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Landkreis Würzburg
Bange Stunden für Felix von Zobel: Wie der Freie Wähler Kandidat im Stimmkreis Würzburg-Land den Tag nach der Wahl erlebt
Für den 31-Jährigen Felix von Zobel wird der Montag nach der Wahl zum Schicksalstag. Ein Protokoll zwischen Hoffen und Bangen mit einem offenen Ende.
Felix von Zobel aus Darstadt bangt bis zur letzten Minute um den Einzug in den Bayerischen Landtag. 
Foto: Silvia Gralla | Felix von Zobel aus Darstadt bangt bis zur letzten Minute um den Einzug in den Bayerischen Landtag. 
Katja Glatzer
 und  Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:12 Uhr

Montagmittag bei Felix von Zobel in Darstadt: Er hat gerade in ein Brot gebissen, den Blick aber stets auf den Computer-Monitor gerichtet. Für den jungen Kandidaten der Freien Wähler (FW) im Stimmkreis Würzburg-Land gibt es nach einer langen Wahlnacht nämlich doch noch ein Stück Hoffnung: Über die FW-Liste hat der 31-Jährige die Chance, eines der drei unterfränkischen Landtagsmandate zu erreichen. Gerade liefert er sich mit Thomas Zöller (Stimmkreis Miltenberg) und Frank Helmerich (Haßberge-Rhön-Grabfeld) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gesamtstimmen. Um 12.29 Uhr liegt von Zobel auf Platz zwei - und wäre damit im Landtag. Aber es fehlen noch Stimmbezirke.

Björn Jungbauer in Margetshöchheim räumt um diese Uhrzeit noch die letzten Reste seiner Wahlparty auf. Zu viel mehr ist er an diesem Vormittag noch nicht gekommen, erzählt der CSU-Neuling im Landtag am Telefon. "Ich bin mit meinem 42,4 Prozent vollends zufrieden", schwärmt er noch immer von seinem Ergebnis. Und auch Parteichef Markus Söder tut es. "Gratuliere, gutes persönliches Ergebnis", schrieb er noch am Wahlabend eine Nachricht an Jungbauer, der sich in Margetshöchheim mit Blasmusik und Bravo-Rufen feiern ließ, während Söder in München weitaus weniger Freude über das bayernweite Gesamtergebnis der CSU hatte.

Um 15 Uhr hat Felix von Zobel noch gute Aussichten auf ein Landtagsmandat

Absolut zufrieden mit dem Ergebnis ist auch der CSU-Kreisvorsitzende im Landkreis Würzburg. "Hervorragend", bejubelt Landrat Thomas Eberth am Montag Jungbauers Ergebnis. Manfred Ländner kam 2018 auf 38,6 Prozent der Erststimmen, sein Nachfolger legt fast vier Prozentpunkte drauf. "Beachtlich", findet das der Kreisvorsitzende. "Jungbauer ist inhaltlich stark. Er kennt die Sorgen und Nöte der Menschen. Er ist geradlinig, offen, ein super Typ", erklärt Eberth den Erfolg des 42-Jährigen.  

CSU-Bezirksvorsitzender Steffen Vogel (links) freut sich mit Björn Jungbauer, der im Stimmkreis Würzburg-Land das Direktmandat deutlich gewonnen hat.
Foto: Thomas Fritz | CSU-Bezirksvorsitzender Steffen Vogel (links) freut sich mit Björn Jungbauer, der im Stimmkreis Würzburg-Land das Direktmandat deutlich gewonnen hat.

Wie vereinbart meldet sich Felix von Zobel um 15 Uhr. Seinen Rechnungen nach liege er mit aktuell 16.819 Stimmen immer noch auf Platz zwei bei den Gesamtstimmen der Freien Wähler in Unterfranken- und wäre weiter im Landtag. "Ich steh' total unter Strom", sagt er, denn in den Stimmkreisen Würzburg-Stadt, Schweinfurt und Aschaffenburg-Ost sei immer noch nicht ausgezählt. In Würzburg könnte von Zobel weitere Stimmen holen, Frank Helmerich aber auch noch in Schweinfurt. Es bleibt spannend. 

"Ist steh' total unter Strom."
Felix von Zobel, Landtagskandidat der Freien Wähler

Während von Zobel noch bangen muss, stehen die Ergebnisse bei den Würzburger Grünen fest. Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete aus Kürnach und Spitzenkandidatin ihrer Partei in Unterfranken, freut sich, dass die Grünen bei der Landtagswahl ihr insgesamt zweitbestes Ergebnis einfahren konnten. Im Landkreis Würzburg behaupten sie sich auf dem zweiten Platz (15,3 Prozent). Schön wären gegen ihren Konkurrenten Jungbauer, "den ich gut kenne und schätze", noch ein paar Erststimmen mehr gewesen, sagt sie und hat dabei wahrscheinlich ihr Ergebnis von 2018 im Kopf, wo der Abstand zwischen ihr (19,4 Prozent) und dem damaligen CSU-Kandidaten Ländner noch geringer ausfiel. 

Wie blicken die Kreisvorsitzenden im Stimmkreis Würzburg-Land auf die Landtagswahl?

Um 16.15 Uhr hat Felix von Zobel noch immer keine Klarheit. Im Gegenteil: Offiziell liegt er sogar auf Platz drei, nur 100 Stimmen vor Frank Helmerich. Aber auf der Übersichtsseite zur Landtagswahl ist das Gesamtstimmenergebnis aus Kitzingen noch nicht eingetragen, auf der Landkreisseite liegt es aber vor. Von Zobel rechnet: Platz zwei, nach wie vor. Aber immer noch fehlen drei Stimmkreise.

Was die Kreisvorsitzenden am Montag besonders bewegt, ist das Ergebnis der AfD im Landkreis. Sven Winzenhörlein (Bündnis90/Die Grünen) sieht es als politische Aufgabe, die erstarkende Rechte in Bayern einzudämmen. Man könne die Bewegung nicht mehr ignorieren. "Die rechtsradikalen Tendenzen der AfD müssten ganz offen beim Namen genannt werden", sagt er. 

Felix von Zobel (links) hofft und bangt mit Familie und Freunden am Wahlabend in Ochsenfurt.  
Foto: Gerhard Meißner | Felix von Zobel (links) hofft und bangt mit Familie und Freunden am Wahlabend in Ochsenfurt.  

Betrübt blickt auch Thomas Eberth auf das AfD-Ergebnis. Im Kreisvorstand will er festlegen, in welcher Gemeinde die CSU nochmal deutlich machen muss, "dass die AfD keine Alternative ist, denn in vielen Ortschaften ist das Abschneiden der AfD nicht zu verstehen". Vor allem treibt ihn um, dass die Partei mit Wolfgang von Eyb jemanden in die Wahl geschickt habe, der sich keiner inhaltlichen Debatte stellte – trotzdem aber 11,5 Prozent der Stimmen bekam. "Wir kennen zwar das bayernweite Programm der AfD – das ist gruselig genug – wissen aber nicht, wie der Kandidat tickt." 

Felix von Zobel muss weiter hoffen und bangen  

Um 17 Uhr kennt von Zobel die Ergebnisse aus der Stadt Schweinfurt. Er liegt jetzt nach seinen Rechnungen gut 1000 Stimmen vor seinen parteiinternen Mitbewerbern – und bangt weiter. Doch auf der Seite des Landeswahlleiters tut sich nichts mehr. Seit 14.30 Uhr gibt es keine Aktualisierungen. 

Für den 31-Jährigen geht die Zitterpartie also auch in dieser Nacht weiter.

 
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