Während seiner Amtszeit als Würzburger Oberbürgermeister hatte es vorübergehend den Anschein, als sei nach mühevoller jahrelanger Suche für die Frankenhalle in der äußeren Pleich endlich eine neue Nutzung in Reichweite. Doch die Pläne, die Halle während der Sanierung des Mainfranken Theaters als Ausweichspielstätte zu nutzen, wurden vom Stadtrat im Mai 2013 zunichte gemacht.
Jetzt fordert Alt-OB Georg Rosenthal in seiner Eigenschaft als SPD-Abgeordneter im Bayerischen Landtag, dass das Thema Frankenhalle wieder auf die Agenda des Stadtrats gesetzt wird.
Architektonisches Kleinod
„Die Frankenhalle am Kulturspeicher ist ein architektonisches Kleinod, das seinesgleichen sucht“, sagte Rosenthal kürzlich zu den Teilnehmern einer Denkmaltour durch Würzburg, an der unter anderem Reinhold Strobl, Mitglied im Bayerischen Landesdenkmalrat, Stadtheimatpfleger Hans Steidle sowie die Mitglieder der Kommission für Stadtbild und Architektur Bernhard Winking, Rebecca Chestnutt-Niess und Christiane Thalgott teilnahmen.
Begeistert von der einzigartigen Architektur der Trägerkonstruktion sowie der überragenden Akustik des von einer Holzkonstruktion ohne zusätzliche Stützen getragenen Raums reagierte Strobl mit Unverständnis auf den Bericht des Gastgebers Georg Rosenthal, dass sich seit der Ablehnung der Sanierung durch den Stadtrat nichts mehr getan hat, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD. Umso wichtiger sei es daher, dass die eindrucksvolle Halle wieder auf die Tagesordnung der Politik komme.
Halle für Kultur erhalten Mit ihren 350 bis 790 Sitzplätzen sei die Veranstaltungshalle bestens geeignet, um die in Würzburg grassierende Lücke für einen mittelgroßen kulturellen Veranstaltungsort zu schließen. „Das Orchester des Theaters und das Ballett waren von der Akustik und der besonderen Atmosphäre des Raums begeistert“, erinnert sich Rosenthal an den Vorschlag, hier eine Ausweichspielstätte für das Mainfranken-Theater zu errichten. Auch Architekt Winking war der Ansicht, dass die Frankenhalle ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in Würzburg sein sollte.
Baudenkmal ohne Nutzung
Die Frankenhalle sei nach dem Abriss des Luisengartens die einzige Halle, die aus der Vorkriegszeit erhalten sei – und zwar so, wie sie 1928 die Architekten geplant hatten. Die Stadt habe seither auf weitere Investitionen weitgehend verzichtet, erläuterte Stadtheimatpfleger Steidle den aktuellen Sachstand. „Ein Baudenkmal, das ohne Nutzung bleibt, ist jedoch dem sicheren Verfall ausgeliefert“, sagte Steidle
Nur einmal investierte die Stadt in den letzten Jahren einen größeren Betrag in den Erhalt der Halle. Da viele Teile der Holzkonstruktion vom Holzwurm befallen waren, wurde im Jahr 2009 eine Spezialfirma beauftragt, die mittels einer 100 000 Euro teuren Begasungsaktion den Würmern zu Leibe rückte. Damals stand im Raum, dass ein Umbau der Frankenhalle für das Theater möglicherweise schon im Jahr 2010 beginnen könnte.
Bis 1999 als Viehmakthalle genutzt
Kurz vor dem Ziel kam das Aus Die Planungen für die Frankenhalle waren seinerzeit bereits weit fortgeschritten: die Architekten Brückner & Brückner hatten einen durchgerechneten Entwurf vorgelegt. Auch baurechtlich stand dem Projekt nichts mehr im Weg. „Wir waren euphorisch und sind davon ausgegangen, dass es bald losgeht“, erinnerte sich Peter Wiegand von der Stadtverwaltung. Die Pläne verzichteten auf größere Eingriffe und sahen einen neuen Eingang an der Veitshöchheimer Straße in das bis 1999 als Viehmarkthalle genutzte Gebäude vor.
Obwohl die Halle auf dem Immobilienmarkt zum Verkauf stehe, täten sich kommerzielle Interessenten schwer, ein wirtschaftliches Konzept vorzulegen. „In Frage kommt nur eine öffentliche Nutzung“, ist Rosenthal davon überzeugt, dass das Konzept einer Veranstaltungshalle eine Wiedervorlage verdient. Deshalb setzt er sich dafür ein, den Landesdenkmalrat zu einer Sitzung nach Würzburg einzuladen. Das Thema könnten die 1950er Jahre sein: „Für die Zeit des Wiederaufbaus ist das kriegszerstörte Würzburg ein Musterbeispiel“, so Rosenthal.
Mit dem von der Diözese sanierten St. Burkardushaus und der weiterhin umstrittenen Mozart-Schule standen weitere hochkarätige Zeugen der Wiederaufbaujahre auf dem Programm der Denkmalroute. „Die qualitätvollen Bauten der 1950er Jahre werden immer weniger. Die Mozart-Schule nimmt einen besonderen Rang ein. Sie sollte unbedingt einer neuen Nutzung zugeführt werden“, konstatierte der Hamburger Architekt Bernhard Winking.
Oder bereitet R. gar eine Rückkehr nach Würzburg vor, weil er ahnt, dass seine Zeit in München abläuft? Noch einmal dürfte er bei der Nominierung die Jungen nicht mehr ausbremsen können......