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Altertheim/Iphofen
Antrag für geplantes Gips-Bergwerk von Knauf bei Altertheim liegt vor: So geht es jetzt weiter
Es soll ein riesiges Bergwerk werden – und ist seit Jahren ein Streitthema: Knauf will im Westen Würzburgs Gips abbauen. Der Konzern kommt nun einen Schritt voran.
So könnte es im geplanten Knauf-Bergwerk in der Altertheimer Mulde einmal ausschauen: Naturgips, tonnenweise aus der Erde geholt. Das Bild zeigt einen Stollen von Knauf in Hüttenheim (Lkr. Kitzingen), wo seit den 1950er Jahren Gips abgebaut wird. 
Foto: Daniela Röllinger (Archivbild) | So könnte es im geplanten Knauf-Bergwerk in der Altertheimer Mulde einmal ausschauen: Naturgips, tonnenweise aus der Erde geholt. Das Bild zeigt einen Stollen von Knauf in Hüttenheim (Lkr.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 20.01.2025 02:34 Uhr

Es soll Bayerns größtes Bergwerk werden: Der Knauf-Konzern aus Iphofen bei Kitzingen will in drei Jahren bei Altertheim im Landkreis Würzburg damit beginnen, Gips aus der Erde zu holen. Die Genehmigung dafür hat das Unternehmen jetzt beantragt: Die Unterlagen sind am 27. November digital beim Bergamt Nordbayern eingegangen, bestätigt die Regierung von Oberfranken auf Anfrage. Damit beginnt für das Vorhaben die entscheidende Phase.

Das Bergamt hat seinen Sitz an der Regierungsbehörde in Bayreuth und ist auch für Unterfranken zuständig. Es prüft nun, ob das Gips-Bergwerk gebaut werden darf. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Plänen von Knauf. 

Wann wird die Öffentlichkeit über das Knauf-Projekt informiert und wie läuft die Prüfung?

Wann das Bergamt die Entscheidung fällt, "ist ganz schwer zu prognostizieren", sagt Amtsleiter Norbert Weiß. Erst müssten 70 Fachstellen darlegen, was sie von dem Vorhaben halten. Darunter sind laut Weiß Naturschutz- und Wirtschaftsverbände sowie Behörden wie das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg.

Der Regierung von Oberfranken zufolge werden die Bergwerkspläne im Januar bis Mitte oder Ende Februar 2025 unter anderem in den Gemeinden rund um das geplante Bergwerk ausgelegt. Dann könne sich die Bevölkerung über Details des Vorhabens informieren. Die Pläne seien in dieser Zeit auch auf der Internetseite des Bergamtes zu finden.

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Liegen alle Stellungnahmen der Fachstellen vor, muss die Regierung von Unterfranken in Würzburg entscheiden, ob das Bergwerk mit der überörtlichen Raumplanung in Einklang steht. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob das Knauf-Vorhaben dem Schutz des Grundwassers entgegensteht.

Die Entscheidung der Regierung von Unterfranken fließe in das Genehmigungsverfahren am Bergamt Nordbayern ein, sagt Weiß. Es sei damit zu rechnen, dass die Regierung von Unterfranken "drei bis sechs Monate" für die sogenannte vereinfachte Raumverträglichkeitsprüfung brauche.

Was könnte dazu führen, dass das Bergwerk abgelehnt wird?

Vor allem der Plan, ein Trinkwasserschutzgebiet im Westen von Würzburg großflächig zu erweitern, kann einer Genehmigung entgegenstehen. Die Stadt Würzburg mit ihren 130.000 Einwohnerinnen und Einwohnern will damit erreichen, dass das Trinkwasser für 65.000 Menschen in der Stadt auf Jahrzehnte hinaus gesichert bleibt.

Das Bergwerk läge mitten in dem erweiterten Schutzgebiet. Kritiker befürchten, dass der Stollen vor allem die Fließrichtung des Grundwassers zulasten der Trinkwassergewinnung an den Zeller Quellen verändert.

Knauf hat ein Gutachten eines Tochterunternehmens von TÜV Nord vorgelegt, das anhand von 19 Bohrungen in den vergangenen vier Jahren beweisen soll, dass das Bergwerk keine Gefahr für das Grundwasser in der Altertheimer Mulde und damit für die Versorgung Würzburgs bedeutet. Die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH zweifelt dieses Gutachten massiv an.

Antrag für geplantes Gips-Bergwerk von Knauf bei Altertheim liegt vor: So geht es jetzt weiter

Wenn Knauf die Genehmigung für das Bergwerk erhält, beginnt dann sofort der Gipsabbau?

Genehmigung heißt noch nicht sofortiger Abbau. Die Genehmigung bedeute nur, dass Knauf dann die oberirdische Baustelle einrichten darf, teilt das Bergamt mit. Für den Bau des Zugangsstollens und des Schachtes müsse der Konzern Sonderbetriebspläne vorlegen. Dabei geht es um Betriebsgenehmigungen allein aus bergrechtlicher Sicht. Erst wenn diese erteilt worden sind, könne Knauf mit dem Bau von Stollen und Schacht beginnen.

