Am Pfand für Bierflaschen hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert: acht Cent werden in der Regel für eine Flasche fällig. Dabei ist der Anschaffungspreis für die Brauereien durch Inflation und Energiekrise stark gestiegen. Für Konsumenten fehlt der Anreiz, das Leergut in Geschäfte, Getränkemärkte oder direkt in die Brauereien zurückzubringen. Die Folge: Statt die Glasflaschen wiederzuverwenden, müssen sie ersetzt werden. Gerade kleine Brauereien leiden unter den Kosten.
Sebastian Priller von der Augsburger Brauerei Riegele forderte jüngst eine Anhebung von 8 Cent auf 25 Cent pro Bierflasche sowie von 1,50 Euro auf 5 Euro pro Kasten. Ginge es nach ihm, dann würden demnächst zehn Euro Pfand für einen Kasten Bier anfallen. Was halten die Inhaber unterfränkischer Brauereien von seinem Vorschlag?
Nicht abgegebene Bierflaschen und Kästen sind ein "finanzielles Defizit, das nicht zu schließen ist"
Seit Jahren werde in der Branche über das Pfandsystem diskutiert, sagt Max Göller von der Brauerei Göller. Die Brauerei in Zeil (Lkr. Haßberge) hat allein in diesem Jahr 9.000 neue Getränkekisten kaufen müssen. „Eine Kiste kostet über fünf Euro, das Pfand beträgt 1,50 Euro“, so der Juniorchef.
Das Gleiche bei der Glasflasche: „Für die Flasche fällt ein Pfand von acht Cent an, sie kostet im Einkauf aber rund 24 Cent. Auch da haben wir 7.000 Kästen mit jeweils 20 Flaschen neu bestückt.“ Mit jeder fehlenden Flasche und jedem fehlendem Kasten komme es zu einem „finanziellen Defizit, das nicht zu schließen ist“. Dies bestätigen auch andere unterfränkische Brauereien.
"Wir müssen ständig Flaschen nachkaufen", sagt Steffen Volk. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Martinsbräu in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Besonders hoch sei der Schwund bei den 0,33-Liter-Flaschen, die auch im Sixpack erhältlich sind. Für das Familienunternehmen bedeutet das zusätzliche Kosten, die eigentlich auf den Kastenpreis umgelegt werden müssten. "Das klappt aber nicht", so Volk. Deshalb brauche es laut ihm eine Lösung und die kann "nicht sein, dass wir nichts mehr verkaufen, das wäre die schlechteste Lösung."
Zu schaffen macht der Branche immer noch die Energiekrise, durch die die Preise für Glasflaschen stark gestiegen sind. "Die Glashütten haben teilweise ihre Wannen stillgelegt und wenn produziert wird, sind die Preise teurer", sagt Karl-Heinz Pritzl, Chef der Ochsenfurter Kauzen-Bräu. Für ihn ist deshalb klar: Es braucht eine Umstellung des Pfandsystems. In seinen Augen reicht aber bereits ein Pfand in Höhe von 15 Cent pro Flasche und zwei bis drei Euro pro Kasten aus.
Bei aller Forderung nach mehr Kostendeckung, fürchten viele Brauereien gleichwohl Verluste, wenn das Pfand zu einem bestimmten Stichtag erhöht würde. Kunden könnten dann für Flaschen, für die sie nur acht Cent bezahlt haben, 25 Cent zurückverlangen. "Da drohen erhebliche Verluste", erklärt Karl-Heinz Pritzl. Aus diesem Grund steht die Würzburger Hofbräu einer Pfanderhöhung zu einem festen Stichtag, wie sie auch der Verband der privaten Brauereien Bayern vorschlägt, skeptisch gegenüber. "Hinzu kommt, dass man den Konsumenten in schwierigen finanziellen Zeiten zusätzlich mit Pfanderhöhungen belasten würde", schreibt Produktmanager Mathias Klingbeil.
Diese Sorge teilt auch Steffen Volk. "Natürlich dürfen wir den Kunden nicht verschrecken. Ich weiß nicht, was sie sagen, wenn sie zehn Euro Pfand für einen Kasten zahlen müssten." Immerhin gebe es Kunden, die gleich zwei oder drei Kästen kaufen, dann summiere sich der Pfandbetrag.
Höheres Pfand auf Bierflaschen mit Bügelverschluss
Andreas Seufert von der Pax Bräu aus Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld) erhält für seine Ein-Liter-Bügelverschlussflaschen bereits ein höheres Pfand von einem Euro. "Bis vorletztes Jahr war es kostendeckend", sagt er, nun werde je Flasche 1,30 Euro im Einkauf fällig. Das ist problematisch, denn lediglich zwei Drittel der Flaschen kämen zurück und das, obwohl "es sich bei uns rentieren würde". Seufert denkt deshalb bereits über eine eigenständige Anpassung seines Pfandsatzes nach.
