Als im Jahr 2015 viele Deutsche geflüchtete Menschen an den Bahnhöfen mit Jubel, Geschenken und großer Hilfsbereitschaft empfingen, da bildete sich auch im 3000-Seelen-Ort Unterpleichfeld im Landkreis Würzburg eine starke Unterstützergruppe. Etwa zwölf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer statteten damals den rund 100 syrischen und afghanischen Flüchtlingen im Ort regelmäßig Besuche ab, organisierten Deutschkurse, halfen bei Behördengängen, begleiteten die Leute zum Arzt. So schildert es Susanne Schraut, die Frau des stellvertretenden Bürgermeisters, die sich von Anfang an ehrenamtlich bei der Flüchtlingsbetreuung engagiert hat.
Auch jetzt noch, acht Jahre später, betreut Susanne Schraut in Unterpleichfeld neuangekommene Flüchtlinge. Der Unterschied zu früher ist nur: "Ich bin jetzt damit eigentlich ganz allein. Außer mir ist niemand übriggeblieben."
In vielen Kommunen ist der Helferkreis "auf ein Minimum geschrumpft"
Dass der "Helferkreis auf ein Minimum geschrumpft" ist, wie Unterpleichfelds Bürgermeister Alois Fischer (FWG) das formuliert, ist kein Unterpleichfelder Phänomen. Man hört das aus vielen unterfränkischen Kommunen.
Aber nicht nur an Ehrenamtlichen mangelt es, auch Behördenpersonal fehlt. "Allein hier im Landratsamt hätten wir mehrere Stellen für Fachkräfte in der Verwaltung zu besetzen, die sich etwa um Bürgergeld für ukrainische Flüchtlinge kümmern", berichtet etwa Eva-Maria Schorno, die Sprecherin des Landratsamts Würzburg.
Dramatischer Mangel an Wohnraum für Flüchtlinge in ganz Unterfranken
Am dramatischsten aber ist in Unterfranken der Mangel an Wohnraum für Neuankömmlinge. Laut Regierung von Unterfranken, die gerade wieder dringend anmietbare Wohnobjekte sucht, ist in den vorhandenen 45 unterfränkischen Gemeinschaftsunterkünften (Zuständigkeit Regierung) und in den 366 dezentralen Unterkünften (Zuständigkeit Landratsämter) einfach kein Platz mehr.
Kapazitäten bestünden lediglich, so formuliert das Regierungssprecher Johannes Hardenacke, "in geringem Umfang durch Auszüge in Privatwohnungen, Abschiebungen oder freiwillige Ausreisen".
Ein ehemaliges Antikhaus wurde in Unterpleichfeld auf die Schnelle zur Notunterkunft
Findet sich dann doch neuer Wohnraum, weil ein Vermieter ein passendes Objekt anbietet, gibt es manchmal Widerstand aus der Bevölkerung – wie gerade in Fährbrück.
Oft aber überwiegend Akzeptanz – wie in Unterpleichfeld. Dort ist ein ehemaliges Antiquitätenlager auf die Schnelle in eine Notunterkunft umgewandelt worden. "Im Februar haben wir gehört, dass das Gebäude inspiziert wird, bis April wurde gebaut, im Mai kamen die ersten Geflüchteten", sagt Bürgermeister Alois Fischer: Praktisch unangekündigt standen die 16 Neuankömmlinge vor der Rathaustür. Ein Freitag sei das gewesen, erzählt Fischer. Ungünstig, so ein Freitag – denn eigentlich hätte die Verwaltung ab Mittag schließen sollen, tat es dann aber nicht: "Die Leute müssen ja registriert werden. In diesem Fall waren das Ivorer, Leute von der Elfenbeinküste. Die hatten ja alle wieder keinen Pass und keine Papiere."
Ein Dolmetscher sei, wie sonst meist üblich, auch nicht mitgekommen, da habe sich die Gemeindeverwaltung selbst organisieren müssen. "War nicht einfach, das Team hat sich aber gut geschlagen", sagt der Bürgermeister.
Geflüchtete von der Elfenbeinküste haben keine gute Bleibeperspektive: Ihr Land gilt als relativ stabil, es soll bald als "sicheres Herkunftsland" eingestuft werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Asylanträge der Unterpleichfelder Neuankömmlinge genehmigt werden, ist also klein. Susanne Schraut, die Frau des stellvertretenden Bürgermeisters, gibt im Mai und im Juni den Ivorern trotzdem Deutschunterricht und macht Besuche.
Anfang Juli erfährt sie zu ihrer Überraschung, dass die Johanniter, die mit den Maltesern in dieser Notunterkunft eingesetzt sind, jetzt selbst den Ivorern Deutschkurse anbieten wollen. Anders als in den meisten anderen unterfränkischen Landkreisen, haben die Johanniter und Malteser im Landkreis Würzburg kein Problem, neue Leute für das ehrenamtliche Integrationsdienst-Team zu finden, sagt ihre Sprecherin Theresa Batta. Man erklärt sich das mit der großen Zahl hilfswilliger Studierender aus dem Würzburger FH-Studiengang "Soziale Arbeit".