Warum will Knauf ausgerechnet bei Altertheim Gips abbauen?

Das Vorkommen bei Altertheim gilt als besonders ergiebig. Knauf will dort nach eigenen Angaben bis zu 60 Jahre lang in der Spitze eine Million Tonnen Gips aus der Erde holen. Der Gips soll im Knauf-Werk in Iphofen weiterverarbeitet werden.

Der Weltmarktführer steht unter Zeitdruck: Bislang versorgte sich Knauf zu weiten Teilen mit synthetischem REA-Gips aus Entschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken. Weil diese Kraftwerke in Deutschland bis 2038 abgeschaltet werden sollen, entfällt für Knauf eine wichtige Rohstoffquelle.

Knauf will deshalb auch im Südharz an Naturgips kommen – oberirdisch. Weil das dortige Gebiet aber unter Naturschutz steht, sorgt das für Proteste in der Bevölkerung.

Welche Dimensionen hat das geplante Gips-Bergwerk von Knauf?

Das geplante Abbaugebiet hat nach Angaben von Knauf eine Fläche von 7,1 Quadratkilometern. Das entspricht etwa der Fläche der 9600-Einwohner-Gemeinde Höchberg bei Würzburg. "Wir planen, mit dem Abbau im Jahr 2027 zu beginnen", teilt Unternehmenssprecher Andreas Gabriel mit. Die Stollen lägen in einer Tiefe von 70 bis 130 Metern.

Laut Gabriel soll nur die Hälfte des Gesteins aus dem "Bergwerk Altertheimer Mulde" geholt werden. Die andere Hälfte bleibe als meterdicke Stützen in der Erde, um das Bergwerk nach oben abzusichern.

 
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  • Armin Genser
    Interessant!
    Auf die Behauptung: "Gips ist wichtiger als Wasser", antwortet GPT-4o mini von OpenAI :

    Nein, Gips ist nicht wichtiger als Wasser. Wasser ist für das Überleben aller lebenden Organismen unerlässlich, während Gips hauptsächlich in der Bauindustrie und für bestimmte Anwendungen verwendet wird. Ohne Wasser können Menschen, Tiere und Pflanzen nicht leben, während Gips keine lebensnotwendige Funktion hat. Daher ist Wasser in jeder Hinsicht wichtiger als Gips.

    Muss man dem noch etwas hinzufügen?
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  • Emilie Krenner
    Für die Antwort brauchen sie künstliche Intelligenz? Weniger intelligent ist die Fragestellung. Diese unterstellt "entweder Wasser oder Gips".
    Viel mehr ist es eine Risikoabwägung. Die wird ihnen keine KI liefern.
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  • Armin Genser
    Die Fragestellung war ja auch nur ein etwas scherzhaft gemeinter Versuch.
    Trotzdem aufschlussreich.

    Die Risikoabwägung/das Gutachten erstellte die DMT GmbH & Co. KG, eine Tochterfirma des TÜV Nord:
    "Das Gipsbergwerk sei gut und sicher machbar", "nachteilige Auswirkungen" auf das Trinkwasser seien "nicht zu erwarten."

    Was von Gutachten zu galten ist, na ja.

    272 Menschen starben am 25. Januar 2019 bei der brasilianischen Stadt Brumadinho, als ein Damm brach, hinter dem Schlamm aus einer Erzmine gestaut wurde.
    Nur wenige Monate vor der Katastrophe hatte ein Tochterunternehmen des TÜV Süd bestätigt, der Damm sei stabil.

    Irren ist menschlich!?
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  • Erich Spiegel
    Beides muss man unter einen Hut bringen, Ökonomie und Ökologie . Der eine oder andere ist halt der Meinung der Strom kommt aus der Steckdose und wenn er ein bischen Gips braucht holt er ihn aus dem Baumarkt. So einfach ist es halt leider nicht. Es ist auch nicht gut den Gips um die halbe Welt von irgendwo her zu karren. Mancher "Klimaschützer"denkt auch, dass Entwicklungsländer weit weg sind und die Umweltverschmutzung dort ihn doch gar nichts angeht.
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  • Armin Genser
    Lieber Herr Fiederling, auch Sie nutzen wahrscheinlich, wie die meisten Menschen, Trinkwasser für die von Ihnen aufgezählten Nutzungsbereiche.
    Ja, wir müssen in Zukunft viel sorgsamer mit unserem Trinkwasser umgehen. Ein Einstieg währe zumindest bei Neubauten verbindlich eine Regenwassernuzung vorzuschreiben. Womit wir wieder bei unliebsamen Vorschriften wären.
    Wichtig wäre auch, dass die Kommunen endlich das Wasserhaushaltsgesetz umsetzen. Hilfreich wäre da die Broschüre aus dem bay. Umweltministerium "Wassersensible Siedlungsentwicklung ".
    https://www.stmuv.bayern.de/themen/wasserwirtschaft/abwasser/wassersensible_siedlungsentwicklung/index.htm?include_matomo=true
    Schauen Sie sich doch mal die diversen Neubaugebiete an. Reichlich versiegelte Flächen. Und dann Regenwasser, ab in den Mischwasserkanal.
    Bedenken Sie, auch für Ihr Trinkwasser (Fernwasser) gibt es irgendwo ein Trinkwasserschutzgebiet. Zahlen Sie einen Ausgleich für die Einschränkung der dort lebenden Menschen?
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  • Robert Hippeli
    Noch drei Gretchenfragen:

    Wofür gibt es Ersatzprodukte? Trinkwasser oder Gips?

