
Der öffentliche Nahverkehr soll effizienter, die Angebote sollen attraktiver werden – mit diesem Ziel unterstützt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die digitale Entwicklung der Mobilität. Nach einem Förderaufruf im vergangenen Jahr wurden laut Ministerium 200 Projektskizzen eingereicht. Mit rund 40,9 Millionen Euro fördert der Bund nun 75 Digitalisierungsprojekte – eines davon in Würzburg mit rund 2,3 Millionen Euro.
Wofür verwendet der Nahverkehr Mainfranken (NVM) diese Mittel? Und was bedeutet das für die Fahrgäste? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wofür verwendet der NVM die rund 2,3 Millionen Euro?
Der neue regionale Verkehrsverbund NVM plant die Einführung eines Systems, das dem bargeldlosen Ticketsystem "SWeasy" ähnelt. Seit Januar ist "SWeasy" in den Schweinfurter Bussen im Einsatz: Bei dem ID-basierten System dient etwa die Bankkarte oder eine Prepaidkarte als digitales Ticket für den ÖPNV. Die Karte wird beim Ein- und Aussteigen zum Ein- oder Auschecken an einen sogenannten Validator gehalten. Zur Umsetzung eines solchen Systems kauft der NVM 1154 mobile, 83 stationäre sowie 67 handgeführte Prüfgeräte für Busse und Bahnhaltepunkt.

Wer den Fahrdienst Callheinz in Teilen der Landkreise Schweinfurt, Kitzingen, Rhön-Grabfeld, Haßberge und Würzburg nutzt, kann sich beim Fahrer über die handgeführten Validatoren ein- und auschecken. "Callheinz ist wichtig als Zubringer zu größeren Nahverkehrsknoten, um dort die Weiterfahrt mit dem Linienverkehr zu ermöglichen. "Fahrgäste müssen Callheinz zwar weiterhin buchen, aber fahren dann mit einem durchgängigen NVM-Ticket", erklärt NVM-Prokuristin Juliana Chamberlain.
Weil die Förderung durch den Bund Ende 2026 ausläuft, sollen noch in diesem Jahr erste Tests starten, kündigt Geschäftsführer Christopher Alm an. "Das neue Ticketsystem wird aber nicht flächendeckend in einem Rutsch installiert, denn wir reden über viele Fahrzeuge und Bahnhaltepunkte, die umgerüstet werden müssen." Ziel ist es, das neue System ab Mai 2026 einzuführen.
Welchen Vorteil hat das neue Check-in- und Check-out-System?
Für Fahrgäste hat das System laut NVM den Vorteil, dass der günstigste Preis nach dem letzten Check-out abgebucht wird: Macht man an einem Tag mehrere Fahrten, "wird am Ende automatisiert überprüft, welches Ticket das richtige ist", erklärt Juliana Chamberlain. "Dann wird beispielsweise der Preis der Tageskarte abgebucht, weil es der günstigste ist."
Als weiteren Vorteil nennt Alm, dass Fahrgäste nicht mehr zum Fahrer müssen, um den Fahrschein zu kaufen. Nach wie vor mangele es an Busfahrerinnen und Busfahrern. "Das können wir beispielsweise auffangen, wenn wir viele ausländische Fahrer anwerben", sagt der Geschäftsführer. "Diese sprechen größtenteils am Anfang aber kein fließendes Deutsch und können den Fahrgästen keine Auskünfte zu Fahrkarten oder Tarifen geben. Das ist auch nicht ihre eigentliche Aufgabe."

Das einfache System komme dazu auch den Touristen zugute, die sich nicht mit den Waben und Tarifen auskennen, sagt Alm.
Vorteil für den Verkehrsverbund: Er erhält durch das System Fahrgastdaten in anonymisierter Form und weiß damit genau, wo jemand hin möchte. "Das ist wichtig für die Linienführung und unsere Fahrplanplanungen sowie für die Umsteigezeiten", sagt Alm.
Wo wird das neue Check-in-System nicht eingeführt?
Laut NVM wird das Check-in- und Check-out System im ganzen NVM-Gebiet - außer in der Stadt Würzburg und im Landkreis Haßberge geplant.
