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Würzburg/Ochsenfurt/Distelhausen
Ohne Kohlensäure kein Bier: Das sind die Folgen für die Brauereien in Würzburg und der Region
Durch die hohen Energiekosten wird für Brauereien die Kohlensäure knapp. Was sagen Hersteller aus Würzburg, Ochsenfurt und Distelhausen und was heißt das für den Bierpreis?
Noch haben Sie Kohlensäure fürs Bierbrauen: Karl-Heinz Pritzl (rechts) und sein Sohn Jacob Pritzl, Inhaber der Kauzen Bräu Brauerei in Ochsenfurt.  
Foto: Thomas Obermeier | Noch haben Sie Kohlensäure fürs Bierbrauen: Karl-Heinz Pritzl (rechts) und sein Sohn Jacob Pritzl, Inhaber der Kauzen Bräu Brauerei in Ochsenfurt.  
Christoph Sommer
 und  Simon Bald
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:17 Uhr

Die hohen Energiepreise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine haben viele Effekte. Jetzt wird für Getränkehersteller die Kohlensäure knapp. Auch Brauereien haben damit zu kämpfen. Immer mehr Hersteller müssten ihre Produktion erheblich einschränken, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund. In Kaufbeuren soll bereits die erste Brauerei ihre Produktion ganz eingestellt haben. Wie ist angespannt ist die Lage bei den Brauereien in Würzburg und in der Region? Ist noch genügend Kohlensäure da? Und für was wird die eigentlich gebraucht?  

Darum brauchen die Brauereien Kohlensäure

Wie Dietrich Oechsner von der Oechsner Brauerei in Ochsenfurt erklärt, entsteht beim Bierbrauen zwar während der Gärung natürliche Kohlensäure, man brauche allerdings zusätzliches CO₂ in der Abfüllung: "Um die hohe Qualität von unserem Bier zu gewährleisten, führen wir mit der Kohlensäure den Sauerstoff ab, um Geschmacksveränderungen durch Oxidation zu verhindern".

Kohlensäure ist knapp: Der Ochsenfurter Brauerei-Chef Dietrich Oechsner erklärt, welche Folgen das für das lokale Bier haben kann.
Foto: Ralf Dieter | Kohlensäure ist knapp: Der Ochsenfurter Brauerei-Chef Dietrich Oechsner erklärt, welche Folgen das für das lokale Bier haben kann.

Wie in vielen anderen Brauereien werden bei Oechsner nicht nur Biere, sondern auch nicht-alkoholische Getränke wie Limonaden hergestellt. Weil gerade Limonade schon in der Herstellung Kohlensäure brauche, sei dieser Bereich stärker von der Knappheit betroffen, sagt Oechsner. 

Der Grund für die Knappheit: Die flüssige Kohlensäure ist ein Nebenprodukt in der Herstellung von Ammoniak-Düngemittel, sagt der Diplombraumeister. Und diese Produktion sei stark von der Energiekrise betroffen: "Unsere Lieferanten haben momentan große Probleme mit Nachschub, weil die Düngerproduktion europaweit quasi eingestellt wurde."

Zukünftige Versorgung mit Kohlensäure ist bei Brauerei in Ochsenfurt ungewiss

"Wir haben noch Kohlensäure", sagt Dietrich Oechsner, "aber darüber, ob die nächste Lieferung wirklich kommt, kann uns der Lieferant keine Auskunft geben". Der europaweite Mangel hat auch seine Brauerei in Alarmbereitschaft versetzt: "Wir arbeiten jetzt an einem Notfallplan für den Fall der Fälle." Der sehe zum Beispiel vor, in bestimmten Produktionsschritten das CO₂ durch Stickstoff zu ersetzen.

"Wir arbeiten jetzt an einem Notfallplan für den Fall der Fälle."
Dietrich Oechsner, Chef der Ochsenfurter Brauerei Oechsner

"Glücklicherweise kann unser Lieferant noch liefern", sagt Jacob Pritzl, Geschäftsführer von Kauzen Bräu in Ochsenfurt. "Aber die Situation kann sich täglich ändern". Die CO₂-Tanks von Kauzen Bräu würden ab einem bestimmten Pegelstand automatisch vom Zulieferer aufgefüllt. Das geschehe derzeit zwar noch, sagt Pritzl. Allerdings werde der Tank der Brauerei nicht mehr vollständig gefüllt.

