Was für ein Boom: In Deutschland sind laut Bundesnetzagentur gut 230.000 Balkonsolaranlagen registriert – doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn. Zwar sind diese Stromerzeuger im Vergleich zu den größeren Photovoltaik-Dachanlagen viel günstiger. Dennoch gibt es auch dafür mitunter Geld vom Staat.
Allerdings haben in Mainfranken nicht alle Privathaushalte die gleichen Chancen, an diese Förderung zu kommen. Entscheidend ist, ob die Wohnortgemeinde oder der eigene Landkreis bei neuen Balkonsolaranlagen überhaupt zu Zuschüssen bereit ist.
Wie eine Umfrage dieser Redaktion unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten in Mainfranken zeigt, gibt es durchaus gutes Geld – oft aber nur in der Theorie, weil manche Fördertöpfe wegen der großen Nachfrage nach diesen Balkonkraftwerken ruckzuck leer waren.
Die Lage könnte sich bald verschärfen, denn die Bundesregierung will die Bürokratie rund um die Solaranlagen deutlich verringern. Ein Überblick über die Lage bei der Förderung von Balkonsolaranlagen in der Region:
Stadt Würzburg: 200 Euro pro Haushalt
In Würzburg bekommt jeder Privathaushalt 200 Euro für seine Balkonsolaranlage. Wie die Stadtverwaltung weiter mitteilt, gingen im vergangenen Jahr 145 Anträge auf Förderung ein, in diesem Jahr seien es bereits ähnlich viele.
Im April 2022 startete die Universitätsstadt das Förderprogramm "Klimaneutrales Wohnen". Zusammen mit dem Programm "Stadtgrün und Klimaanpassung" standen für 2023 zunächst 100.000 Euro zur Verfügung. "Aufgrund der großen Nachfrage" sei dieser Fördertopf um 40.000 Euro aufgestockt worden, sagt Sprecher Georg Wagenbrenner.
Landkreis Würzburg: Unklar, ob Förderung wiederholt wird
Insgesamt 30.000 Euro und maximal 200 Euro pro Anlage: So sah zu Jahresbeginn die Unterstützung durch das Landratsamt Würzburg aus. Doch dann wurde der Andrang so groß, dass schon im März der Topf leer war. 290 Förderanträge sind heuer bislang eingegangen, so die Auskunft von Pressesprecher Lucas Kesselhut.
Im gesamten Jahr 2022 seien es ähnlich viele gewesen. Ob es 2024 wieder Fördergelder für Balkonkraftwerke gibt, "hängt von den Haushaltsentscheidungen des Kreistags ab", so Kesselhut.
Stadt Schweinfurt: 100 Euro pro Haushalt
Schweinfurt fördert ebenfalls Balkonkraftwerke: 100 Euro gibt es pro Haushalt. Bis Mai 2022 hatte die Stadt noch Einkaufsgutscheine als Köder ausgegeben. Jetzt gibt es ein eigenes Förderprogramm. Die Mittel seien aber bereits ausgeschöpft, teilt Sprecherin Kristina Dietz mit. Weiterhin eingehende Anträge würden nach Eingangsdatum "weiterhin berücksichtigt".
2022 stellte Schweinfurt 200.000 Euro Förderung zur Verfügung. Heuer soll dieser Betrag verdoppelt werden, allerdings müsse dafür erst noch der Nachtragshaushalt genehmigt werden. 82 Anträge auf Förderungen sind Dietz zufolge im laufenden Jahr eingegangen (2022: insgesamt 30).
Landkreis Schweinfurt: Vielleicht gibt es bald Geld
Im Landkreis Schweinfurt gebe es zurzeit keine Förderung von Balkonsolaranlagen, teilte Sprecherin Melina Bosbach vom Landratsamt Schweinfurt mit. Das könne sich aber mittelfristig ändern: Die Kreisverwaltung überarbeite gerade das Klimaschutzkonzept. Dabei werde auch "eine mögliche Förderung von Balkonkraftwerken geprüft".
Landkreis Rhön-Grabfeld: Keine Förderung für private Solaranlagen
Da sich der Betrag für Balkonkraftwerke (selten mehr als 1000 Euro) "innerhalb kurzer Zeit" refinanziere und eine Förderung keine kommunale Pflichtaufgabe sei, gebe der Landkreis Rhön-Grabfeld keine Förderung, sagt Sprecherin Julia Bardroff.
Der Kreisausschuss für Umwelt- und Naturschutzfragen hatte im März einen entsprechenden Antrag von Kreisrat Matthias Freund (Die Linke) abgelehnt.
Landkreis Haßberge: Angespannte Haushaltslage lässt keine Förderung zu
Ähnlich hält es das Landratsamt in den Haßbergen: Die "angespannte Haushaltslage" lasse es nicht zu, dass der Kreis private Balkonsolaranlagen fördere, so Sprecherin Monika Göhr. Das sei eine freiwillige Aufgabe.
Sinn von Zuschüssen sei, einen Anreiz für Investitionen in jenen Bereichen zu schaffen, "in denen anderweitig kein wirtschaftlicher Betrieb möglich wäre". Bei den sogenannten Steckersolaranlagen ist dies laut Göhr nicht der Fall. Deshalb habe der Landkreis Haßberge eine Förderung grundsätzlich nicht vor.
