Noch nie zuvor haben so viele Geflüchtete in Unterfranken gelebt wie jetzt. Zu den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine kommen Asylsuchende sowie "humanitäre Aufnahmen" und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Woher kommen die Menschen und wo sind sie untergebracht? Ein Überblick in Zahlen und Fakten.
Wie viele Flüchtlinge leben aktuell in staatlichen Einrichtungen in Unterfranken?
Allein in staatlichen Unterkünften leben laut Statistik der Regierung von Unterfranken aktuell (Stand 27. Juli) 10.749 registrierte Flüchtlinge. In der Ankereinrichtung in Geldersheim (Lkr. Schweinfurt) sind 1201 Personen untergebracht, in Gemeinschaftsunterkünften 3480, in dezentralen Unterkünften 5416 sowie in Übergangswohnheimen 652 Personen. 8264 Personen sind Asylbewerber. Etwa 40 Prozent der Geflüchteten kommen aus Afghanistan, fast 15 Prozent aus Syrien und knapp 10 Prozent von der Elfenbeinküste. Weitere Asylbewerber stammen aus Somalia, Algerien und Armenien. Dazu kommen in den staatlichen Unterkünften 1833 Flüchtlinge aus der Ukraine.
Zahl der Geflüchteten: Ist das ein neuer Höchststand?
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Nimmt man die Zahl der gleichzeitig in staatlichen Unterkünften untergebrachten Flüchtlinge, so war deren Zahl schon höher: Während der Flüchtlingswelle 2015/16 wohnten zeitweise über 16.000 Flüchtlinge gleichzeitig in Unterfranken, viele von ihnen in Notunterkünften wie Turnhallen und Containern. Schaut man sich die Zahl der aktuell insgesamt in Unterfranken lebenden Flüchtlinge an - also auch privat untergebrachte Personen sowie gesondert geführte Gruppen -, so kommt man auf rund 28.000 Geflüchteten. "Das ist ein neuer Höchststand", erklärt Regierungssprecher Johannes Hardenacke.
Wie errechnet sich die Rekordzahl von rund 28.000 Geflüchteten?
Zu den Menschen, die in staatlichen Unterkünften untergebracht sind, müssen jene Geflüchteten hinzugezählt werden, die privat wohnen. Laut dem Ausländerzentralregister leben aktuell 14.003 Ukrainerinnen und Ukrainer in Unterfranken. 1833 Menschen aus der Ukraine sind staatlich untergebracht, 12.579 leben in angemieteten Wohnungen oder in Häusern von Bekannten oder Verwandten.
Welche weiteren Personengruppen werden bei der Regierung statistisch gesondert erfasst?
Sowohl unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wie auch sogenannte "humanitäre Aufnahmen" werden von der Regierung gesondert erfasst. Bayerns Innenministerium listet aktuell 3515 in Bayern lebende minderjährige Flüchtlinge auf. Legt man den Erfahrungswert zugrunde, dass ein Zehntel von ihnen Unterfranken zugeteilt wird, kann man hier von aktuell rund 350 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ausgehen.
Laut der letzten veröffentlichten Statistik der Regierung zum Stand 31. Dezember 2022 wurden in Unterfranken im Rahmen der Jugendhilfe 294 unbegleitete minderjährige Ausländer stationär oder ambulant betreut (+104 im Vergleich zum Vorjahr). Zu ihnen zählten 58 junge Erwachsene mit weiterbestehendem Jugendhilfebedarf. Die Zuständigkeit für unbegleitete Minderjährige liegt bei den Stadt- und Kreisjugendämtern.
Was sind "humanitäre Aufnahmen"?
"Humanitär aufgenommen" werden laut dem Bund besonders schützenswerte Personengruppen, etwa afghanische Ortskräfte. Diese verfügen wie auch Ukraine-Flüchtlinge über einen gesicherten Aufenthaltsstatus, dürfen sofort arbeiten und haben sofort Anspruch auf Sozialleistungen. Zu den "humanitären Aufnahmen" zählen auch jüdische Emigrantinnen und Emigranten, etwa aus Russland.
Regierungssprecher Hardenacke beziffert die Zahl der aktuell in staatlichen Übergangswohnheimen lebenden "humanitär Aufgenommenen" auf rund 700 Menschen.
Höchststand von 28.000 Geflüchteten: Wie setzt sich diese Zahl zusammen?
Addiert man die Zahlen der staatlich untergebrachten Geflüchteten (überwiegend Asylbewerber), der der privat untergebrachten Ukrainerinnen und Ukrainer, der unbegleiteten Minderjährigen und der humanitär Aufgenommenen, ergibt sich für Unterfranken die Gesamtzahl von über 23.000 Personen.
Dazu kommen noch rund 5000 Asylbewerber, die derzeit in Unterfranken privat wohnen. Laut Regierung von Unterfranken handelt es sich dabei um Menschen, deren Asylantrag in jüngster Zeit anerkannt wurde oder die aufgrund der Zeit, die sie in Deutschland verbracht haben, berechtigt sind, privat zu wohnen.
Welche Städte und Kreise haben die meisten Asylbewerber aufgenommen?
Laut der Statistik der Regierung von Unterfranken nehmen prozentual - also im Verhältnis zur Bevölkerung - die kreisfreien Städte Aschaffenburg, Schweinfurt und Würzburg die meisten Flüchtlinge auf. Es folgen die Landkreise Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Kitzingen.
Wie viele Personen sind aktuell ausreisepflichtig?
Zum Stand Ende 2022 spricht die Regierung von Unterfranken von 1360 "vollziehbar ausreisepflichtigen Personen" in Unterfranken. Diese leben überwiegend in den Gemeinschaftsunterkünften der Regierung sowie in den dezentralen Unterkünften der Kreisverwaltungsbehörden. Viele der ausreisepflichtigen Personen können laut Regierung nicht abgeschoben. Als Gründe dafür nennt sie Duldung, ungeklärte Identitäten oder eine während des Asylverfahren begonnene Berufsausbildung. Es gibt auch Länder wie etwa Kuba, die ihre Staatsangehörigen nicht wieder aufnehmen, oder gefährliche Länder wie Afghanistan, in die nicht abgeschoben wird.
In Wirklichkeit sind 28.000 Geflüchtete "wie nie zuvor" eine winzige Minderheit unter mehr als 1,3 Menschen in Unterfranken (in Zahlen: 1 300 000). Kein Grund zur Angst. Wir brauchen geregelte Zuwanderung zur Sicherung unseres Wohlstandes einschließlich der Pflege von Mensch und Kulturlandschaft.
Der Wohnungsmarkt ist gerade in Würzburg und Umgebung sehr angespannt.
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