Doch warum verschwindet überhaupt so viel Leergut? Seufert schätzt, dass viele seiner Flaschen auf Partys mitgenommen und vergessen werden. Der Veranstalter gebe die Flaschen dann in großen Supermärkten ab und nicht immer landeten sie dann wieder bei kleinen Brauereien.
Fremdflaschen in Bierkästen sind ein Problem
Markus Volpert, Verkaufsleiter von Volpert Getränkelogistik in Zell (Lkr. Würzburg), hat eine weitere Erklärung: "Der Normalpreis von einem Bierkasten wird immer weniger akzeptiert und bezahlt." Kundinnen und Kunden kauften im Angebot mehrere Kästen und lagerten diese im Keller. Ein höheres Pfand könnte das ändern, hätte aber Nachteile für den Handel. "Wenn die Bierkästen nun zehn Euro wert sind, macht es einen Unterschied für uns, was an Kapital gebunden ist. Wir hätten dann mehr Druck, die Flaschen zu sortieren." Letztlich werde die Leergutsortierung dann noch aufwendiger.
Denn zu der Differenz zwischen Anschaffungs- und Pfandwert kommen weitere Schwierigkeiten bei der Mehrwegflasche: „Die Kästen kommen oft unsortiert zurück und dann sind viele Fremdflaschen dabei. Der Aufwand ist riesig“, sagt Max Göller. Trotzdem: Die Mehrwegflasche ist für den Junior-Chef der Brauerei Göller der richtige Weg. „Sie ist die nachhaltigste Verpackung, denn sie wird bis zu 50-mal wieder befüllt und erzeugt keinen Müll.“ Auch deshalb habe die Brauerei erst kürzlich eine Flaschenreinigungsmaschine investiert, um bei der Reinigung Energie zu sparen.
Pfand bekommt man wieder, daher sollte eine Erhöhung die mindestens den Beschaffungspreis von Flaschen und Kästen deckt keinen Verbraucher weh tun!
Und ein weiteres Problem: Diese hippe Bügelflasche!
Sorry: Das Konzept hatte schon vor über 40 Jahren keine Zukunft mehr, weil man diese Flaschen mit diesen Gummi-Dichtungen einfach nicht dicht bekommen kann. Die wesentlich bessere Innovation war der Kronkorken.
Um ein paar Marken zu nennen: Mönchshof-Radler, Keiler, Flensburger...
Ich frage mich: Warum: Keiner braucht, und will diese Bügelflasche, bei der, gefühlt, jede fünfte Flasche im Kasten undicht ist, und nicht mehr gut schmeckt, wenn nicht sogar verdorben ist!
Ein weiterer Punkt ist die Normung von Flaschen: Der Gesetzgeber sollte endlich vorschreiben, wie eine Flasche mit den gängigen Größen 0,3l, 0,5l, 0,7l, usw., auszusehen hat, so dass es egal ist, welche Flasche, welchen Herstellers, in einem Kasten steckt.
Das ließe sich doch wirklich leicht lösen.
Was jedoch beim Bier auch nicht vergessen werden darf ist eine in den letzten Jahren zunehmende Vielfalt verschiedener Kästen und Flaschen, welche nicht so einfach gegeneinander getauscht werden können.
Einfach Pfand auf entsprechenden, kostendeckenden Betrag erhöhen und gut ist.
Wegen Stichtag und Altleergut zu höheren Rückerstattungen wird man doch eine Lösung finden.
Einfach zu rechnen und dann gehts bei so manchem am Ende des Monats schnell zurück.
Ich bezeichne es als Frechheit, das Eigentum eines Anderen für andere Nutzung zu stehlen, nur weil es nicht geahndet werden wird.
Rauf mit dem Pfand und das richtig und auf einmal. Nach 14 Tagen ist die Plärrerei rum .
Ich bin dabei!!!
Wie oft finde ich hier im Viertel rumstehende Einkaufswagen, die mitgenommen und dann irgendwo stehen gelassen wurden, nach dem Motto "soll sich der Aldi doch seinen Karren selbst wieder suchen, wenn er ihn wieder haben will."
Der Euro drin ist solch Leuten egal (irgendwann fummelt ihn dann meist auch jemand raus), und oft sind's ja eh nur Plastikchips.
Ein kräftiges Pfand von, sagen wir mal 10 Euro (in Form einer Wertmarke wie etwa beim Becherpfand auf Festchen) würde solche Rücksichtslosigketen sicher deutlich verringern...
Wer seinen Kasten nimmer tragen kann soll halt nur nen halben nehmen.......