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WÜRZBURG
Frankenhalle am Nullpunkt
Viehversteigerungshalle: So sah es in der Frankenhalle im Jahr 2006 aus. Bei der Debatte um die Nutzung als Spielstätte für das Mainfranken Theater ist man heute nicht viel weiter.ARCHIVFoto: OBERMEIER
| Viehversteigerungshalle: So sah es in der Frankenhalle im Jahr 2006 aus. Bei der Debatte um die Nutzung als Spielstätte für das Mainfranken Theater ist man heute nicht viel weiter.ARCHIVFoto: OBERMEIER
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:46 Uhr

Hätte die Verwaltung dem Stadtrat das Folgekosten-Gutachten für die Frankenhalle als Spielstätte des Mainfranken Theaters nicht nur als Bekanntgabe, über die nicht beschlossen wird, vorgelegt – dann wäre das Projekt wohl bereits am Donnerstag „gestorben“.

Denn eine politische Mehrheit, das zeichnete sich deutlich ab, gibt es für die Frankenhalle als Ausweichspielstätte nicht mehr. Die CSU-Fraktion sowie die kleinen Gruppierungen im Rat, insbesondere FDP und WL, lehnen das von der Verwaltung favorisierte Modell strikt ab. Damit haben sie gegenüber den Befürwortern SPD und Grüne deutlich die Oberhand.

Seit nunmehr fünf Jahren wird darüber diskutiert, wo das Theater spielen soll, wenn das Haupthaus generalsaniert wird. Von der Antwort auf diese Frage ist man nun genauso weit entfernt wie vom Beginn der überfälligen Theatermodernisierung an sich. Die wird zwar nach wie vor sowohl von Verwaltung wie Stadtrat gewollt. Doch wie die dann notwendige Ausweichlösung aussehen soll, bleibt unbeantwortet.

„Diese Halle wird nicht kommen, weil wir sie nicht verantworten können.“
Thomas Schmitt CSU-Fraktionschef

Nach aktuellen Kostenschätzungen werden Theatersanierung und theatergerechter Umbau der Frankenhalle zusammen 38 Millionen Euro kosten: 14 Millionen für den Umbau der Frankenhalle, 24 Millionen für die Theatersanierung. Viel zu viel, meinen die Kritiker, und angesichts der städtischen Kassenlage nicht finanzierbar. Aber auch die Folgekosten für die Halle – laut Gutachten zwischen 135 000 und 550 000 Euro – sind den Gegnern zu hoch.

Karl Graf (FDP) fürchtet, dass die angegebenen Kosten für das Gesamtpaket am Ende zu niedrig angesetzt seien, das zeigten Erfahrungen aus der Vergangenheit. Der Stadtrat müsse sich bewusst machen, wieviel Geld er für Kultur ausgeben wolle. „Wir können uns das einfach nicht leisten“, meinte Graf und sprach sich „für eine maßvolle Sanierung“ des Haupthauses aus. Deutlichen Widerspruch bekam er von Intendant Hermann Schneider für seine Bemerkung, das Theater habe keine veraltete Bühnentechnik. Schneider: „Die ist in einem miserablen Zustand.“

Christine Bötsch (CSU) nahm für ihre Fraktion in Anspruch, das Projekt Frankenhalle bislang „konstruktiv und kritisch“ begleitet zu haben. Dass das Theater mit mehr Vorstellungen in der neuen Spielstätte auch mehr Besucher bekomme, hielt sie nicht für einen Automatismus: „Es kommt auf die Qualität an.“ Wie Graf bezweifelte sie, dass der Kostenrahmen eingehalten werde. Auch gehe aus dem Gutachten hervor, dass der bisher angesetzte staatliche Zuschuss nicht wie angenommen 40 Prozent, sondern nur 25 bis 30 Prozent betragen werde.

CSU-Fraktionschef Thomas Schmitt wurde noch deutlicher: „Das Thema Frankenhalle kann und werde ich nicht mehr mitmachen.“ Und er fügte hinzu: „Diese Halle wird nicht kommen, weil wir sie nicht verantworten können.“ Die Stadt laufe Gefahr, sich finanziell zu überheben, wo doch schon „alle Veranstaltungen im Alten Hafen hochgradig subventioniert“ seien. Er warnte auch davor, das Theater Augenblick der Mainfränkischen Werkstätten für behinderte Menschen, die sich ebenfalls im Frankenhallen-Areal niederlassen möchten, zu eng an dieses Projekt zu binden.

Den Gegnern hielt Kulturreferent Muchtar Al Ghusain in einer (wahl-)kämpferischen Rede entgegen, dass die Verwaltung nur umsetze, was der Stadtrat beschlossen habe. Wenn es für die Frankenhalle keine Mehrheit mehr gebe, dann stehe die fünfjährige Diskussion wieder am Punkt Null. Für die Planungen seien bereits mindestens 800 000 Euro ausgegeben worden. Al Ghusain warnte vor großen zeitlichen Verzögerungen für die überfällige Theatersanierung, wenn jetzt alles umsonst gewesen sein sollte. Das Theater bleibe dann auch inhaltlich eine „traditionelle bildungsbürgerliche Einrichtung“, mit der sich keine neuen und jüngeren Besucher anlocken ließen.