Landkreis Main-Spessart: Förderung wird es nicht geben
Die Amortisationszeiten von Balkonanlagen seien mit "fünf bis zwölf Jahren" überschaubar und deshalb eine Förderung nicht angebracht, lautet die Antwort der Pressestelle des Landratsamtes Main-Spessart.
Da in dem ländlich geprägten Landkreis die Eigentumsquote bei Wohnhäusern vergleichsweise hoch sei, böten sich hier eher große Dach- als kleine Balkonanlagen an. Eine Förderung dieser steckerfertigen Varianten "würde einen falschen Anreiz setzen".
Landkreis Bad Kissingen: Kein Geld für Balkonsolaranlagen
Auch im Nachbarlandkreis Bad Kissingen gibt es kein Geld für Balkonsolaranlagen. "Im Kreishaushalt sind hierfür keine Mittel vorgesehen", schreibt Sprecherin Anja Vorndran kurz und knapp.
Landkreis Kitzingen: Fördertopf war sofort leer
Der Weinlandkreis hat nach Auskunft von Sprecher Alexander Kother im vergangenen September einen Fördertopf mit 50.000 Euro unter anderem für Balkonsolaranlagen geschaffen. Daraufhin war der Andrang auf die 200 Euro pro Anlage so groß, "dass schon wenige Stunden nach dem Start" keine Anträge mehr angenommen werden konnten.
Seither liegt das Vorhaben auf Eis. Ob es bald wieder Fördergelder im Kreis Kitzingen gibt, ist laut Kother "derzeit nicht bekannt". Es sei zu bedenken, dass wegen der "überschaubaren Investitionen" für Balkonanlagen eine Förderung durch den Landkreis "nicht unbedingt kaufentscheidend ist".
Auch kleinere Gemeinden geben Fördergelder
Eine Förderung von Solaranlagen ist in Mainfranken nicht allein Sache der Landkreise oder großen Städte. Auch kleinere Gemeinden machen mit. Wie etwa Wasserlosen bei Schweinfurt, wo der Gemeinderat im Januar ein laufendes Förderprogramm verlängerte. Es bezieht sich allerdings auf Dachanlagen.
Rottendorf bei Würzburg ist eine der wenigen Gemeinden im Landkreis, die aus eigenen Mitteln Balkonsolaranlagen bezuschussen. Maximal 200 Euro gibt es dort pro Haushalt und nur für jene, die bei der im März eingestellten Förderung des Landkreises nicht mehr zum Zuge kamen.
Der Gemeinderat von Winterhausen beschloss im Dezember, bei Anschaffung von Steckersolaranlagen die Förderung des Landkreises um 25 Prozent je Fall aufzustocken. Das Problem: Im Kreis Würzburg gibt es derzeit keine Förderung, weil der Etat dafür aufgebraucht ist.
Ansturm auf Balkonsolaranlagen: Wie es weitergeht
Fast in allen befragten Rathäusern und Landratsämtern der Region geht man davon aus, dass die Nachfrage nach Steckersolaranlagen weiter anziehen wird. Erst recht, wenn die Bundesregierung die bürokratischen Hürden rund um die Inbetriebnahme solcher Stromerzeuger beseitigt. So ist unter anderem geplant, dass Betreiberinnen und Betreiber bald weniger Angaben gegenüber Netzbetreibern und Bundesnetzagentur machen müssen, so dass sich die Prozedur vereinfacht.
Nur im Kreis Schweinfurt ist man zurückhaltend: Dort werde das Plus bei Balkonsolaranlagen "unterdurchschnittlich sein", wie Sprecherin Melina Bosbach meint. Grund: In der Region gebe es weniger Miet- und Eigentumswohnungen. Balkonsolaranlagen würden jedoch gerade von diesen Bewohnerinnen und Bewohnern nachgefragt.
Nein. Vergütung bekommt man dafür nicht. Erst wenn das Minikraftwerk mehr als 600 Watt einspeisen würde, dann könnte man das theoretisch machen. Aber dafür muss man dann den nicht kleinen Aufwand nehmen und das ganze über die Steuererklärung und Unternehmeranmeldung und ...und ...und... Das rentiert sich kaum, da es auch nur wenige Cent pro kW gibt.
Und was in diesem Artikel noch nicht erwähnt wird: Ab 01.01.2024 wird die Grenze auf 800 Watt angehoben. Deshalb sollte man vielleicht jetzt schon entsprechende upgradebare Umrichter kaufen.
Im Übrigen gibt es am 19.09.2023 ab 19Uhr eine Infoveranstaltung dazu in Estenfeld, im AWO Heim.
Interessant sind die insbesondere dann, wenn ein alter Ferraris Zähler verbaut ist. Der dreht dann beim Mehrertrag saldierend rückwärts…
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
97084 Würzburg
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
97084 Würzburg
geht der erzeugte Strom ins Netz. Für eine geringe Vergütung! Ohne Speicher nicht steuerbar.
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
97084 Würzburg