Trotz der warmen Sommerferien dürfte es manche Schülerinnen und Schülern jetzt schon frösteln, wenn sie an den Schulstart im September und den Winter in möglicherweise wenig beheizten Klassenzimmern denken. Weil über die Pipeline Nord Stream 1 immer weniger Gas ankommt, streiten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft darüber, wer im Winter mit den knappen Mengen vorzugsweise versorgt werden soll. Laut dem Gas-Einsparplan der Bundesregierung sollen Schulen zwar priorisiert mit Gas versorgt werden, aber ist diese Versorgung auch wirklich gewährleistet? Oder droht Schülerinnen und Schülern ein kalter Winter? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wer ist für die Ausstattung der Heizsysteme in den Schulen zuständig?
Was die Bereitstellung, Einrichtung, Ausstattung, Bewirtschaftung und Unterhaltung der Schulen betrifft, sind in Bayern die Kommunen als Schulaufwandsträger zuständig, erklärt eine Sprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus auf Anfrage dieser Redaktion. "Das betrifft auch die Heizungssysteme der Schulen." Für Privat- oder kirchliche Schulen sind die jeweiligen Träger selbst verantwortlich. Laut dem Energiewirtschaftsgesetz der EU müssen die Gasversorger garantieren, dass Schulen und Verwaltungen mit Gas versorgt werden, so die Sprecherin.
Wie viele Schulen in Unterfranken heizen mit Gas?
In den unterfränkischen Städten und Landkreisen Würzburg, Schweinfurt, Main-Spessart, Kitzingen, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge gibt es 137 staatliche Schulen, die sich unter der Trägerschaft der Landratsämter und kreisfreien Städten befinden. Das hat eine Auswertung dieser Redaktion über Anfragen an die Kommunen ergeben. Rund 57 dieser Schulen sind noch auf eine Versorgung mit Gas angewiesen. Sechs Schulen werden mit einem Hybridsystem aus Hackschnitzeln und Gas beheizt.
In welchem Landkreis sind noch besonders viele Schulen auf Gas angewiesen?
Viele Schulen, die von einer Gasversorgung abhängig sind, gibt es im Landkreis Haßberge. Acht von elf Gebäuden, also rund 70 Prozent aller Schulen in diesem Landkreis, sind mit einem Gassystem ausgestattet. Eine der acht Schulen, die auf Gas angewiesen ist, ist das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern. Schulleiter Martin Pöhner rechnet zum derzeitigen Zeitpunkt nicht mit einer Gasunterversorgung seiner Schule.
"Ich gehe davon aus, dass Schulen bei der Gasversorgung Priorität haben", sagt Pöhner. Sollte es dazu kommen, dass er die Temperaturen dennoch senken müsse, sieht er seine Schule geübt, damit umzugehen: "Aufgrund des permanenten Lüftens in der Corona-Zeit, was die Temperatur in den Klassenzimmer im Winter bereits abgesenkt hat, sind wir an den Schulen durchaus erprobt, mit etwas niedrigeren Zimmertemperaturen umzugehen." Eine kurzfristige Umstellung auf ein anderes Heizsystem halte er für unrealistisch.
In welchen Landkreisen werden keine Schulen mehr mit Gas beheizt?
In den Landkreisen Schweinfurt und Rhön-Grabfeld werden keine Schulen mehr über Gas versorgt. Vereinzelt heizen manche Schulen noch mit Öl, wie die Berufsfachschule für Bildhauer in Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld). Im Zuge der Sanierung der Schule soll auch das Heizsystem erneuert und umgerüstet werden, erklärt Julia Weber, Pressesprecherin des Landratsamtes Rhön-Grabfeld.
"Im Landratsamt Rhön-Grabfeld wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit der Frage einer möglichen Gasknappheit und deren Auswirkungen auf die Landkreisliegenschaften beschäftigt", sagt Weber. Man wolle mittel- bis langfristig alternative Heizsysteme fördern. Entsprechende Konzepte seien noch in der Vorbereitung.
Wie bereiten sich Schulen im Landkreis Haßberge auf eine mögliche Gasknappheit vor?
Im Landkreis Haßberge heizen acht von elf Schulen, die unter der Trägerschaft des Landratsamtes stehen, mit Gas, schreibt Pressesprecherin Monika Göhr auf Anfrage der Redaktion. Die restlichen drei heizen zumindest teilweise mit Pellets oder werden durch Biogas mit Wärme versorgt. Alternativen zur Gasversorgung gebe es laut Göhr nicht und seien auch nicht geplant.
