Manche Vorgaben der Gemeinderäte sind schon zum Zeitpunkt ihrer Festlegung überholt. So erging es nun dem Beschluss des Gemeinderats Rottendorf, sogenannte "Balkon-Solarkraftwerke" zu fördern – aber erst ab dem Moment, in dem die Mittel des Landkreises verbraucht sind. Die Nachfrage für den 200 Euro-Zuschuss scheint jedoch enorm. Schon jetzt musste der Landkreis auf seiner Homepage vermelden, dass für 2023 das Fördergeld ausgeschöpft ist. Seit Januar waren 276 Anträge gestellt worden, im Vorjahr 178. Förderanträge dürften demnach schon bald in der Gemeinde eintreffen.
Doppelförderung ist nicht möglich
Rottendorf ist eine der wenigen Gemeinden im Landkreis, die ein eigenes Förderprogramm aufgelegt hat. Die Förderung beträgt maximal 200 Euro. Sie kann jeder beantragen, der beim Landkreis aufgrund ausgeschöpfter Mittel nicht mehr zum Zug kommt. Eine Doppelförderung soll so vermieden werden. Die Initiative ging von der örtlichen Agenda-21-Gruppe aus. Hier haben sich Bürger zusammengetan, die sich aktiv für eine Fortentwicklung Rottendorfs als lebenswerter Gemeinde einsetzen. Den Antrag auf einen gemeindlichen Zuschuss hatte die Agenda-Gruppe schon im vergangenen August gestellt. Damit möchten sie erreichen, dass vor allem Mieter, aber auch Eigentümer in Mehrfamilienhäusern, die ansonsten keine Möglichkeit haben, eine große Solaranlage auf dem Dach zu errichten, unterstützt werden. An einem rege besuchten Stand beim Rottendorfer Dorffest hatte die Agenda-Gruppe bereits vorgeführt, wie einfach sich eine solche Anlage auch von Laien installieren und somit eigener Strom erzeugen lässt. Der Strom wird unmittelbar über einen entsprechenden Stecker in das häusliche Stromnetz eingespeist. Bei einem "Balkonkraftwerk" ist die Anschlussleistung jedoch auf maximal 600 Watt begrenzt.
Knappe Entscheidung pro Förderung
Der Hauptausschuss des Gemeinderates hatte den Antrag zwar begrüßt, aber einstimmig eine Ablehnung des Antrags empfohlen und auf das Förderprogramm des Landkreises verwiesen. Dass sich bei der entscheidenden ersten Abstimmung im Dezember dennoch die Befürworter, wenn auch nur sehr knapp, durchsetzten, zeigt die Bedeutung, die der Rat dem Energiewandel zumisst. Ähnlich lautete eine Einschätzung der Verwaltung, die eine Zuschussgewährung als "sehr kritisch" sieht. Diese verweist auf die fehlenden Kontroll- und Überprüfungsmöglichkeiten der Gemeinde. Auch sei nicht klar, warum diese dann nicht auch für große Solaranlagen einen Zuschuss gibt. Überhaupt sind aus Sicht der Verwaltung für die Vergabe von Fördergeldern nicht die Gemeinde, sondern der Landkreis oder der Freistaat zuständig. Anders als in anderen Bundesländern gibt es bislang kein bayerisches Förderprogramm. In den Landkreisen gelten unterschiedliche Regelungen.
10.000 Euro in Haushalt eingestellt
Die Befürworter kamen bei der Dezember-Abstimmung aus den Reihen der Ratsfraktionen von SPD und Grünen. Sie verwiesen auf die Dringlichkeit der Energiewende und – wie etwa Grünen-Rätin Anke Schneider – auf die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und von "monopolistischen Konzernen". Josef Pohly, ebenfalls Grüne, sprach von einem wichtigen Zeichen, dass auch die Gemeinde einen Beitrag leisten möchte, um die Bürger bei der Energiewende zu unterstützen. Detlef Wolf von der SPD wäre gerne sogar noch weitergegangen und dem Beispiel von Winterhausen gefolgt, dort wird grundsätzlich auf die Landkreisförderung nochmals 25 Prozent draufgesattelt. Auf die neue Fördermöglichkeit möchte die Gemeinde unter anderem im Mitteilungsblatt hinweisen. Im laufenden Haushalt sind aktuell 10.000 Euro eingeplant.