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WÜRZBURG
Frankenhalle: An der Tribüne nagt der Wurm
Am Donnerstag muss der Stadtrat darüber entscheiden, ob und wieviel Geld er für den Erhalt der Frankenhalle ausgeben will. Alleine für die notwendigsten Arbeiten müssten rund 230 000 Euro aus dem Stadtsäckel fließen.
Die hölzernen Tribünen der Frankenhalle machen zusammen mit dem Deckenfachwerk einen Großteil des Flairs der Halle aus. Jetzt sitzt der Holzwurm in den Bänken. Für seine Beseitigung und die Sanierung der gröbsten Schäden sind 230 000 Euro veranschlagt.
Foto: FOTO Thomas Obermeier | Die hölzernen Tribünen der Frankenhalle machen zusammen mit dem Deckenfachwerk einen Großteil des Flairs der Halle aus. Jetzt sitzt der Holzwurm in den Bänken.
Von unserem Redaktionsmitglied ERNST LAUTERBACH
 |  aktualisiert: 14.12.2008 16:17 Uhr

So hält ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Kurz-Gutachten den Einbau von je einer sogenannten Zugstange pro Dachbinder für notwendig. Dadurch werde die Tragsicherheit der stützenfreien Holzkonstruktion des Daches auch bei Schnee zumindest für die nächsten drei Jahre gesichert. Um Besucher vor eventuell herabfallenden Stücken der Dachverglasung zu schützen, müsste ein engmaschiges Fangnetz eingebaut werden. Auch ist das Dach undicht und es regnet herein.

Verfall hinauszögern

„Diese vorgeschlagenen Maßnahmen sind aber alles nur Dinge, die den Verfall hinauszögern sollen“, sagt Matthias Kehl vom Würzburger Gutachter „Mittnacht beratendende Ingenieure (mbi)“. Am vernünftigsten sei es, das Dach gleich dauerhaft zu sanieren, was aber deutlich teurer wäre, so Kehl.

Denn dann müsste die durchnässte Innenschalung abgenommen werden, das Dach abgedichtet, eine Wärmedämmung angebracht und die Schalung erneuert werden, damit man die Halle später auch nutzen kann, so der Fachmann. Ansonsten müsse man Sachen doppelt in die Hand nehmen. „Wenn man jetzt nur das Dach abdichtet und dann später erst die Schalung erneuert und die Wärmedämmung anbringt, muss man die erneuerten Ziegel dazu ja wieder abnehmen“, erläutert er.

Das Schlimmste aber: In den Tribünenteilen aus Holz ist der Wurm drin. Das ist auch der größte Brocken in der Rechnung; alleine für die Begasung der Schädlinge wurden bislang rund 180 000 Euro veranschlagt. Für die anschließende Lagerung bis zum Wiedereinbau nach der endgültigen Sanierung stehen die Kosten noch gar nicht fest.

„Wenn man da nichts tut, werden die Holzbänke gefressen“, sagt Christian Brückner vom Ingenieurbüro Brückner und Brückner. „Wir ermitteln derzeit noch die wirtschaftlichste Lösung die Schädlinge dauerhaft zu beseitigen, bis zur Sitzung des Stadtrates wird es ein Ergebnis geben.“ Die Dringlichkeit sei sehr groß, aber noch bestehe die Möglichkeit, die Holztribünen zu retten. „Es wäre ja auch schade darum“, sagt Brückner, „denn sie gehören wie das Fachwerk auch zum Charakter der Halle.“

Die Frankenhalle wurde 1927 gebaut. Bis 1999 diente sie mit ihren 800 Sitz- und 600 Stehplätzen auf sieben Ebenen hauptsächlich als Viehversteigerungshalle. Aber auch als Festhalle wurde die Frankenhalle genutzt. So sprachen hier unter anderem Adolf Hitler, Konrad Adenauer und Franz Josef Strauß, es gab Modenschauen, Boxveranstaltungen und Konzerte der Rockbands Ten Years After und AC/DC.

Zuletzt wurde die Halle für Ausstellungen und die Lagerung des maroden Kiliansbrunnens genutzt. Versuche, die Halle auf Immobilienmessen an den Mann zu bringen scheiterten, gegen einen Abriss stemmt sich der Denkmalschutz.

 
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