Im Landkreis Haßberge würden nur die Bahnhaltepunkte Haßfurt, Zeil und Ebelsbach-Eltmann angebunden. "Wenn dort jemand mit dem Zug ankommt, kann er auschecken", sagt Alm.
Wie kommen ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer dann weiter? Auf Nachfrage erklärt Monika Göhr, Sprecherin des Landratsamts Haßberge: "Es ist geplant, dass der Nutzer bei einem Umstieg vom Zug auf den Bus an den Validatoren einen Zielort eingeben kann. Der Validator druckt dann ein entsprechendes Ticket aus."
Göhr verweist darauf, dass der Landkreis Haßberge auch zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) gehöre und bereits mit der egon-App ein solches System nutze. Angesichts der Haushaltslage komme die Finanzierung eines weiteren Systems nicht infrage.

Auch die Stadt Würzburg hat sich gegen das neue Ticketsystem entschieden und nennt etwa fehlende Haushaltsmittel als Grund.
Nur der Hauptbahnhof und die Bahnhaltepunkte Würzburg Süd und Würzburg Heidingsfeld erhalten eine Anbindung mit den Validatoren. Eine Ausnahme sind die Landkreisbusse, die in Würzburg starten und mit Validatoren ausgestattet sind.
Gibt es im Bus künftig noch Tickets mit Bargeld zu kaufen?
Dass Fahrkarten in den Bussen in der gesamten NVM-Region nur noch bargeldlos erhältlich sind, sei nicht geplant. Ausnahme bleibt laut Alm die Stadt Schweinfurt. Dort, sowie im gesamten Verbund, können Fahrscheine über die NVM oder WVV-App, online und am Automaten gekauft werden.
Zum Start des neuen Systems "bieten wir Digital- und Papiertickets parallel an", sagt Alm. Der NVM beobachte, über welchen Vertrieb die Fahrgäste ihre Tickets beziehen und schaue dafür auch nach Schweinfurt: "Wir wollen aus den Schwierigkeiten lernen und versuchen beispielsweise die Prepaidkarten früher auszugeben als in Schweinfurt."
Für den Tourismus und vielen internationalen Besuchern.
Aber auch für den Alltag zur Reduktion der Verspätungen von Busen durch gleichzeitiges öffnen aller Türen.
Warum es Drittanbieter in Mainfranken braucht, obwohl die WVV mit ihrer Komfortkarte bereits Infrastruktur für so ein System unterhält erschließt sich mir nicht.
das sie sich da ausgedacht haben?
da setz ich mich doch lieber in mein Auto
bevor ich mir diesen Dschungel an Tarifen antue...
Ein Faschingsscherz? Ich wohne in Haßfurt und kann Callheinz nicht nutzen, weil es Callheinz hier einfach nicht gibt, obwohl die Förderung bis zu 65 % beträgt und es darüber hinaus bei entsprechenden Voraussetzungen noch mehr gibt, wenn ich richtig informiert bin. Nicht einmal zum Bahnhof komme ich vernünftig mit unserer Art "Schulbussystem", das wir hier haben, obwohl ich hier in der Nähe einer der Durchgangsstraßen wohne. Schade, dass das gerade junge Familien mit Kindern ausbaden müssen. Deutschlandticket vernünftig nutzen - dafür wegziehen müssen?
Leider hilft "CallHeinz" auch nicht wirklich weiter - sofern Sie Landkreis übergreifend fahren müssen. So fährt "CallHeinz" aus dem Lkr. SW nicht nach Hassfurt oder Zeil, von wo man kostengünstiger mit dem VGN-Ticket nach Bamberg oder Nürnberg kommt.
"CallHeinz" fährt bis zur nächsten Linienbusstation und dann z.B. nach Schweinfurt, was eine lange Fahrzeit und deutlich höhere Kosten verursacht - Deutschlandticket hin oder her.
Zudem ist es Glücksache, eine "CallHeinz"-Fahrt zu ergattern - meist ist er als "Mutter-zur-Schule-Ersatztaxi" unterwegs.
Auch Schichtarbeiter sind von "CallHeinz" ausgeschlossen, weil er erst ab 7 Uhr morgens fährt.
