Die CSU hat die Europawahl 2024 in Würzburg mit 29 Prozent der Stimmen deutlich für sich entschieden. Besonders mit Blick auf den neuen unterfränkischen Sitz im EU-Parlament für Stefan Köhler sagt Christine Bötsch, Kreisvorsitzende der CSU in Würzburg: "Wir haben unser Wahlziel erreicht." Vor allem in den äußeren Stadtteilen schnitt ihre Partei besonders gut ab: im Dürrbachtal (39,0 Prozent), Heidingsfeld (37,0) oder Lengfeld (36,7).
Auch wenn die CSU also mit deutlichem Vorsprung Wahlsiegerin wurde: Sie erreichte jetzt dasselbe Ergebnis wie bei der Europawahl 2019 und im Vergleich zur Landtagswahl 2023 steht sie gar um 2,8 Prozentpunkte schlechter da. Davon, dass besonders die Ampel-Parteien stark schwächeln, konnte die CSU in Würzburg wohl nicht profitieren – auch wenn es keine Zahlen zur Wählerwanderung auf lokaler Ebene gibt.
Absturz der Grünen bei der Europawahl 2024 auch in Würzburg – wenn auch gedämpft
Bei der Europawahl 2019 waren die Grünen noch die großen Gewinner: Mit über 31 Prozent wurden sie erstmals stärkste Kraft in Würzburg. "Zurück auf einem realistischeren Level", schätzte die Kreisvorsitzende der Grünen in Würzburg, Simone Artz, das Ergebnis der Europawahl 2024 am Wahlabend ein. Auch wenn die Grünen in Würzburg deutlich über dem Bundesschnitt liegen: Mit 21,1 Prozent haben sie rund ein Drittel ihrer Stimmen eingebüßt.
Besonders in den Innenstadtgebieten könnte davon die proeuropäische Partei Volt profitiert haben. Volt-Regionalleiter Lionel Bachelart sagt dazu, es gebe zwar inhaltliche Überschneidungen zu den Grünen, bei den Themen Flucht, Klimaschutz oder Demokratie etwa, aber auch einige Unterschiede, wie beispielsweise die Volt-Forderung nach einer europäischen Regierung. Gewählt worden sei seine Partei wegen ihrer Inhalte und nicht aus Enttäuschung über die Grünen.
Volt erreicht bei der Europawahl 2024 in Würzburg 6,9 Prozent: Was sind die Gründe des Erfolgs?
Nach 1,1 Prozent 2019 erreichte Volt jetzt 6,9 Prozent in Würzburg. In den Stadtteilen Altstadt, Grombühl und Sanderau landete die Partei sogar bei rund zehn Prozent. "Wir sind begeistert und haben nicht damit gerechnet, so einen Anklang hier zu finden", sagt Bachelart.
Gefragt nach den Gründen für das gute Abschneiden, verweist er auf die harte Arbeit des kleinen Teams in Würzburg. Andere Faktoren seien etwa, dass Jüngere "keine Lust auf etablierte Parteien" hätten oder dass durch Formate wie den Wahl-O-Mat mehr Wähler Überschneidungen mit kleineren Parteien fänden.
Ernüchterung herrscht dagegen bei der Vorsitzenden der SPD in der Stadt Würzburg, Freya Altenhöner. In Würzburg kommt die Kanzlerpartei auf 10,1 Prozent. "Wir haben uns mehr erhofft und sehen jetzt deutlich, dass alle drei Regierungsparteien Stimmen verloren haben." Etwas erfreulich sei zumindest, dass die SPD in Würzburg leicht über dem bayerischen Ergebnis liege. Es komme nun für ihre Partei darauf an, sozialdemokratische Akzente zu setzen und eine klare Handschrift zu entwickeln.
AfD bei der Europawahl 2024 in Würzburg am Heuchelhof weiter stark
Als einen Sieger bei der Europawahl 2024 sieht sich bundesweit die AfD. In Würzburg blieb sie dagegen unter ihren bayerischen (12,6) und bundesweiten (15,9) Ergebnissen. Die 8,1 Prozent sind zwar ein Gewinn gegenüber der vorherigen Europawahl 2019 (5,9), aber ein Verlust gegenüber der Landtagswahl im vergangenen Jahr, als sie in Würzburg noch 10,3 Prozent erreichte.
Ein besonderer Fokus liegt in Würzburg auf dem AfD-Ergebnis am Heuchelhof. Bei der Landtagswahl 2023 erreichte sie hier 26 Prozent. Im Wahlbezirk 128 rund um den Place de Caen kam sie damals sogar auf knapp 60 Prozent. Diesmal machte ein Bürgerbündnis genau dort in den Wochen vor der Wahl jeden Samstag Werbung für die Demokratie. Jetzt kam die AfD am Heuchelhof insgesamt auf 20,2 Prozent, im Wahlbezirk 128 auf 48,7 Prozent.
Achtungserfolg für das Bündnis Sahra Wagenknecht bei der Europawahl 2024 auch in Würzburg
Am Heuchelhof kam das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf 7,1 Prozent, gleichauf mit der Lindleinsmühle der Höchstwert für Würzburg. Insgesamt kam das BSW in Würzburg auf 3,3 Prozent der Stimmen. "Ein gigantischer Einstieg, den so keine Partei bisher bei ihrer ersten Wahl geschafft hat", kommentiert das Sebastian Roth, besonders mit Blick auf das deutschlandweite Ergebnis (6,2). Früher Würzburger Stadtrat für die Linken, koordiniert er heute den Aufbau des BSW rund um Würzburg.
Er betont, dass seine Partei bundesweit die meisten Stimmen von der Linken und der SPD bekommen habe. Es gebe aber auch viele Menschen, die bisher aus Enttäuschung über die Ampel und die von der Union geführten Regierungen davor die AfD gewählt hätten. Dass das neue Bündnis einige von ihnen offenbar überzeugen konnte, mache ihn durchaus stolz: "Jede Stimme, die die AfD nicht bekommt, ist eine gute Stimme."