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Würzburg/Schweinfurt
Balkonsolaranlagen: Wo es in Mainfranken Zuschuss von der Stadt oder vom Landkreis gibt
Balkonsolaranlagen sind populär. Obwohl sie als bezahlbar gelten, ist die Nachfrage nach Zuschüssen groß. Doch in der Region gibt es nicht überall Geld.
Große Nachfrage herrscht derzeit nach solchen Balkonsolaranlagen. Doch Fördergelder sind in Mainfranken nicht überall zu bekommen – aus unterschiedlichen Gründen. Das Bild zeigt Monteure der Main-Steckersolar GmbH bei der Installation einer Anlage an einer Privatwohnung im Würzburger Stadtteil Versbach.
Foto: Thomas Obermeier | Große Nachfrage herrscht derzeit nach solchen Balkonsolaranlagen. Doch Fördergelder sind in Mainfranken nicht überall zu bekommen – aus unterschiedlichen Gründen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 15:33 Uhr

Was für ein Boom: In Deutschland sind laut Bundesnetzagentur gut 230.000 Balkonsolaranlagen registriert – doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn. Zwar sind diese Stromerzeuger im Vergleich zu den größeren Photovoltaik-Dachanlagen viel günstiger. Dennoch gibt es auch dafür mitunter Geld vom Staat.

Allerdings haben in Mainfranken nicht alle Privathaushalte die gleichen Chancen, an diese Förderung zu kommen. Entscheidend ist, ob die Wohnortgemeinde oder der eigene Landkreis bei neuen Balkonsolaranlagen überhaupt zu Zuschüssen bereit ist.

Wie eine Umfrage dieser Redaktion unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten in Mainfranken zeigt, gibt es durchaus gutes Geld – oft aber nur in der Theorie, weil manche Fördertöpfe wegen der großen Nachfrage nach diesen Balkonkraftwerken ruckzuck leer waren.

Die Lage könnte sich bald verschärfen, denn die Bundesregierung will die Bürokratie rund um die Solaranlagen deutlich verringern. Ein Überblick über die Lage bei der Förderung von Balkonsolaranlagen in der Region:

Stadt Würzburg: 200 Euro pro Haushalt

In Würzburg bekommt jeder Privathaushalt 200 Euro für seine Balkonsolaranlage. Wie die Stadtverwaltung weiter mitteilt, gingen im vergangenen Jahr 145 Anträge auf Förderung ein, in diesem Jahr seien es bereits ähnlich viele.

Im April 2022 startete die Universitätsstadt das Förderprogramm "Klimaneutrales Wohnen". Zusammen mit dem Programm "Stadtgrün und Klimaanpassung" standen für 2023 zunächst 100.000 Euro zur Verfügung. "Aufgrund der großen Nachfrage" sei  dieser Fördertopf um 40.000 Euro aufgestockt worden, sagt Sprecher Georg Wagenbrenner.

Landkreis Würzburg: Unklar, ob Förderung wiederholt wird

Insgesamt 30.000 Euro und maximal 200 Euro pro Anlage: So sah zu Jahresbeginn die Unterstützung durch das Landratsamt Würzburg aus. Doch dann wurde der Andrang so groß, dass schon im März der Topf leer war. 290 Förderanträge sind heuer bislang eingegangen, so die Auskunft von Pressesprecher Lucas Kesselhut.

Im gesamten Jahr 2022 seien es ähnlich viele gewesen. Ob es 2024 wieder Fördergelder für Balkonkraftwerke gibt, "hängt von den Haushaltsentscheidungen des Kreistags ab", so Kesselhut.

In Deutschland sind laut Bundesnetzagentur gut 230.000 Balkonsolaranlagen registriert – doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn.
Foto: Jens Büttner, dpa | In Deutschland sind laut Bundesnetzagentur gut 230.000 Balkonsolaranlagen registriert – doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn.

Stadt Schweinfurt: 100 Euro pro Haushalt

Schweinfurt fördert ebenfalls Balkonkraftwerke: 100 Euro gibt es pro Haushalt. Bis Mai 2022 hatte die Stadt noch Einkaufsgutscheine als Köder ausgegeben. Jetzt gibt es ein eigenes Förderprogramm. Die Mittel seien aber bereits ausgeschöpft, teilt Sprecherin Kristina Dietz mit. Weiterhin eingehende Anträge würden nach Eingangsdatum "weiterhin berücksichtigt".

2022 stellte Schweinfurt 200.000 Euro Förderung zur Verfügung. Heuer soll dieser Betrag verdoppelt werden, allerdings müsse dafür erst noch der Nachtragshaushalt genehmigt werden. 82 Anträge auf Förderungen sind Dietz zufolge im laufenden Jahr eingegangen (2022: insgesamt 30).

Landkreis Schweinfurt: Vielleicht gibt es bald Geld

Im Landkreis Schweinfurt gebe es zurzeit keine Förderung von Balkonsolaranlagen, teilte Sprecherin Melina Bosbach vom Landratsamt Schweinfurt mit. Das könne sich aber mittelfristig ändern: Die Kreisverwaltung überarbeite gerade das Klimaschutzkonzept. Dabei werde auch "eine mögliche Förderung von Balkonkraftwerken geprüft".

