Hätte die Verwaltung dem Stadtrat das Folgekosten-Gutachten für die Frankenhalle als Spielstätte des Mainfranken Theaters nicht nur als Bekanntgabe, über die nicht beschlossen wird, vorgelegt – dann wäre das Projekt wohl bereits am Donnerstag „gestorben“.
Denn eine politische Mehrheit, das zeichnete sich deutlich ab, gibt es für die Frankenhalle als Ausweichspielstätte nicht mehr. Die CSU-Fraktion sowie die kleinen Gruppierungen im Rat, insbesondere FDP und WL, lehnen das von der Verwaltung favorisierte Modell strikt ab. Damit haben sie gegenüber den Befürwortern SPD und Grüne deutlich die Oberhand.
Seit nunmehr fünf Jahren wird darüber diskutiert, wo das Theater spielen soll, wenn das Haupthaus generalsaniert wird. Von der Antwort auf diese Frage ist man nun genauso weit entfernt wie vom Beginn der überfälligen Theatermodernisierung an sich. Die wird zwar nach wie vor sowohl von Verwaltung wie Stadtrat gewollt. Doch wie die dann notwendige Ausweichlösung aussehen soll, bleibt unbeantwortet.
Nach aktuellen Kostenschätzungen werden Theatersanierung und theatergerechter Umbau der Frankenhalle zusammen 38 Millionen Euro kosten: 14 Millionen für den Umbau der Frankenhalle, 24 Millionen für die Theatersanierung. Viel zu viel, meinen die Kritiker, und angesichts der städtischen Kassenlage nicht finanzierbar. Aber auch die Folgekosten für die Halle – laut Gutachten zwischen 135 000 und 550 000 Euro – sind den Gegnern zu hoch.
Karl Graf (FDP) fürchtet, dass die angegebenen Kosten für das Gesamtpaket am Ende zu niedrig angesetzt seien, das zeigten Erfahrungen aus der Vergangenheit. Der Stadtrat müsse sich bewusst machen, wieviel Geld er für Kultur ausgeben wolle. „Wir können uns das einfach nicht leisten“, meinte Graf und sprach sich „für eine maßvolle Sanierung“ des Haupthauses aus. Deutlichen Widerspruch bekam er von Intendant Hermann Schneider für seine Bemerkung, das Theater habe keine veraltete Bühnentechnik. Schneider: „Die ist in einem miserablen Zustand.“
Christine Bötsch (CSU) nahm für ihre Fraktion in Anspruch, das Projekt Frankenhalle bislang „konstruktiv und kritisch“ begleitet zu haben. Dass das Theater mit mehr Vorstellungen in der neuen Spielstätte auch mehr Besucher bekomme, hielt sie nicht für einen Automatismus: „Es kommt auf die Qualität an.“ Wie Graf bezweifelte sie, dass der Kostenrahmen eingehalten werde. Auch gehe aus dem Gutachten hervor, dass der bisher angesetzte staatliche Zuschuss nicht wie angenommen 40 Prozent, sondern nur 25 bis 30 Prozent betragen werde.
CSU-Fraktionschef Thomas Schmitt wurde noch deutlicher: „Das Thema Frankenhalle kann und werde ich nicht mehr mitmachen.“ Und er fügte hinzu: „Diese Halle wird nicht kommen, weil wir sie nicht verantworten können.“ Die Stadt laufe Gefahr, sich finanziell zu überheben, wo doch schon „alle Veranstaltungen im Alten Hafen hochgradig subventioniert“ seien. Er warnte auch davor, das Theater Augenblick der Mainfränkischen Werkstätten für behinderte Menschen, die sich ebenfalls im Frankenhallen-Areal niederlassen möchten, zu eng an dieses Projekt zu binden.
Den Gegnern hielt Kulturreferent Muchtar Al Ghusain in einer (wahl-)kämpferischen Rede entgegen, dass die Verwaltung nur umsetze, was der Stadtrat beschlossen habe. Wenn es für die Frankenhalle keine Mehrheit mehr gebe, dann stehe die fünfjährige Diskussion wieder am Punkt Null. Für die Planungen seien bereits mindestens 800 000 Euro ausgegeben worden. Al Ghusain warnte vor großen zeitlichen Verzögerungen für die überfällige Theatersanierung, wenn jetzt alles umsonst gewesen sein sollte. Das Theater bleibe dann auch inhaltlich eine „traditionelle bildungsbürgerliche Einrichtung“, mit der sich keine neuen und jüngeren Besucher anlocken ließen.
Auf Nachfrage sagte der Kulturreferent am Freitag, dass er kurzfristig keine Gespräche mit den ablehnenden Gruppierungen führen werde. Dies mache keinen Sinn. Er sei „ein Stück weit ratlos“, wie man nun weiter vorgehen könne. Auch OB Georg Rosenthal war in der Sitzung eine Spur Ratlosigkeit anzumerken. Würde man sofort abstimmen, dann wäre dies zum Schaden der Stadt. Die Gegner nähmen zudem „billigend in Kauf wie das Denkmal Frankenhalle sehenden Auges zerstört wird“. Stadtbaurat Christian Baumgart hatte zuvor den Kritikern vorgeworfen, sie hätten in der gesamten Debatte „keine vernünftige Alternative“ aufgezeigt. Stattdessen lehnten sie gemeinsam erarbeitete Beschlüsse ab und machten Vorschläge, die mit anderen Planungen kollidierten.
Grünen-Fraktionschef Matthias Pilz forderte, die Gegner sollten ihre Alternativen auf den Tisch legen, damit man sie überprüfen könne. Bei einem Scheitern des Projekts drohe nicht nur der Abriss eines Denkmals, sondern Schaden für die gesamte städtische Kultur, argumentierte SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow.