Schon lange steht sie ungenutzt am Rande der Veitshöchheimer Straße. man fährt daran vorbei und beachtet sie kaum. An diesem Dienstag nun will der Umwelt- und Planungsausschuss des Stadtrates eine neue Runde für die künftige Nutzung der Frankenhalle einläuten. Ein Investorenangebotsverfahren soll bringen, was seit dem Umzug der Viehversteigerungen im Jahr 1999 nach Dettelbach nicht gelungen ist: Eine neue Nutzung für die alte Halle.
Seit zwei Jahren gebe es vermehrt Anfragen seitens privater Investoren, das Areal zu erwerben und mit neuen Nutzungen und Konzepten zu versehen, heißt es zur Begründung in der Sitzungsvorlage. Aus den im Rahmen des Wettbewerbs eingegangenen Angeboten soll die Verwaltung dann Vergabevorschläge erarbeiten, die den städtischen Gremien zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden.
Zeitnah umsetzbare Pläne vorlegen
Die Bedingungen: Die Bewerber müssen in der Lage sein, den Mindestpreis von 1,95 Millionen Euro zahlen zu können. Den hatte ein städtischer Gutachter 2017 ermittelt. Zweite Bedingung ist ein schlüssiges Gesamtkonzept, das sich an den städtebaulichen und nutzungsspezifischen Vorgaben der Auslobung orientiert. Diesem Konzept muss auch der Denkmalschutz zustimmen. Und: Die Bewerber müssen erklären, wie sie ihre Pläne zeitnah umsetzen können.
Besonders Letzteres mag vielen Würzburgern am Herzen liegen. Denn seit der Quasi-Stilllegung der Halle 1999 ist einiges geplant und angedacht, aber nichts davon verwirklicht worden. 2003 wurde die Halle aus den Jahren 1927/28 unter Denkmalschutz gestellt, 2009 wurde den Holzwürmern, die einen großen Teil der alten Holzkonstruktion befallen hatten, von einer Spezialfirma mittels Begasung zu Leibe gerückt. Die Maßnahme kostete 100 000 Euro. Mit weiteren 130 000 Euro wurde unter anderem das Dach grob abgedichtet. Anschließend sollte die alte Halle zur Ausweichspielstätte des Mainfranken Theaters umgebaut werden. Doch diese Pläne waren im Mai 2013 im Stadtrat an den Kosten gescheitert. Zuletzt hatte Alt-OB Georg Rosenthal in seiner Eigenschaft als SPD-Abgeordneter im Bayerischen Landtag im Dezember 2016 gefordert, dass das Thema Frankenhalle wieder auf die Agenda des Stadtrats gesetzt wird. Auch eine Nutzung als Ersatz für die Posthalle, die bald Hotels und Wohnbauten weichen muss, scheint wegen der benachbarten Wohnnutzung problematisch.
Reiz und Anziehungskraft des Quartiers steigern
Ziel der neuen Nutzung soll es sein, den Reiz und die Anziehungskraft des Quartiers Alter Hafen zu steigern, heißt es in der Ausschreibung. Gewünscht ist laut Auslobungstext ein Nutzungsmix, der die Architektur der Halle zugänglich macht und mit den benachbarten Nutzungen Synergien herstellt. „Ein lebendiges Kultur- und Kreativquartier muss ein breites Spektrum unterschiedlicher Angebote und Nutzungen wie Kultureinrichtungen, Gastronomie, Orte der Arbeit und Wohnraum kombinieren“, heißt es weiter.
Gefragt seien daher Konzepte, die das Quartier aufwerten, dessen Nutzungen ergänzen und sich gleichzeitig mit der vorhandenen Bahnlinie und den benachbarten Wohnnutzungen vertragen.
Frühere Konzepte sahen vor, einzelne Teile des denkmalgeschützten Ensembles aus Halle, Verwaltungsbau und Stallungen abzureißen und durch Neubauten zu ergänzen, da die Halle für sich alleine bereits Denkmaleigenschaft besitzt. Dies soll jetzt auch im Investorenwettbewerb möglich sein. Allerdings müssten Abriss und Neubauten stets mit der Denkmalpflege abgestimmt und genehmigt werden, so die Vorgabe. Zudem sollen die Nutzungen innerhalb des künftigen Vorhabens größtmögliche Barrierefreiheit gewährleisten. Erhalten werden sollen auf jeden Fall auch zumindest Teile der historischen hölzernen, an ein Amphitheater erinnernden Bestuhlung.
Wenn nichts gefällt, wird nichts verkauft
Die Ausschreibung soll öffentlich erfolgen. Allerdings will man sich bei der Stadt ein Hintertürchen offenlassen: Aus der Ausschreibung kann nicht auf den Abschluss eines Kaufvertrags geschlossen werden, heißt es in der Vorlage. Sprich: Wenn nichts gefällt, wird nichts verkauft.
Ob es dieses Investorenangebotsverfahren geben wird, beschließt endgültig aber erst der Stadtrat in seiner Sitzung am 1. März.
Die Frankenhalle
Das Gebäude der Frankenhalle diente bis Ende der 90er Jahre ausschließlich als Viehversteigerungs- und Veranstaltungshalle. In der Vor- und Nachkriegszeit sind dort zahlreiche Reden von namhaften Politgrößen gehalten worden. Internationale Superstars der Rock- und Popgeschichte gaben sich ein Stelldichein. Bands wie Black Sabbath, ACDC gaben dort Konzerte.
Die bestehenden Gebäudeteile wurden von den Architekten Kärrlein und Jäger geplant und in den Jahren 1927/28 errichtet. Geprägt wird das Ensemble durch das denkmalgeschützte, zweigeschossige an der Veitshöchheimer Straße liegende Verwaltungsgebäude mit Walmdach (Baujahr 1927/28) und die hinter dem Verwaltungsgebäude mit Durchgang verbundenen, ebenfalls denkmalgeschützten Auktionshalle, bestehend aus einer stützenfreien Holzbinderkonstruktion mit zirkusähnlicher Arena und fester hölzerner Zuschauertribüneneinrichtung.
Die Tribünen fassen ca. 800 Sitzplätze und ca. 600 Stehplätze (Baujahr 1927/28). Die Auktionshalle selbst ist mit einem Dach, das von einer stützfreien Holzkonstruktion getragen wird, gestaltet. Dem Zweck der Halle entsprechend, befindet sich hier eine durch eine Holzbrüstung umgebene Arena. Dahinter schließt eine lang gestreckte eingeschossige Stallhalle (Baujahr 1927/28) mit Seitenflügel (Baujahr 1959), sowie einem Verwaltungsgebäude (Baujahr 1928, Generalsanierung 1978) an.
Bereits 1999 hatte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in einem Gutachten festgestellt, dass die Frankenhalle eine der wenigen überhaupt noch weitgehend unverändert erhaltenen landwirtschaftlichen Ausstellungs- und Viehversteigerungshallen in Bayern ist. Nach einer Besichtigung im Jahre 2008 wird die Denkmalschutzwürdigkeit der Frankenhalle samt vorgelagertem Verwaltungsgebäude bestätigt und nochmals deutlich gemacht, dass insbesondere die festen Holztribünen und die offene Dachkonstruktion mit Glasdach wesentliche Bestandteile des Denkmals sind. Quelle: Stadt Würzburg