Landkreis Rhön-Grabfeld: Keine Förderung für private Solaranlagen

Da sich der Betrag für Balkonkraftwerke (selten mehr als 1000 Euro) "innerhalb kurzer Zeit" refinanziere und eine Förderung keine kommunale Pflichtaufgabe sei, gebe der Landkreis Rhön-Grabfeld keine Förderung, sagt Sprecherin Julia Bardroff.

Der Kreisausschuss für Umwelt- und Naturschutzfragen hatte im März einen entsprechenden Antrag von Kreisrat Matthias Freund (Die Linke) abgelehnt.

Landkreis Haßberge: Angespannte Haushaltslage lässt keine Förderung zu

Ähnlich hält es das Landratsamt in den Haßbergen: Die "angespannte Haushaltslage" lasse es nicht zu, dass der Kreis private Balkonsolaranlagen fördere, so Sprecherin Monika Göhr. Das sei eine freiwillige Aufgabe.

Sinn von Zuschüssen sei, einen Anreiz für Investitionen in jenen Bereichen zu schaffen, "in denen anderweitig kein wirtschaftlicher Betrieb möglich wäre". Bei den sogenannten Steckersolaranlagen ist dies laut Göhr nicht der Fall. Deshalb habe der Landkreis Haßberge eine Förderung grundsätzlich nicht vor.

Stecker-Solaranlagen für den Balkon können die eigene Stromrechnung senken. Die Anschaffung wird in Landkreisen oder Kommunen bezuschusst. 
Foto: Sven Hoppe, dpa | Stecker-Solaranlagen für den Balkon können die eigene Stromrechnung senken. Die Anschaffung wird in Landkreisen oder Kommunen bezuschusst. 

Landkreis Main-Spessart: Förderung wird es nicht geben

Die Amortisationszeiten von Balkonanlagen seien mit "fünf bis zwölf Jahren" überschaubar und deshalb eine Förderung nicht angebracht, lautet die Antwort der Pressestelle des Landratsamtes Main-Spessart.

Da in dem ländlich geprägten Landkreis die Eigentumsquote bei Wohnhäusern vergleichsweise hoch sei, böten sich hier eher große Dach- als kleine Balkonanlagen an. Eine Förderung dieser steckerfertigen Varianten "würde einen falschen Anreiz setzen". 

Landkreis Bad Kissingen: Kein Geld für Balkonsolaranlagen

Auch im Nachbarlandkreis Bad Kissingen gibt es kein Geld für Balkonsolaranlagen. "Im Kreishaushalt sind hierfür keine Mittel vorgesehen", schreibt Sprecherin Anja Vorndran kurz und knapp.

Landkreis Kitzingen: Fördertopf war sofort leer

Der Weinlandkreis hat nach Auskunft von Sprecher Alexander Kother im vergangenen September einen Fördertopf mit 50.000 Euro unter anderem für Balkonsolaranlagen geschaffen. Daraufhin war der Andrang auf die 200 Euro pro Anlage so groß, "dass schon wenige Stunden nach dem Start" keine Anträge mehr angenommen werden konnten. 

Seither liegt das Vorhaben auf Eis. Ob es bald wieder Fördergelder im Kreis Kitzingen gibt, ist laut Kother "derzeit nicht bekannt". Es sei zu bedenken, dass wegen der "überschaubaren Investitionen" für Balkonanlagen eine Förderung durch den Landkreis "nicht unbedingt kaufentscheidend ist".

Auch kleinere Gemeinden geben Fördergelder

Eine Förderung von Solaranlagen ist in Mainfranken nicht allein Sache der Landkreise oder großen Städte. Auch kleinere Gemeinden machen mit. Wie etwa Wasserlosen bei Schweinfurt, wo der Gemeinderat im Januar ein laufendes Förderprogramm verlängerte. Es bezieht sich allerdings auf Dachanlagen. 

Rottendorf bei Würzburg ist eine der wenigen Gemeinden im Landkreis, die aus eigenen Mitteln Balkonsolaranlagen bezuschussen. Maximal 200 Euro gibt es dort pro Haushalt und nur für jene, die bei der im März eingestellten Förderung des Landkreises nicht mehr zum Zuge kamen.

Der Gemeinderat von Winterhausen beschloss im Dezember, bei Anschaffung von Steckersolaranlagen die Förderung des Landkreises um 25 Prozent je Fall aufzustocken. Das Problem: Im Kreis Würzburg gibt es derzeit keine Förderung, weil der Etat dafür aufgebraucht ist.

Ansturm auf Balkonsolaranlagen: Wie es weitergeht

Fast in allen befragten Rathäusern und Landratsämtern der Region geht man davon aus, dass die Nachfrage nach Steckersolaranlagen weiter anziehen wird. Erst recht, wenn die Bundesregierung die bürokratischen Hürden rund um die Inbetriebnahme solcher Stromerzeuger beseitigt. So ist unter anderem geplant, dass Betreiberinnen und Betreiber bald weniger Angaben gegenüber Netzbetreibern und Bundesnetzagentur machen müssen, so dass sich die Prozedur vereinfacht.