Ehrenamtliche investieren viel Herzblut und Zeit – aber dann sind die Flüchtlinge wieder weg
Susanne Schraut weiß, warum bei ihren früheren Mitstreitern aus dem Ort, die 2015 ehrenamtlich halfen, mittlerweile das Engagement lahmt: "Man laugt aus", sagt sie. "Etliche Ehrenamtliche haben früher ganz enge Kontakte geknüpft mit den Flüchtlingen, haben Zeit und Herzblut reingegeben. Und dann waren die Flüchtlinge weg, von einem Tag auf den anderen." Verlegt, zurückgekehrt – was zutrifft, erfahren die Helfer oft nicht. Sie habe von einer Frau gehört, die habe für einen Asylbewerber eine Wohnung angemietet und eingerichtet, sagt Schraut. "Und der war dann verschwunden."
Schraut berichtet zudem von früheren Ehrenamtlichen, die sich vielleicht "zu viel" engagiert haben: "Da haben Leute zum Beispiel ihre Handynummer rausgegeben und wurden dann rund um die Uhr angerufen, bei der Arbeit, in der Nacht. Das zehrt. Die Leute haben gelernt."
Es sei ja auch nicht so, dass andere Unterpleichfelder Einwohner sich der Hilfe für Zuwanderer gänzlich verschlossen hätten – im Gegenteil. Susanne Schraut kennt etliche Frauen aus dem Ort, die nach wie vor jene afghanischen oder syrischen Familien unterstützten, die 2015 oder 2016 nach Unterpleichfeld kamen. "Das bindet natürlich Zeit. Um Neuankömmlinge kann man sich da nicht mehr kümmern."
Der Bürgermeister hält Unterpleichfeld für willkommensfreudig und weltoffen
Und neue Flüchtlinge kommen. "Die Balkanroute ist wieder besser begehbar, das Mittelmeer im Sommer gut befahrbar, der Kriegsverlauf in der Ukraine ungewiss", hieß es bei der jüngsten Bürgermeistertagung im Landratsamt Würzburg. Das heißt: Zu den rund 9000 Geflüchteten, die laut Regierung von Unterfranken in diesem Jahr in Unterfranken schon angekommen sind, werden heuer noch viele weitere kommen. Aber wo sollen sie wohnen, von wem sollen sie betreut werden, wenn es jetzt schon eng ist?
Bürgermeister Alois Fischer hält seinen Ort für weltoffen, willkommensfreudig und tolerant: "Wir leben hier vom Gemüseanbau, da sind wir gewohnt, dass jährlich rund 300 rumänische und polnische Saisonarbeiter hier sind. Das gab nie Probleme." Auch die rund 100 afghanischen und syrischen Flüchtlinge von 2015 seien gut aufgenommen worden.
Aktuell leben Fischer zufolge in dezentralen Unterkünften in Unterpleichfeld rund 40 Menschen aus der Ukraine, überwiegend Frauen und Kinder. Zusätzlich die Menschen von der Elfenbeinküste in der Notunterkunft: Ihre Zahl steigt stetig, liegt Anfang Juli bei rund 60. Immer mal wieder zögen auch Verwandte von schon im Ort lebenden Flüchtlingen her. "Wegen Familiennachzug. Vor ein paar Wochen kamen plötzlich rund acht Personen an, direkt vom Flughafen. Wir haben eine Pension angemietet." Auf den Kosten für die Pension bleibe die Gemeinde zwar sitzen. Aber alles in allem sei die Situation noch händelbar, sagt der Bürgermeister.
Eine Parallelstruktur will man im Ort nicht
Gibt es in einer Zeit, in der der sowohl der bayerische Städtetag, der bayerische Landkreistag wie auch der bayerische Gemeindetag öffentlich gemahnt haben, dass man bei der Aufnahme von Flüchtlingen am Limit sei, in einer so weltoffenen Gemeinde wie Unterpleichfeld eine Belastungsgrenze?
"Naja, ein paar mehr Leute verkraften wir noch", sagt Alois Fischer. Familien integrierten sich leichter und würden von der Bevölkerung eher akzeptiert. Er berichtet aber auch, dass "Ängste aus der Bevölkerung" an ihn herangetragen wurden: "Angenommen, die Zahl der Asylbewerber mit schlechter Bleibeperspektive stiege über 100, angenommen wir hätten eine dreistellige Zahl junger alleinstehender Männer hier, die nicht arbeiten und hier im Ort auch keine Beschäftigung haben – damit etablierte man eine Parallelstruktur und das wäre für die Leute im Ort ein Anlass zur Besorgnis."
Fischer überlegt und dann sagt er: "Und wenn wir unsere Mehrzweckhalle belegen müssten – also das gäbe richtig Ärger."
Die Frage ist wie lange noch.
Kein Wunder das diese geistigen Brandstifter immer mehr Zulauf bekommen.
Ändert die Gesetze, dass aufgenommene auch arbeiten dürfen, dann steigert das auch die Akzeptanz. Jemand der den ganzen Tag gearbeitet hat, kommt auch nicht auf blöde Ideen. Es muss natürlich ein bisschen was bei herumkommen. Aber genug zu tun gäbe es mit Sicherheit in jeder Gemeinde.
Im Bürgergeld zu verweilen ist wesentlich lukrativer.
Ampelregierung erhöhen sie weiterhin die Sätze, damit keine Anreize geschaffen werden.
Machen Sie mal einen Selbsttest über 2 Monate ob sie sich mit 5,75 Euro pro Tag (Kinder nur 3 Euro pro Tag) gesund ernähren können.