Zu ihrer Frage am Ende: insgesamt betrachtet kommen der ÖPNV und das Deutschlandticket nur den Einwohnern von Städten und deren "Speckgürtel" zu Gute.
Alle anderen zahlen mit, bleiben aber aussen vor.
Gerhard Fleischmann
Das ändert aber nichts daran, daß das Deutschlandticket (drei Milliarden Subvention) relativ günstig ist. Das Autofahren wird viel, viel stärker von der Allgemeinheit finanziert; allein das Dieselprivileg macht 8,2 Milliarden, Dienstwagenpauschale knapp 6 Milliarden, Entfernungspauschale (die eher dem Land zugute kommt) 6 Milliarden. Dazu kommen die externalisierten Kosten von Schäden an Mensch und Natur durch Unfälle, Abgase und Lärm.
Insgesamt dürfen sich die "Landbewohner" bezüglich Subventionierung ihrer Mobilität wirklich nicht beschweren. Der ÖPNV sollte freilich überall ausgebaut werden, auch weil er in der Summe deutlich günstiger für die Allgemeinheit als das Autofahren ist.
Warum kein einheitliches System über alle Verkehrsverbünde, das softwaregesteuert abrechnet. Das wäre eine Aufgabe für unsere entsprechenden Hochschulen.
Machbar, wenn es hierzu einen politischen Willen gäbe.
Von meinem Wohnort ist seit dem 1.1.25 mit dem Start der NVM z.B. ein 6-er Ticket um mal eben 22,62% teurer geworden, von 16,80€ auf 20,60€.
Da hilft es auch nicht, wenn man endlich auch digitale Tickets nutzen kann.
Das hat auch Einsparpotenzial für die Betreiber: Das teure Spezialpapier für die Tickets wird nicht mehr benötigt, die Automaten müssen nicht mehr befüllt und entleert und vielleicht überhaupt nicht mehr betrieben werden. Das spart Kosten und Personaleinsatz. Ebenso konnten wahrscheinlich viele Verwaltungstätigkeiten standardisiert und zusammengelegt werden.
Der Kunde merkt von all diesen Rationalisierungsmaßnahmen allerdings nichts. Im Gegenteil
Attraktiv ist anders. Vermutlich sollen nicht zu viele Leute den ÖPNV nutzen....
Dann stimmt meine Vermutung im letzten Satz, dass eben ein attraktiver ÖPNV nicht gewünscht ist. Die Leute sollen ihr Auto benutzen.
Wenn ich das Gejammere höre, dass ÖPNV nie profitabel wäre, habe ich mich schon immer gefragt, was wohl profitabler wäre: ein voller Bus, bei dem jeder Fahrgast 3 € bezahlt oder ein halb leerer Bus, bei dem jeder Fahrgast 5 € bezahlt.
Das wäre doch mal ein Experiment: Einfach mal billiger machen, höhere Auslastung erzielen, mehr Ertrag erwirtschaften. Nur traut sich das niemand, nicht mal als Experiment auf einer einzelnen Strecke. Stattdessen immer nur: Es rechnet sich nicht also müssen wir teurer werden. Bis halt irgendwann der Laden zugemacht wird, weil überhaupt keiner mehr mitfährt.
Ich würde es mal drauf ankommen lassen.
Man muß sich nur in Europa umschauen: Österreich, Italien, Frankreich, Belgien - alles Länder, die ein vergleichbaren Wohlstand besitzen. Dort ist der ÖPNV viel, viel günstiger als bei uns.
Woran liegt das? Vielleicht weil diese nicht so eine Autolobby wie wir haben, die den ÖPNV und die Bahn teuer und schlecht sehen möchte, damit mehr Menschen vom Auto abhängig sind?
KEINER hat dem in der Sitzung widersprochen. Also haben wir in Schweinfurt schon vor dem Verkehrsverbund draufbezahlt. Jetzt zahlen wir noch mehr für schlechtere Anbindungen, besonders an den Wochenenden am Abend, da kommt man nicht mehr zurück nach Hause weil kein Bus mehr fährt. Aber darüber Jammern, dass die Innenstadt zunehmend stirbt.