Wie gut sind die Schulen in Würzburg auf den Winter vorbereitet?
In der Stadt Würzburg macht sich die Verwaltung Gedanken darüber, wie die Schulen in den Winter kommen, sagt die 3. Bürgermeisterin Judith Jörg. Auch in Würzburg sind vergleichsweise viele Schulen von der Gasversorgung abhängig. Im Stadtgebiet liegen 92 Schulen, 45 davon befinden sich in städtischer Aufwandsträgerschaft. Ein Drittel dieser Schulen ist an die Fernwärme angeschlossen, der Rest sei vom Gas abhängig, so Jörg. "Wir versuchen Notfallpläne zu erarbeiten, um möglichst allen Schülern gerecht zu werden."
Von den elf Schulen im Landkreis Würzburg werden laut Landratsamt Würzburg mindestens fünf über das Gasnetzwerk versorgt.
Wie sieht es mit den Schulen in Main-Spessart aus?
In Main-Spessart hängen noch vier von 13 Schulen am Gasnetz. Vier weitere werden in Teilen mit Öl beheizt. Allerdings würden alle Landkreis-Schulen im Spessart derzeit mit Bypass-Leitungen versehen - oder sind es bereits -, um die Einspeisung alternativer Energie in die Heizsysteme zu ermöglichen, schreibt Pressesprecher Markus Rill.
Wie ist die Lage an den Schulen in Stadt und Landkreis Kitzingen?
Im Landkreis Kitzingen wurden in den vergangenen 22 Jahren rund 67 Millionen Euro in den Schulbau investiert, schreibt Pressesprecherin Corinna Petzold-Mühl. Von den derzeit acht Schulen unter der Trägerschaft des Landkreises werden sechs mit der Wärme aus Hackschnitzelanlagen versorgt. Das Holz dafür kommt von der Forstbetriebsgemeinschaft Kitzingen.
Die Realschule Dettelbach mit Hallenbad ist die letzte Schule in der Trägerschaft des Landkreises Kitzingen, deren Wärmeversorgung zu 100 Prozent auf Gas basiert. Um die Versorgung dennoch zu garantieren, hat sich der Landkreis dazu entschieden, die Schule mit einer mobilen Hackschnitzelanlage auszustatten. 210.000 Euro stellt der Landkreis dafür zur Verfügung. Laut Pressesprecherin Petzold-Mühl solle diese noch vor dem Winter in Betrieb genommen werden.
Wie sieht es an den Schulen in Schweinfurt aus?
Auch die Stadt Schweinfurt setzt für die Übergangszeiten beim Umbau von Heizanlagen bereits mobile Heizsysteme ein, schreibt Pressesprecherin Kristina Dietz. Etwa 84 Prozent der städtischen Schulen werden mit der Fernwärme der Stadtwerke beheizt. Von den 22 Schulen, für die die Stadt zuständig ist, sind drei auf die Versorgung mit Gas angewiesen.
Wie gut sind die Schulen in Stadt und Landkreis Bad Kissingen vorbereitet?
Viele Schulen, so auch die im Landkreis Bad Kissingen, sind überwiegend in den 70er und 80er Jahren erbaut worden und nur teilweise generalsaniert, erklärt Nathalie Bachmann, Pressesprecherin des Landratsamts. Die Auswertung der Redaktion zeigt, dass viele Schulen jedoch erst im Zuge einer Generalsanierung auf ein alternatives Heizsystem umgestellt werden.
Grund dafür ist, dass bei einer Umrüstung auch der Gebäudebestand eine entscheidende Rolle spielt, so Bachmann. "Generell gilt: Bestandsgebäude auf regenerative Energien umzurüsten, bedingt in den meisten Fällen eine Betrachtung des gesamten Gebäudes sowie dessen Gebäudehülle." In Bad Kissingen werde derzeit eine Umrüstung der letzten fünf vorhandenen Brenner von Gas auf Öl überprüft. Langfristig seien regenerative Energien das Ziel.
Eine kurzfristige Umstellung der Schulen auf andere Heizsysteme gestaltet sich oft schwer - auch weil es an Platz, Geld oder Zeit mangelt, sagt auch Würzburgs Bürgermeisterin Judith Jörg.