Auf Nachfrage der Redaktion erklärt die Würzburger Hofbräu, dass sie momentan von der Knappheit nicht betroffen sei: "Nach Rücksprache mit unserer Technik haben wir aktuell keine Engpässe bei der Kohlensäure-Versorgung", sagt Matthias Klingbeil, Produktmanager der Würzburger Hofbräu AG, die zur Kulmbacher Brauerei AG gehört.

Distelhäuser Brauerei: Kohlensäure auch fürs Zapfen nötig

Man müsse die beiden Verwendungszwecke von Kohlensäure unterscheiden, sagt ein Sprecher von Distelhäuser in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis): Zum einen wird sie in der Getränkeherstellung eingesetzt - bei der Abfüllung und bei der Versetzung der Getränke mit Sprudel. Zum anderen brauche man sie beim Ausschank in Zapfanlagen.

Diese Kohlensäureflaschen, die man zusammen mit dem Bier an Kunden in der Gastronomie vertreibe, seien noch knapper als das CO₂ für den Herstellungsprozess, heißt es bei Distelhäuser. Besonders stark betroffen seien also Restaurants, Bars und Kneipen. Die Brauerei in Distelhausen komme selbst noch gut mit der Knappheit zurecht. Man arbeite im Betrieb mit CO₂-Rückgewinnung, das sei momentan Gold wert. Allerdings werde diese Gärungskohlensäure nur als sogenanntes Schubmittel genutzt, damit das Bier beim Abfüllen nicht überschäumt. Für die alkoholfreien Getränke müsse der Rohstoff zugekauft werden, sagt der Sprecher der Brauerei.

Wie entwickeln sich die Bierpreise?

Wie die gesamte Volkswirtschaft sind auch die Brauereien von den enormen Preissteigerungen betroffen. "Auch Kronkorken, Schraubverschlüsse und Reinigungsmittel, weil die direkt am Ölpreis hängen, sind extrem teuer geworden", zählt Dietrich Oechsner auf. Er gehe davon aus, dass die Preise für Bier tendenziell steigen werden. Und zugleich hofft er, dass sich die Situation bei den Energiepreise in naher Zukunft entspannt und wieder mehr Kohlensäure auf den Markt kommt – damit auch die Limonade weiter sprudeln kann.

 
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  • P. K.
    Wie wurde eigentlich Bier gebraut und abgefüllt bevor es CO2 in Stahlflaschen gab?
    Im Reinheitsgebot, auf das fast alle Brauer in Deutschland heilige Meineide schwören, steht jedenfalls nichts von CO2 als erlaubtem Hilfsmittel. Mit klein wenig Luft anstelle CO2 in der Flasche würde das Mindesthaltbarkeitsdatum eventuell etwas sinken. Eventuell würde das Bier nur natürlicher schmecken.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Oh, Sie wollen nicht wissen, was beim Brauen heutzutage noch alles für Hilfmittel verwendet werden.
    Das Reinheitsgebot legt man sich so aus, wie man es gerade braucht.
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  • D. E.
    Eine leere Bier-Flasche muss beim Prozess des Abfüllens unter Druck sein. Ohne Druck würde das Bier beim Einfüllen nur schäumen. Und den Druck können sie nur mit CO2 erzeugen. Würden sie bspw. normale Druckluft nehmen, würde das Bier in wenigen Tagen in der Flasche schlecht.
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  • H. M.
    Ich rege an, dass Sie sich mal für eine Brauereibesichtigung anmelden. Da erfahren Sie solche Sachen und noch mehr.
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  • J. H.
    Bier wird häufig durch Plastikgranulat gefiltert. Da möchte man auch nicht genau wissen, was da alles an Mikroplastik und Weichmachern im Bier verbleibt.

    Trotzdem ist das alles noch gemäß dem Reinheitsgebot. Wie viele andere Gesetze auch, sind die Grenzen auslegbar. Vor allem jedoch ist es ein Marketinginstrument.
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  • G. K.
    Ist aber schon ein bisserl absurd, oder?

