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Ochsenfurt
Inflation, Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise: Wird fränkisches Bier teurer?
Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine machen auch Brauereien zu schaffen. Wo die Probleme liegen und wie diese sich auf den Bierpreis auswirken.
Die Bierbrauer (von links) Martin Rank, Karl-Heinz Pritzl, Dietrich Oechsner, Peter Michael Himmel, Karl Wolf und Jacob Pritzl haben sich in Johanns Braustube in Ochsenfurt getroffen.
Foto: Anna-Lena Behnke | Die Bierbrauer (von links) Martin Rank, Karl-Heinz Pritzl, Dietrich Oechsner, Peter Michael Himmel, Karl Wolf und Jacob Pritzl haben sich in Johanns Braustube in Ochsenfurt getroffen.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Im vergangenen Jahr haben die Brauereien aus Ochsenfurt und Umgebung mehr Bier verkauft als 2021. Ein Trend, der deutschlandweit zu beobachten war, setzte sich damit auch in der Region fort. Gibt es am 23. April, dem Tag des Bieres, also Grund zu Feiern in der Branche? Nicht wirklich, wenn man die heimischen Brauer fragt.

"Unter Anbetracht der Umstände sind wir zufrieden, aber es ist nicht so wie früher", sagt Peter Michael Himmel, Geschäftsführer der Brauerei Kesselring in Marktsteft. "Wir kämpfen jeden Tag aufs Neue, um damit zurechtzukommen." Denn das Absatzplus trüge. Zwar sei mehr Bier geflossen als im Vorjahr, doch das Niveau vor der Pandemie wurde noch nicht wieder erreicht.

Mit solch gemischten Gefühlen steht Himmel nicht alleine da. Beim Brauer-Treffen in Ochsenfurt überwiegen die auch bei den Inhabern der beiden örtlichen Brauereien, Karl-Heinz und Jacob Pritzl von der Kauzen-Bräu und Dietrich Oechsner von der Oechsner-Brauerei sowie bei Martin Rank von der Brauerei Düll in Gnodstadt und Karl Wolf aus Rüdenhausen.

Steigende Preise in allen Bereichen

"Probleme gibt es eigentlich genug", sagt Karl-Heinz Pritzl. Viele davon hätten mit dem Krieg in der Ukraine und der hohen Inflation der vergangenen Monate zu tun. "Es vergeht kein Tag, an dem keine Preiserhöhung von irgendwas ins Haus geflattert kommt", bestätigt Himmel. Kronkorken nennt Pritzl als Beispiel. Auf die gebe es jetzt einen Energieaufschlag von 40 Prozent. Auch der Preis für Biergläser, die es früher für 1,40 Euro gab, läge jetzt bei mehr als fünf Euro, sagt Karl Wolf von der Brauerei Wolf.

"Die Sorge lässt einen in solchen Zeiten nicht los, weil man die Verantwortung für ein Unternehmen und die Mitarbeiter hat", sagt Dietrich Oechsner. "Wir sind alle kleine Handwerksbetriebe", fügt Himmel hinzu. "Wenn wir das eins zu eins umlegen würden, wäre es schwierig, unser Bier noch loszukriegen."

Biertrinker müssen mehr Geld hinlegen

Trotzdem: Um eine Preissteigerung kommen Biertrinkerinnen und Biertrinker nicht herum. Für einen Kasten Bier müssen Verbraucher in diesem Jahr laut Himmel im Handel etwa einen Euro mehr hinlegen. Oechsner spricht von einer Erhöhung um 6,5 Prozent.

Neben den gestiegenen Rohstoffpreisen in nahezu allen Bereichen seien auch Lieferengpässe zuletzt ein Problem gewesen. Das betreffe etwa die Kohlensäure, berichten die Brauer. Die ist für die Abfüllung des Bieres in Fässer und Flaschen notwendig und fällt in der Düngerindustrie als Nebenprodukt an.

Weil in dieser Branche im vergangenen Jahr wegen zu hoher Energiekosten zum Teil die Produktion heruntergefahren wurde, sei es für Brauereien schwierig gewesen, an die benötigte Kohlensäure zu kommen, sagt Peter Michael Himmel. "Wir mussten unsere Leute auch mal einen Tag in den Zwangsurlaub schicken, sind aber noch glimpflich davon gekommen. Es gab auch etliche Brauereien in Franken, die tageweise stillstanden." Der Geschäftsführer von Kesselring befürchtet, einen solchen Engpass könne es im Sommer wieder geben.

Lob für die Treue der heimischen Biertrinker

Zusätzlich habe die Insolvenz der Malzfabrik Schubert die Brauereien in Unterfranken getroffen, sagt Karl Heinz Pritzl. "Günstigere Verträge wurden nicht mehr erfüllt und wir mussten teilweise Malz zum doppelten Preis nachbestellen." Wegen solcher Entwicklungen werde es immer schwieriger, im Preiskampf mit den Großbrauerein zu bestehen, sagt der Seniorchef der Kauzen-Bräu.

Lob gibt es vonseiten der Brauer allerdings für die Biertrinker in der Region. "In Franken sind die Verbraucher sehr heimatverbunden", sagt Peter Michael Himmel. Viele blieben den regionalen Bieren treu, auch wenn sie dafür zwei oder drei Euro mehr für einen Kasten hinlegen müssen.

Feste und Gastronomiebetrieb können wieder stattfinden

Auch dass Feste und Gastronomiebetrieb nach der Corona-Krise nun endlich wieder in normalem Umfang stattfinden können, spiele der Branche in die Hände, sagt Jacob Pritzl. Er spricht von einer "Zeit der Umstellung". Allerdings seien Feste kein Garant für großen Umsatz und noch dazu wetterabhängig, merkt Martin Rank an. Nach Angaben der Brauer entfallen derzeit etwa 80 Prozent des Absatzes auf den Handel, 20 Prozent werden in der Gastronomie ausgeschenkt.

Trotz allem: Unterkriegen lassen wollen sich die Brauer aus der Region nicht. "Wir haben hier ein Jahrhunderte altes Handwerk. Das hat schon viele Krisen überstanden", sagt Peter Michael Himmel. Und ein schöner Sommer könnte auch die Laune in der Branche heben, da sind sich alle Brauer einig.

 
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