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Helmstadt/Würzburg
Nach Erdrutsch: Kommt die DK1-Deponie in Helmstadt im Trinkwasserschutzgebiet?
In der Tongrube in Helmstadt (Lkr. Würzburg) sind Hänge ins Rutschen geraten. Bürger sind besorgt. Wird die dort geplante Deponie für belastetes Material dennoch genehmigt?
Ein Hang an der Tongrube in Helmstadt (Lkr. Würzburg), der ins Rutschen geraten war, wird wieder befestigt. Die Recyclingfirma Beuerlein will an dem Standort eine DK1-Deponie errichten.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Hang an der Tongrube in Helmstadt (Lkr. Würzburg), der ins Rutschen geraten war, wird wieder befestigt. Die Recyclingfirma Beuerlein will an dem Standort eine DK1-Deponie errichten.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:29 Uhr

Der Schreck vieler Bürgerinnen und Bürger in Helmstadt sitzt tief: Ausgerechnet an jenem Standort, an dem bald eine Deponie der Klasse 1 für toxisch leicht belastetes und mineralisches Material entstehen könnte, ist es vor etwa einer Woche zu einem massiven Erdrutsch gekommen. In Kürze soll darüber entschieden werden, ob die DK1-Deponie genehmigt wird. Was hat es mit dem Erdrutsch auf sich und verändert er die Situation? Ein Überblick über die Lage.

Was ist in der Tongrube in Helmstadt passiert?

Der Betreiber, die Recyclingfirma Beuerlein, hat nach den regenreichen vergangenen Wochen festgestellt, dass die Erde an den Hängen ihrer Tongrube an vier Stellen abgerutscht war. An der Stelle des größten Abgangs bot sich Spaziergängern ein verheerendes Bild: Der Boden war auf etwa zehn bis 15 Meter Breite fünf Meter tief abgerutscht, der Zaun hingt dort nur noch lose in der Luft. Der angrenzende landwirtschaftliche Weg musste von der Gemeinde gesperrt werden. 

Was ist an dem Standort geplant?

Die SBE GmbH & Co. KG, ein Tochterunternehmen der Firma Beuerlein aus Volkach (Lkr. Kitzingen), will dort eine Deponie der Klasse 1 (DK1) errichten. Auf ihr könnte toxisch leicht belastetes und mineralisches Material, etwa Bodenaushub und Bauschutt, entsorgt werden  und müsste nicht über weite Strecken in andere Deponien anderswo in Deutschland transportieren werden. In Helmstadt gibt es bereits eine zweite Tongrube, die seit 1999 mit ähnlich belastetem Material (Z2) verfüllt wird, für das allerdings bei vielen Stoffen höhere Grenzwerte als bei DK1-Material gelten.

Warum sorgt der Erdrutsch für Verunsicherung?

Ebenfalls in Helmstadt liegt Hydrogeologen zufolge der äußere Rand des unterirdischen Grundwassereinzugsgebiets der "Zeller Quellen", das die Hälfte der Bevölkerung Würzburgs mit Trinkwasser versorgt. In Kürze soll das Genehmigungsverfahren für ein 66 Quadratkilometer großes Trinkwasserschutzgebiet eröffnet werden. Auch das Gebiet der Tongrube könnte dann darin liegen. Thomas Pilzer von der Bürgerinitiative "Bürger für ein lebenswertes Helmstadt" fragt sich: "Wenn bereits der relativ unproblematische Tonabbau zu solchen Gefahren führt, wie soll die Betreiberfirma an diesem Standort – über einem geplanten Trinkwasserschutzgebiet – die sichere Deponierung von DK1-Stoffen gewährleisten?"

Ist das Grundwasser durch den Erdrutsch in Gefahr?

Was bedeutet der Erdrutsch für das Grundwasser? Diese Frage treibt viele Bürgerinnen und Bürger um, die bereits die bestehende Verfüllung der Tongrube mit Z2-Material kritisch sehen. "Die oberflächennahe Rutschung hat keinerlei Einfluss auf das Grundwasser, die Verfüllung mit Z2-Material oder die geplante DK1-Deponie. Das ist völlig unabhängig davon", schreibt der Betreiber der Recyclingfirma, Steffen Beuerlein, auf Anfrage. Das sagt auch der für die Tongrube zuständige Bergdirektor Andreas Grundmeier vom Bergamt Nordbayern in Bayreuth. Die Grube werde regelmäßig vermessen, die Böschungsneigung entspreche den Regelwerken und sei das letzte Mal Ende Juli 2021 überprüft worden. Dabei gab es laut Bergamt keine Hinweise auf Schwächezonen des Untergrundes.

Warum kam es zu den Erdrutschen?

Um dies zu klären, hat die Recyclingfirma in Absprache mit dem Bergamt einen externen Gutachter beauftragt. Dies sei bei jeder Rutschung, die die Sicherheit gefährden kann, üblich, so das Bergamt. Bisher deute alles darauf hin, dass der Boden durch die lang anhaltenden Regenfälle der vergangenen Wochen so aufgeweicht war, dass die Erde abgerutscht ist. Das sei nicht ungewöhnlich, sagt Bergbaudirektor Andreas Grundmeier: "Rutschungen treten im Erdbau immer wieder auf." Auch deshalb würden Tongruben, in denen der Rohstoffabbau abgeschlossen ist, oft wieder verfüllt.

Hat der Erdrutsch einen Einfluss auf das Genehmigungsverfahren der DK1-Deponie?

Voraussichtlich nein, sagt das Bergamt. Dies seien zwei verschiedene Dinge. Im Moment gehe es darum, die Sicherheit der Mitarbeiter im Recyclingbetrieb zu gewährleisten. Kein Arbeiter soll von einem herabrutschenden Hang überrascht werden. Und es gehe darum, dass Landwirte und Öffentlichkeit den angrenzenden Weg so schnell wie möglich wieder sicher benutzen können.

Wann wird über die geplante DK1-Deponie entschieden?

Die Entscheidung, ob die geplante DK1-Deponie am Rand des geplanten Trinkwasserschutzgebietes  vom Bergamt genehmigt wird, wird frühestens Ende des ersten Quartals fallen, sagt Sabine Kerner, Sprecherin der Regierung von Oberfranken. Bergbaudirektor Andreas Grundmeier teilt mit: "Bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen, werden wir noch einmal mit dem Wasserversorger und dem Wasserwirtschaftsamt sprechen, um abzuklären, ob es neue Erkenntnisse bezüglich des Wasserschutzgebietes gibt."

Kommt das geplante 66 Quadratkilometer große Trinkwasserschutzgebiet?

Im Moment ist die Würzburger Trinkwasserversorgung GmbH (TWV) damit beschäftigt, die Antragsunterlagen zu überarbeiten. Unklar ist noch, wo die engere Schutzzone enden und die weitere Schutzzone, in der weniger strenge Auflagen gelten, beginnen soll. Beim Umweltamt des Landratsamtes Würzburg rechnet man damit, das Verfahren in den nächsten Monaten zu eröffnen.  Da bei einer DK1-Deponie höhere Sicherheitsstandards und ein umfangreicheres Kontrollsystem vorgesehen sind, stelle diese "keinesfalls eine wesentlich höhere Gefährdung der Trinkwassergewinnungen dar als die bereits genehmigte Z2-Verfüllung", schreibt das Amt.

 
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  • K. F.
    vielleicht kommt ja dann die deponie doch nicht, nur gut für helmstadt!
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  • D. E.
    Und da will man bis 2050 in Deutschland ein sicheres Endlager für hunderte von Generationen für Atommüll bauen? LOL
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  • K. F.
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  • H. E.
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