Nur im Kreis Schweinfurt ist man zurückhaltend: Dort werde das Plus bei Balkonsolaranlagen "unterdurchschnittlich sein", wie Sprecherin Melina Bosbach meint. Grund: In der Region gebe es weniger Miet- und Eigentumswohnungen. Balkonsolaranlagen würden jedoch gerade von diesen Bewohnerinnen und Bewohnern nachgefragt.

Wissenswertes über Balkonsolaranlagen

Balkonkraftwerke, Steckersolar- oder Plug-in-Anlagen: All diese Begriffe bezeichnen transportable Solarstrom-Module, die am Balkon montiert oder im Garten aufgestellt werden können. Weil sie einfach über eine handelsübliche Steckdose an den Stromkreis im Haushalt angeschlossen werden, gilt ihre Handhabung als besonders unkompliziert.
Der erzeugte Strom wird direkt in der Wohnung verbraucht, so dass weniger Strom von fremden Anbietern zugekauft werden muss. Mit anderen Worten: Mit einer Balkonsolaranlage kann man die übliche Stromrechnung reduzieren. Eine Einspeisung ins öffentliche Stromnetz ist nicht Sinn dieser Module.
600 Watt Leistung (peak, also in der Spitze) dürfen solche Balkonanlagen maximal haben, damit sie ohne Genehmigung betrieben werden können. Die Bundesregierung hat vor, diesen Wert zu erhöhen, damit noch mehr Öko-Strom vor Ort erzeugt wird. Seit Jahresbeginn ist der Kauf von Balkonsolaranlagen samt notwendigem Wechselrichter von der Umsatzsteuer befreit.
Bei Fragen zur Förderung von Balkonanlagen kann man sich in Würzburg an Clemens Galonska von der Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit (clemens.galonska@stadt.wuerzburg.de) wenden, in Schweinfurt an die Abteilung Klimaschutz unter klimaschutz@schweinfurt.de oder Telefon (0 97 21) 51-3453/-3457 sowie im Landratsamt Würzburg an klimaschutz@lra-wue.bayern.de. 
aug
 
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Kommentare
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  • Stefan Lieblein
    Zitat aus einem obigen Kommentar: ...ansonsten geht der erzeugte Strom ins Netz. Für eine geringe Vergütung! ...

    Nein. Vergütung bekommt man dafür nicht. Erst wenn das Minikraftwerk mehr als 600 Watt einspeisen würde, dann könnte man das theoretisch machen. Aber dafür muss man dann den nicht kleinen Aufwand nehmen und das ganze über die Steuererklärung und Unternehmeranmeldung und ...und ...und... Das rentiert sich kaum, da es auch nur wenige Cent pro kW gibt.

    Und was in diesem Artikel noch nicht erwähnt wird: Ab 01.01.2024 wird die Grenze auf 800 Watt angehoben. Deshalb sollte man vielleicht jetzt schon entsprechende upgradebare Umrichter kaufen.
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  • Thomas Herr
    Auch die Gemeinde Es/tenfeld bezuschusst mit bis zu 200€ ein Balkonkraftwerk. Dafür wurden pro Jahr 20.000€ in den Haushalt eingestellt.
    Im Übrigen gibt es am 19.09.2023 ab 19Uhr eine Infoveranstaltung dazu in Estenfeld, im AWO Heim.
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  • Roland Albert
    Diese Anlagen nutzen im Bestenfall den grossen Schwarmspeicher. Das öffentliche Netz.
    Interessant sind die insbesondere dann, wenn ein alter Ferraris Zähler verbaut ist. Der dreht dann beim Mehrertrag saldierend rückwärts…
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  • Jürgen Haug-Peichl
    ...was derzeit aber nicht erlaubt ist.

    Jürgen Haug-Peichl
    Regionalredaktion
    Main-Post
    97084 Würzburg
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  • Beatrix Radke
    Gebrunn bezuschusst Balkonsolaranlagen ebenfalls mit 200 Euro.
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  • Jürgen Haug-Peichl
    Danke für den Hinweis.

    Jürgen Haug-Peichl
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  • Winfried Fischer
    Der erzeugte Strom wird nur direkt verbraucht, wenn auch Stromabnehmer im Betrieb sind, ansonsten
    geht der erzeugte Strom ins Netz. Für eine geringe Vergütung! Ohne Speicher nicht steuerbar.
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  • Jürgen Haug-Peichl
    "Der erzeugte Strom wird nur direkt verbraucht, wenn auch Stromabnehmer im Betrieb sind...": Das ist korrekt. Deshalb ist es bei Balkonsolaranlagen ratsam, den eigenen Stromverbrauch entsprechend anzupassen und so viel wie möglich davon in die sonnenintensive Tageszeit zu legen.

    Jürgen Haug-Peichl
    Regionalredaktion
    Main-Post
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