können, sagt Leis. Generell gelte: Wenn möglich würden Baustellen in verkehrsärmere Zeiten gelegt.

Nicht immer allerdings ist das machbar. Alle derzeit laufenden Großbaustellen an A3 und A7 dauern mehrere Jahre. Dort werden Pendler und Urlauber sicherlich weiter abschnittsweise durch ein Spalier aus Warnbaken fahren. Oder ab und an im Schritttempo auf der Autobahn unterwegs sein. Und gute Nerven brauchen.

Weitere Großbaustellen auf Bayerns Autobahnen 2020
Nach Angaben des Bau- und Verkehrsministeriums in München sollen 2020 zwei große sechsstreifige Ausbauprojekte im Freistaat fertig werden: an der A6 zwischen den Anschlussstellen Schwabach-West und Roth in Mittelfranken sowie in Oberbayern an der A96 zwischen den Anschlussstellen Oberpfaffenhofen und Germering-Süd. Daneben stehen unter anderem folgende Großprojekte an – eine Auswahl:
A3: Das Autobahnkreuz Fürth/Erlangen soll zwischen Frühjahr und Ende 2020 auf einer Länge von insgesamt fünf Kilometern umgebaut werden.
A9: Sechs Kilometer zwischen der Anschlussstelle Gefrees und dem Autobahndreieck Bayreuth/Kulmbach müssen saniert werden. Die Arbeiten sollen von Frühjahr bis Herbst 2020 dauern.
A9: Das ganze Jahr über wird das Autobahnkreuz Nürnberg-Ost umgebaut. Die Arbeiten sollen auch 2021 fortgesetzt werden.
A9: Zwischen dem Autobahndreieck Nürnberg/Feucht und der Anschlussstelle Hilpoltstein geht es auf vier Kilometern unter anderem um Brückenbau. Von Frühjahr bis Herbst 2020 werden die Fahrstreifen von sechs auf fünf reduziert.
A73: An der Brücke zwischen den Anschlussstellen Wendelstein und Feucht soll von Frühjahr bis Herbst 2020 gearbeitet werden.
A73: Der sechsstreifige Ausbau zwischen dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd und der Südwesttangente am Nürnberger Hafen geht das ganze Jahr über weiter.
A73: Zwischen den Anschlussstellen Breitengüßbach-Mitte und dem Autobahnkreuz Bamberg wird ganzjährig auf rund zwei Kilometern an der Brücke gearbeitet.
A73: Der Umbau des Autobahnkreuzes Fürth/Erlangen zieht sich auf rund drei Kilometern das ganze Jahr über und wird 2021 weitergehen.
A95: Vom Autobahndreieck Starnberg aus gehen seit diesem Jahr gleich zwei Baustellen. Die Arbeiten an der Brücke Richtung Schäftlarn sollen bis Herbst 2020 dauern. Die Erhaltungsmaßnahme Richtung München-Fürstenried soll Ende 2020 abgeschlossen werden.
A96: Eine neue Brücke entsteht auf zwei Kilometern zwischen den Anschlussstellen Memmingen-Nord und Memmingen-Ost. Los geht's im Frühjahr.
Quelle: dpa
 
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Kommentare
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  • juerwer@gmx.de
    Warum wird bei den Pendlern immer davon ausgegangen, dass diese mit dem Auto unterwegs sind. Es mag zwar der größte Teil sein, aber viele nutzen auch den ÖPNV. Da könnte doch ebenfalls einmal eine Aufnahme der Baustellen und deren Auswirkungen bei der Bahn gemacht werden. Ebenso haben die Baustellen auf Bundes-, Land- oder Kreisstraßen Auswirkungen auf den ÖPNV.
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  • kej0018@aol.com
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Vielleicht verwechseln Sie den Artikel? Dieser jedenfalls wurde erst am 09.01.20 erstellt.
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