    Was ist existenziell lebensnotwendig? Trinkwasser oder Gips?

    Was ist heute bereits für die gesamte Menschheit der Erde besonders gefährdet? Trinkwasser oder Gips?

    "Obwohl unser Planet zu mehr als 70 Prozent mit Wasser bedeckt ist, wird Wasser für eine wachsende Weltbevölkerung zunehmend ein knappes Gut. Denn gerade mal drei Prozent dieser gewaltigen Mengen sind trinkbares Süßwasser, und wiederum nur ein Drittel davon ist für die menschliche Nutzung erreichbar."
    Quelle: https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/wasserverbrauch/wasser-knappheit
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  • Dietmar Eberth
    Gilt die Gretchenfrage auch für die Bergtheimer Mulde für seinen Wassermangel auch durch den hohen Wasserbedarf für Sonderkulturen?
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  • Hiltrud Erhard
    Die Lösung in der Bergtheiner Mulde ist so einfach und problemlos realisierbar.
    Im Winter Mainwasser und über den Sommer kann das genutzt werden und verdunsten! Das merkt der Main nicht mal wenn hier ein paar Millionen Kubik entnommen werden!
    Nur wenn man nicht will oder immer gegen alles ist und es schlecht reden muss...
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  • Johannes Metzger
    Liebe Frau Hiltrud, die Bergtheimer Mulde ist ja nur ein mögliches Bewässerungsprojekt, das aus Mainwasser gespeist werden soll. Entlang des Mains gibt es aber hunderte anderer Projekte, die auch gerne was vom kostbaren Mainwasser abhaben wollen. Und das in großen Menge. Deshalb: Hände weg vom Mainwasser.
    Dass wir Rückhaltebecken brauchen um den Main, im Sommer, wenn die Wassertemperaturen ein gefährlich hohes Niveau erreichen, brauchen, ist eine andere Frage.
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  • Dietmar Eberth
    Bergtheimer Bauern und Umgebung können eine Leitung nie und nimmer bezahlen. Was ist wenn alle anliegenden Gemeinden das auch machen wollen, einige Winzer haben auch schon Bedarf angemeldet? Passt dann die Rechnung noch und wenn das KKW Grafenrheinfeld mit seinen Kühltürmen wieder dazukommt (über 60 Millionen Kubikmeter)?

    Laut Landrat Ebert kommt das Ergebnis der ergebnisoffenen Studie im nächsten Jahr.
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  • Jo Schmitt
    Am Rande:

    Wie lange dauert alleine der Bau eines solchen KKWs, Herr Eberth?
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  • Hiltrud Erhard
    Eine Gretchen-Frage zurück, denn in den Gutachten, Bauanträgen gehen wir doch davon aus, dass sich das Bergwerk unter dem Grundwasser befindet, Sicherungsmaßnahmen getroffen werden der Abbau und Schutz technisch möglich ist und das Ganze überwacht wird:
    Es geht ihnen doch nur vordergründig um das Wasser, sondern nur darum etwas schlecht zu reden und zu verhindern.
    Arbeitsplätze, Wirtschaftszweige etc. Sind ihnen egal.
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  • Jo Schmitt
    Wenn die Lebensgrundlagen durch sind braucht's auch diese Arbeitsplätze & Wirtschaft nicht mehr, werte Frau Erhard!
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  • Klaus Fiederling
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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  • Klaus Fiederling
    Die Gretchenfrage schlechthin:

    Was verfügen wir mehr ? - Wasser oder Gips?

    Sind die 65.000 Wassernutzer im urbanen Umfeld vorauseilend bereit, für die künftigen Kosten, die hierdurch entstehen, auch aufkommen zu wollen? (Es leben Waschmasch, Spülmasch., engl. Rasen & Co, gepflegt mittels höchstes Trinkwasserqualitäten, unsere menschl. Exkremente können luxuriös nur damit verdünnt hinweggespült werden)

    Mutiert Gips bald zum Mangel -die Altertheimer Mulde ist aktuell immerhin das größte Gipsvorkommen Eu-weit...!? Gips wird auch im medizinischen Umfeld eingesetzt.

    In Reihen unserer staatlich alimentierten Lichtgestalten muss gefordert werden, dass sie einer allseitigen Aufklärungspflicht vollumfänglich gegenüber jedem betroffenen Dörfler nachzukommen wissen. Die Konsequenzen langfristig für selbige sind immerhin weitreichend!

    Übrigens; eine neue Wasserquelle/-welle: Microplastiken werden zu verstärkten Niederschlägen führen...
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