„Sie nehmen billigend in Kauf, wie das Denkmal Frankenhalle zerstört wird.“
Georg Rosenthal Oberbürgermeister

Auf Nachfrage sagte der Kulturreferent am Freitag, dass er kurzfristig keine Gespräche mit den ablehnenden Gruppierungen führen werde. Dies mache keinen Sinn. Er sei „ein Stück weit ratlos“, wie man nun weiter vorgehen könne. Auch OB Georg Rosenthal war in der Sitzung eine Spur Ratlosigkeit anzumerken. Würde man sofort abstimmen, dann wäre dies zum Schaden der Stadt. Die Gegner nähmen zudem „billigend in Kauf wie das Denkmal Frankenhalle sehenden Auges zerstört wird“. Stadtbaurat Christian Baumgart hatte zuvor den Kritikern vorgeworfen, sie hätten in der gesamten Debatte „keine vernünftige Alternative“ aufgezeigt. Stattdessen lehnten sie gemeinsam erarbeitete Beschlüsse ab und machten Vorschläge, die mit anderen Planungen kollidierten.

Grünen-Fraktionschef Matthias Pilz forderte, die Gegner sollten ihre Alternativen auf den Tisch legen, damit man sie überprüfen könne. Bei einem Scheitern des Projekts drohe nicht nur der Abriss eines Denkmals, sondern Schaden für die gesamte städtische Kultur, argumentierte SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow.

 
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Kommentare
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  • schuema@web.de
    die Mehrheit im Stadtrat einigermaßen vernünftig geworden. Da kann man nur fragen: Warum nicht gleich so? War das Ganze vor 5 Jahren nicht zu teuer? Gesunder Menschenverstand hätte das auch ohne irgendwelche Gutachten erkannt. Aber vielleicht wollte ja noch jemand einen Auftrag vergeben. Die SPD und auch die Grünen werden wohl nie begreifen, dass Steuergeld Bürgergeld und nicht Politikergeld ist...
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  • rolandroesch@web.de
    keine stadträte die nur geld am laufenden band in den sand setzen, könnte würzburg bundesweit mehr wie schultenfrei sein, warum klopft die regierung von unterfranken den versagern nicht mal auf köpfe? ein boot? ich hoffe es kommt für diese damen und herren bald eine gesetzliche haftung für ihr unfähiges kostenverursachendes tun.
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  • unsere Stadträte sollten sich überlegen, dass wir unser Geld (das Geld der Bürger) nicht einfach nachdrucken können. eine Nummer kleiner würde es auch gehen und die würzburger könnten wieder einmal ruhig schlafen. Das Wort Sparen gibt es in würzburg nur noch beim Wort sparkasse. muss denn alles geld jedes jahr auf den kopf gehauen werden, nur weil es im wirtschaftsplan vorhanden ist. schulden zurückzubezahlen ist im würzburger stadtrat nicht möglich - nieten.
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  • pippo
    Gott sei Dank wurde diese "Fehlplanung mit der Frankenhalle" gestoppt. Als ich mit einer Gruppe vor ca. 4 Jahren unter Führung des damaligen Geschäftsführers Heuberger das zu renovierende Theater besichtigt habe, war uns klar (und das sagten wir auch H. Heuberger deutlich), dass unter Einbeziehung aller Schwierigkeiten bei einer Renovierung und nachher noch ausgelagerte Unterstellorte nur ein Neubau des Theaters auf dem Areal des MOZ in Frage komme. Diese Planungen hätten schon vor 4 - 5 Jahren begonnen werden können und die Bauphase wäre schon fortgeschritten. Alles andere ist und bleibt ein Pfusch!!!! Wenn jemand die vergeutete Zeit, die bisherigen Kosten für Planung und Gutachten hochrechnet kommt man schon auf eine 2-stellige Millionensumme. Und die Preise fallen ja nicht !!! Die "Fehlinvestition Kulturspeicher" lässt grüßen. Würzburg will sich als "Großstadt" fühlen aber Entscheidungen über eine Nachhaltigkeit, auch auf dem verkehrsplanerischem Sektor, entsprechen dem nicht.
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  • rid.cully
    das Stadtheater hat auch funktioniert, als es als Provisorium oben im Frauenland über Jahrzehnte hin bestand. Und letzthin war eine Fotoserie über die Leightons in der MP, in der auch ein "echtes" Theater zu sehen war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man daraus nicht mit erträglichem Aufwand eine "kleine Spielstätte" machen könnte, Parkplätze ohne Ende, Grün und Sitzbänke aussenrum auch noch und sogar die Beschriftung ist richtig zwinkern. Aber entspricht natürlich nicht den Vorstellungen unserer Herren. Deshalb hauen wir doch gerne ein paar Milliönchen mehr raus ... Mal ehrlich, diese Köpfe in den ersten 20 Jahren der Bundesrepublik - und es wäre gar nichts gelaufen.
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