    Wir verändern das Klima unseres Planeten, weil alleine Deutschland irgendwas um die 800 Millionen Tonnen(!) CO2 pro Jahr(!) in die Atmosphäre bläst …

    Aber weil wir nicht genug davon haben, können wir kein Bier mehr zapfen … !?

    Kann man sich ja nicht ausdenken …
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  • H. M.
    Bei den Kommentaren von letsgo101 und guugelfisch offenbaren sich ziemlich große Wissenslücken. Vielleicht sollte man sich Informationen von verschiedenster Seite holen. Es war übrigens von Anfang an klar, dass die Sanktionen gegen Russland mit seinem teuflischen Diktator erst zeitverzögert wirken! Es war auch von Anfang an klar, dass wir die Sanktionen in ganz Europa spüren werden. Viele Sanktionen wirken nun. Da kann der Kriegstreiber P. lügen wie er will. Den Vogel hat aber guugelfisch abgeschossen, in dem er/sie den Krieg als einen außereuropäischen Krieg bezeichnet!
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  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • H. M.
    Was soll sich dadurch ändern?
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  • K. S.
    Ich kann es langsam nicht mehr hören und lesen. "Die hohen Energiepreise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine " sind von unserer Politik gemacht. Sanktionen gegen Russland die kaum Wirkung in Russland zeigen, aber gewaltig bei uns. Also warum schiebt man die Schuld immer Russland und der Ukraine in die Schuhe ? Die Schuld liegt alleine bei unserer Regierung. Dieser Regierung stünde es auch Gut ihre Entscheidungen/Sanktionen zu überdenken bzw. abzuändern. In Deutschland haben viele Unternehmen inzwischen Insolvenz beantragen müssen. Die breite Bevölkerung leidet unter den explodierenden Kosten. Aber immer unter den Argumenten des Krieges. Niemand will sehen wer wirklich die Schuld an allem trägt !
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  • D. E.
    Die Sanktionen gegen Russland wurden EINSTIMMIG in der EU beschlossen.
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  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • M. C.
    Uff wo fängt man da an.
    Am Besten mal etwas über parlamentarische und repräsentative Demokratie lesen. Danach kann man nochmal schauen welche Demokratieform wir in Deutschland haben.
    Abschließend nochmal auf die Landkarte schauen und prüfen welche Länder zu Europa gehören.
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  • D. E.
    Bleiben Sie ruhig sitzen wenn Ihr Nachbar verprügelt wird und schauen nur zu?
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  • R. Ö.
    Sie haben wohl gar keine Ahnung, wie? Europa geht bis an das Uralgebirge und das ist noch weit entfernt von der Ukraine!!!🙈🤦‍♂️🤔
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  • J. H.
    Das ist kein außereuropäischer Krieg. Die Ukraine gehört geographisch zu Europa. Sie werfen hier bunt EU und Europa durcheinander. Das ist nicht ein und dasselbe.
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  • K. S.
    Wenn man so einen Kommentar schreibt dann sollte man auch wissen das die Ukraine zwar zu Europa gehört, jedoch nicht in der EU ist !
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  • R. Ö.
    Das hat ja auch niemand behauptet!
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  • G. L.
    @letsgo101:
    "...Ich kann es langsam nicht mehr hören und lesen..."

    Welche Medien kommunizieren Sie denn, um auf solch unsinnige Ansichten zu kommen?
    Selbstverständlich ist Russland als Kriegstreiber schuld und muss sanktioniert werden, was auch Wirkung zeigt.

    Wer schiebt denn Ihrer Meinung nach der Ukraine die Schuld in die Schuhe? Russland oder wer? Haben Sie eigentlich auch einen russischen Pass?
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  • A. V.
    Ich kann nicht verstehen, wie jeder der sich über die aktuellen Geschehnisse Gedanken macht, die jenseits der allgemeinen Berichterstattung liegt, als Russlandfreund, Putinversteher oder ähnliches abgetan wird. Die Dinge auf der Welt sind komplexer als hier "gut" dort "böse"
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